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(Cnrl Freiherr v. Lewinsky und Joseph Capellmann 1-.) In den
letzten Wochen hat der Tod zwei Persönlichkeiten aus der Reihe der
Mitlebenden gerissen, welche zu dem Museum in naher Beziehung standen.
Carl Freiherr v. Lewinsky (geb. zu Lemberg 1813, 1' zu Brünn
am 25. April 1869), war zur Zeit, als das österr. Museum gegründet
wurde, Chef des Unterrichts-Departements im k. k. Staatsministeriilm
und Präsident der Commission, welche die Statuten des Museums zu
entwerfen hatte. Seine vielseitige Bildung, sein wohlwollender, allen
bureaukratisch-starren Formen abgeueigter Charakter machten ihn ganz
vorzüglich geeignet, in die Angelegenheiten des Museums fördernd ein-
zugreifen nnd er that dies auch unermüdlich und erfolgreich. Er folgte
mit lebhafter Theilnahme der Entwickelung dieses Instituts auch in der
Zeit, da er an das Oberlandesgericht nach Brünn versetzt wurde. Eine
ehrenvolle Erinnerung werden dem Todten alle jene bewahren, die sich
für das Museum interessiren.
Joseph Capellmann, gestorben zu Wien am 25. April d. J. im
27. Lebensjahre, gehörte in den Kreis der jüngeren, aus der Schule
Friedr. Schmidtfs hervorgegangenen Architekten, die mit reiner Begeiste-
run für Kunst sittlichen Ernst und nicht geringes wissenschaftliches
Stre en verbinden. Zu letzterem mag wohl die gute Gymnasialbildung
beigetragen haben, die er sich unter der Leitung seines Vaters (vordem
Gymnasialdirector am akadem. Gymnasium) erworben hat. Er gvhörte
der Kunstlerrichtung an, deren Studien auf der Kunst des Mittelalters
fussen und nahm an den Arbeiten des Museums - auch an den wissen-
schaftlichen - lebhaften Antlieil. In den Portefeuilles des Museums be-
findet sich eine Reihe von Zeichnungen, die Capellmann nach mittel-
alterlichen Vorbildern des Museums ausgeführt hat.
(Dlusterausstellung der österr. Kunstinduslrie 1871.) Das h.
k. k. Handelsministerium hat der Direction des Museums mit Erlass
vom 20. April Z. ö947fööl bekannt gegeben, dass es in der für das
Jahr 1871 angeregten Musterausstellung der österr. Kunstgewerbe ein
ganz geeignetes Mittel erkenne, die inländische Kunstindustrie zur wei-
teren Entwickelung anzueifern und. den durch das Museum für Kunst
und Industrie geförderten Fortschritt derselben zur Anschauung zu bringen.
Das Handelsministerium erklärte ferner, sich die möglichste Förderung
dieses Ausstellungs-Unternehmens angelegen sein zu lassen, und bezeich-
nete den Ministerial-Concipisten v. Steinbauer-Seydel als seinen
Vertreter, an welchen allfällige Einladungen zu den Sitzungen des Aus-
stellungs-Comite zu richten waren.
(Besuch des Museums.) Die Anstalt wurde im Monate April von 10.577 Per-
sonen besucht.
(Geschenke llll das Museum.) Der hochverdiente Correspondent des Museums
in Paris, Herr Hofrath Dr. Wilh. Ritter v. Schwarz, hat der Bibliothek der Anstalt
neuerdings folgende ihm über besondere Bitte von dem kaiserl. französischen Unterrichts-
rninistsr Herrn Duruy überlassene Publicationen als Geschenk übersendet, nämlich:
„Noticu nur las peinturss de Peglise ds St, Slvin, pur Märimee et Girard Segnior", Puri!
1845, ein Toxtfolio mit 4 Heften und 42 Tafeln; „Monogmphie ds ls. Cnthädrale de
Chartres", Paris 1865. 9 Hefte mit 72 Tafeln Abbildungen; „Comptes des dspensss de In
cnnstruction du Cbätenu de Gnillou psr Deville", Paris 1850, 1 Quartbsnd Text und 1
Atlas mit 16 Tafeln, und „Statistique monumenhlle de Paris pur Albert Lenoir", Paris
1867. l Quartband Text und 36 Hefte mit 265 Tafeln Abbildungen. Ausserdem hat Herr
Hofrath v. Schwarz dem Museum ein vollständiges aus 13 Binden bestehendes Fixen:-
piu des französischen amtlichen Berichtes über die letzte Pariser Weltausstellung des