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zweige besonders fordern will und das in Paris schon durch Sperial-
schulen für Xylographie und für Bronzearbeiter vertreten ist. Auch die
Ecole ceramique des Herrn Gollinot am Boulevard d'Auteuil bei Paris
und die keramische Specialschule in Limoges sind in der Reihe der
Schulausstellung zu finden. Ganz interessant ist es auch, dass einige
der Ecoles des Freres und der von der Municipalität von Paris unzer-
stützte Mädchenschulen mit Blumenmalerei, mit Porzellan- und Glas-
malerei sich beschäftigen. Wir kommen auf diesen Gegenstand gelegent-
lich noch ausführlicher zurück. '
Wir können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam
zu machen, wie es nicht hlos nöthig ist, den Zeichenunterricht als ein
allgemeines Bildungsmittel, wie es Lesen, Schreiben und Rechnen sind,
in den Volksunterricht aufzunehmen, sondern, wie es auch geboten ist,
diesem Unterrichts so früh als möglich gleich die Richtung auf jene
Zweige der Kunstindustrie zu geben, die an einem bestimmten Orte zahlreich
geübt werden und einen besondern Aufschwung von jener Fertigkeit im
Zeichnen oder Malen erwarten, welche von Jugend auf geübt wird. Wir
können diese Bemerkung, welche wir schon oft gemacht haben, nicht
oh genug wiederholen und haben dabei gleichermassen die Bedürfnisse
unserer Industrie und die Lage des Zeichenunterrichtes in unseren Volks-
schulen vor Augen. Der Zeichenunterricht hat bei uns noch immer zu
sehr den Charakter des Spielenden und des Tandelnden und den einer
blossen Erholung. als den Charakter einer Vorbereitung für das ernste
praktische Leben. Das gilt am meisten von dem Zeichenunterricht in
den Mädchenschulen und in gewisser Beziehung auch vom Uuterrichte
in weiblichen Arbeiten daselbst.
Eine ganz besondere Abneigung scheint man in Oesterreich gegen
die Gründung von Specialschulen zu haben, ein Vorwurf, der weniger
die Regierung als die Landtage und noch weit mehr die betreffenden
Industriellen trifft. Mangel an Erziehung, Furcht, dass durch einen ver-
besserten Unterricht aus der Reihe der Schüler ein neuer Concurrent
erwachsen könne, sind Ursachen dieser Erscheinung, vor Allem aber die
Gewohnheit, Alles in Angelegenheit der Schulen von der Regierung zu
erwarten und nichts durch eigene Kraft und Initiative zu thun. Die ein-
zigen Weberschulen in Reichenberg und Brünn machen. davon eine glän-
zende Ausnahme, alle anderen Schulen, und das gilt insbesondere von
der Webereischule in Wien, leiden durch die ungenügende Unterstützung
von Seite jener Industriellen, die am ersten berufen wären, sie zu
fördern.
Um wieder auf die französischen Schulen zurückzukommen, so be-
merken wir, dass in den besseren dieser Schulen das Zeichnen nach
Vorlagen gänzlich aufgegeben ist, meist nach dem Runden und durch-
weg mit der Kohle gezeichnet wird. Die Schulen der Freres haben sehr