jetzt gänzlich der prächtigen Muscheln oder Ueberdachungen, die einst
deren Abschluss nach Oben bildeten; diese wurden alle an die Trödler
als Brennholz verkauft - zu -vier Bajocchi das Stück. Gegenwärtig
bilden die Sitze nicht mehr separirte Nischen und sind zu neun auf je
einer Seite der Capelle auf ;dem geraden Boden neben einander gestellt.
Es sind darauf Werkzeuge, Früchte, Blumen, Geriithschßften und andere
Dinge mit einer wahrhaft bewundernswerthen künstlerischen Vollendung
dargestellt. Zur rechten Hand beim Eintritte in die Capelle bemerkt
man auf der ersten Rücklehne ein Tableau mit Früchten, darunter ein
Napf mit zwei Krügen, einer aufrecht, der andere umgestiirzt, in einem
offenen Schrank; auf der nächsten Rücklehne einen andern Schrank,
darin im obern Theile eine Sanduhr, eine Lampe, ein Kästchen, unten
ähnliche Dinge, dann ein Bündel Federn, Schreibtafeln in verschiedenen
Lagen. Auf einer von diesen steht in Cursiv-Buchstaben:
R?" in X" pi JE 3.171
be et weueninis et Bonon?
In . m?" S? Michaelis in
Buscho . Priori . an . ui
Sitatori Dig"?
Bononiw. ')
Die übrigen Sitze sind alle in ähnlicher Weise verziert. Besonders
bemerkenswerth ist noch der erste zur linken Seite, worauf eine Welt-
kugel mit dem Thierkreise, Bücher mit gothischen rothen und schwarzen
Lettern, ein Kelch, ein Kreuz etc. Im siebenten Sitze zur Linken sieht
man die Figur des Papstes Gregorius in segnender Stellung. Köstlich
ist auch die letzte Riicklehne zur Rechten mit ihren perspectivischen An-
sichten von Bauwerken im Style der reinsten Renaissance.
Noch andere Arbeiten hatte Rafael, unterstützt von seinen Kloster-
genossen, die unter seiner Anleitung seine Gehilfen wurden, in San Mi-
chele in Bosco hinterlassen, besonders einige Schränke von schönem
Nussholze mit Malereien, eingelassen zwischen zierlichen Friesen und
Pilastern. Sie befanden sich im Westchore und in der Sacristei. Wie
die Bclognesische Chronik des Pietro Lauro - eines Malers, der um
1560 lebte - erzählt, rührten von unserem Meister auch her "eine schöne
Einfassung zu einer Altartafel, ganz eingelegt, und die Verzierungen zur
Orgel, die sehr lobenswerth sind". Auch diese Werke existiren heute
nicht mehr, die Schränke endeten unter den Händen der Trödler, Theile
i) Die Inschrift ist in dieser Form bei Caßi offenbar fehlerhaft abgedruckt. Nament-
lich das sinnstörende „et" in der zweiten Zeile scheint heidemale nur durch graphische
Analogie statt „de" genommen und kann der richtige Wortlaut unserer Ansicht nach nur
der sein: Reverendo in Christa patri fratri Bsrnabe de ceveninis de Bononia in monuterio
St. Miehselis in Buscho priori ac visitatori diguissimo. Bonnnißa.