miihungen zuerst zugewcndet sind, erheben sich Stimmen, welche Zeugniss
ablegen, dass der Werth der Hausindustrie dort anerkannt wird. Gebirgs-
länder haben vor Allem Ursache, diese Angelegenheit nicht unbeachtet
an sich vorübergehen zu lassen. Sie müssen ihr volle Aufmerksamkeit
schenken, wenn sie der Gefahr entgehen wollen, dass in die getreide-
armen Thäler Verarmung einziehe und ihrc Bewohner zur Auswanderung
gezwungen werden. Tyrol hat an der benachbarten Schweiz ein Bei-
spiel, was ein Gebirgsland, das nicht genug Lebensmittel erzeugt, um
davon leben zu können, und das fern von den grossen Verkehrslinien
der Welt liegt, aus eigener Kraft zu leisten im Stande ist. Auch nach
Deutschbühmen sollte Tyrol blicken, auf die Heissigeu Bewohner des
Isergehirges, auf die Bewohner von Steinschönau und Haida mit der
llausindustrie für Glasraflinerie, die sich einen Weltmarkt geschaffen hat.
Die Tyroler Handelskammern mögen einen Blick auf die schönen und er-
folgreichen Bemühungen der Prager Handelskammer werfen, zu Graslilz
und im benachbarten Erzgebirge durch Lehrwerkstätten die Hausindustrie
der Spitzenklöppelei zu heben. Tyrol wird jene Männer segnen, die es
dahin bringen, den industriellen Geist in seinen Thülern zu beleben und
der Hausindustrie hilfreich unter die Arme zu greifen.
Als ein Symptom eines besseren Geistes, einer erwachenden Ein-
sicht in die Bedürfnisse des Landes betrachten wir einen Bericht über
die Zustände des Oberinnthales, der in dem „Boten von Tyrol und Vor-
arlberg" vom 12. März d. J., wenn wir nicht irren aus der Feder des
Prof. Zingerle, erschienen ist und der in dem Wunsche gipfelt, eine
Winterabendschule für Zeichner und Schnitzer errichtet zu
sehen. Die Ansicht des Verfassers, dass eine solche Schule dem Thale
zum Nutzen gereichen würde, vollkommen billigend, theilen wir den Ar-
tikel seinem vollen Inhalte nach mit dem Wunsche mit, es möchte eine
kundige Hand es unternehmen, den Zustand der heutigen Haus-
industrie in ganz Tyrol zu schildern.
lmsl, 9. März.
„Es scheint mitunter zum guten Tone zu gehören, über uns Ober-
liinder vornehm die Achseln zu zucken, oder uns, als jedem Fortschritt
feindlich, zu verschreien. Man thut uns Unrecht, denn Oberinnthal gehört
wohl zu den ärmsten Gegenden, aber seine Bewohner stehen an geistiger
Begabung den Söhnen anderer Landcstheile gewiss nicht nach. Oft genug
hört man, dass dic Studenten aus dem Oberlande trotz aller Entbehrungen
die besten Plätze einnehmen, und Namen wie Dr. Josef Stapf, Josef
Ambros Stapf, Al. Flir, Al. Messmer, Prof. Daum, Joh. Pfeiffer,
Joh. Senn etc. werden in der Entwicklungsgeschichte unseres Vaterlandes
immer mit Ehren genannt werden müssen. Man greife aber auch uns ein
wenig unter die Arme und suche uns maieriell und geistig zu heben.
Bittere Armuth, und die ist bei der allzugrossen Zerstücklung des Grundes