43'?
(Das Ergllnzungslu-fl des Vernrdnungshlalta-s) fiir den Diensthercich des
k. k. Ministeriums fiir Cultus und Unterricht - enthaltend die Kundmachungen vom
I. Jiinuer bis Ende März 1869, insbesondere die sanctionirten Landesgesetze über die
Schulaufsicht - ist soeben erschienen und kann durch die k. k. Hof- und Staatsdruckerei
bezogen werden.
(Internationale Ausstellung ln Amsterdam.) Nach einer an die Handels-
und Gewerbekammer in Wien gelangten efiiciellen Mittheilung wird die für den Split-
sommer d. J. von dem niederländischen Verein zur Förderung der Fahriks- und Gewerbe-
ludustrie veranstaltete internationale Ausstellung von Gegenständen, welche die häusliche
und gewerbliche Oekonumie des Handwerkers und des Arbeiters betreffen, nun delinitiv
in Amsterdam stattfinden, indem eine namhafte Betheiligung aus allen Ländern zu
einer Erweiterung des Unternehmens drängte. Insbesondere zeigt sich in Preussen, Frank-
reich und England das lebhafteste Interesse fiir diese Ausstellung, und grosse Vorberei-
tungen werden dort getroffen, um in allen Abtheilungen der Exposition mit den heimischen
Leistungen zahlreich und würdig vertreten zu sein.
indem die Kammer bei dem gegebenen Anlasse die betheiligtsn Kreise neuerdings
einladet, dem wichtigen und interessanten Unternehmen die verdiente Aufmerksamkeit zu;
zuwenden, fügt sie bei, dass das Ausstellungs-Programm im hierortigen Bureau eingesehen
werden kann und daselbst auch die Anmeldungs - Blanquette ausgefolgt werden. Die
Kammer ist ferner bereit. die Correspondenz zwischen den Ausstellern und dem niederlän-
dischen Ansstellungs-Comite zu besorgen, wie überhaupt den n. ü. Theilnehmern in dieser
Angelegenheit nach jeder Richtung hin fördernd an die Hand zu gehen.
(Kunslarewerbr-scllulr in (Ilfe-nbaclr.) Aus Oßenbach wird geschrieben: „Die
Kunstindnstrieschule unserer Stadt erfreut sich nach einjlthrigem Bestands des wünschens-
werthcsten Erfolges. 30 Schüler, den verschiedensten Fscbberufen zustrebend, Architekten,
Lithographen, Maschinenbauer, Portefeuiller (wie man hier sagt) entwickeln sich zum Theil
mit Auszeichnung unter der tüchtigen Leitung des Herrn Architekten und Malers Müller.
Herr Müller, ein noch junger, aber ebenso tüchtiger Mann, war im letzten Winter in Ita-
lien und brachte eine reiche Ausbeute an baulichen und landschaftlichen culorirten Skizzen
mit nach Hanse.
Die Kunstindustrieschule hat nun auch begonnen, ihre weiteren Zwecke in's Werk
zu setzen, nämlich Ausstellungen und iitfentliche Vorlesungen zu veranstalten.
Jüngst sahen wir dort das Bild des in Frankfurt lebenden, von hier gebürtigen Malers
Prof. Bode: "Graf Rudolf von Habsburg, der den Priester mit dem Viaticum auf sein
Pferd setzt und ihn über den Strom leitet." Dieses Bild, bei einem Kölner Preisaus-
schreiben gakrönt, mit mancherlei Vorzügen ausgestattet, laborirt leider an den Einflüssen
der Schule, nämlich der Steinlvischcn; des Gedankens Blässe ist ihm angelnriinkelt. Man
wciss auch nicht recht, ob die Landschaft oder der menschliche Vorgang die Staßage
bildet; vom Standpunkte der Intention aus ist die Landschaft jedenfalls zu überwiegend.
ilodentlich wird Herr Bode jetzt etwas reisen und den sonnigen Süden heimsuchen; bis
jetzt war er malender Anaehoret.
Die Vorlesungen für das hiesige kunstindustrielle Publicnm wurden in voriger
Woche durch Dr. Karl Grün eröffnet und zwar mit einem Vortrage „über Architektur
und Plastik der Renaissance"; zwei weitere Vorträge werden die Malerei und das Deco-
rative derselben Periode zum Gegenstande haben. An Stichen und Photographien zur
Illustration war kein Mangel; nur an Gygeabgiissen ist das Cabiuet der jungen Anstalt
noch ziemlich arm.
Dann wird Herr v. d. Launitz aus Frankfurt drei Vorträge halten über antike
Plastik. und Dr. Schäfer von Darmstadt über Elfenbein-Schnitzwerk und Kunst der
Bnchbinderei reden. Sie sehen, der Anüsng ist auch hier gemacht, wo er, gerade wegen
der unmittelbaren Nähe von Frankfurt, relativ sehr schwer zu nennen war. indessen der
Eifer unserer besten Bürger und die unermüdliche Thitigkeit des Kreisrathes v. Starck
haben iibrr die ersten Schwierigkeiten hinweggehulfen und an Interesse für schöne Form
nethwendiger Gegenstände kann es in einer Stadt nicht fehlen, die eigentlich nur ein cin-
siger Productionsfocus ist."