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steht. Die Akademie der schönen Künste, welche ihre neue Organisation
. noch in keiner Weise zu rechtfertigen verstand, hat nicht die Kraft, die
Kunst Frankreichs, die sich auf einer schiefen Ebene befindet, vor
dem Verfalls zu retten, dem sie entgegengeht, wenn sich nicht in dem
Schoosse der französischen Gesellschaft selbst, wie im grossen politischen
und socialenLeben, so im künstlerischen, ein Regenerationsprocess vollzieht.
Die Macht zu einer solchen Wiedergeburt hat zur rechten Stunde F rank-
reich nie gefehlt; sie wird auch in unseren Tagen wieder kommen. Aber
der Einfluss der grossen Kunst auf das Gebiet der Kunstindustrie kann
unter diesen Umständen kein günstiger sein.
Dazu kömmt, dass die Organisation der Museen in Paris keine er-
heblichen Fortschritte macht. Alle hervorragenden Fachmänner klagen,
wie das Publicuxn; die Herren Vaillant und Nienwerkerke sind ihrer Auf-
gabe nicht gewachsen und keine Fachmänner, wie es zu Napoleon I. b
Zeiten die Denen und seine Collegen gewesen sind. Darüber werden
wir bei einer anderen Gelegenheit ausführlicher sprechen. Auch das
Musee Cluny bleibt in jener malerischen aber dilettantenhaften Aufstellung,
in der es Du-Sornmerard pere hinterlassen hat. Dort ist auch nicht einmal
der Versuch gemacht worden, nur den bescheidensten Anforderungen einer
Reorganisation zu entsprechen.
Gelehrte und Industrielle, Inländer wie Fremde beklagen gleich-
mässig den Mangel an Reformideen in den Museen von Paris. Die Fran-
zosen insbesondere, welche von England herüber, auch von deutschem
Boden aus, vom Fortschreiten in der Organisation der Museen hören,
und welche auch auf praktischem Gebiete - und da hört auch bei den
Franzosen jeder Spass und jede vornehme Passion auf -- die Folgen
der Vernachlässigung ihrer geistigen und materiellen Interessen empfinden,
haben ein volles Recht unzufrieden zu sein mit dem Zustande, in dem
sich gegenwärtig die Smatsmuseen in Paris befinden.
Die französische Gesellschaft macht allerdings fortwährend Versuche.
durch Acte der Selbsthilfe sich auch auf diesem Felde aus der Lage zu
befreien, in welcher sie sich befindet. Die Gründung der Union centrale
des Beaux-Arts, die Veranstaltung solcher Ausstellungen, wie die des
Mnsee retrospeetif im Jahre 1861, des Musee oriental in diesem Jahre,
die Gründung der Ecole centrale et speciale d'Architecture des Herrn
Trelat sind Acte solcher Selbsthilfe, deren Bedeutung um so höher an-
zuschlagen ist, als der französische Geist und die französische Gesetz-
gebung im Jahrhundert des Qäsarisrnus solchen Bestrebungen nichts we-
niger als günstig sind. Aber man darf nicht verkennen, dass man in
dem Lande der Selbsthilfe par excellence, England, selbst aufgehört hat,
alles von der Selbsthilfe zu verlangen _und nichts von der Stantshilfe zu
erwarten, und dass sich auf dem Gebiete der Museen und des Kunst-
Unterrichtes eine Reform vollzogen hat, die, Welt entfernt Selbsthilfe zu
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