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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 53)

Erhiirteter Gyps verhält sich bei neuem Brennen gerade so wie zuvor. Auch 
erhlirteter hydraulischer Kalk gibt beim Brennen das Wasser wieder ab und die 
gebrannte Masse nimmt es von Neuem auf, damit von Neuem erhärtend. 
Zu stark gegliiht wird der Gyps so dicht, dass er nicht mehr mit Wasser 
zu erhärten vermag. 
Zu stark gebrannter Cement, geschmolsener vielleicht gar, ist im selben Falle. 
Unentschieden ist noch, ob das Kalltsilicat und das Kalkaluminat unter sich 
zu einer neuen Verbindung zusammentreten oder unverbunden neben einander 
existiren. 
Je nach der Zusammensetzung der Mergel und der künstlichen Gemische 
werden diese beiden Verbindungen in verschiedenen äquivalenten Mengen sich 
bilden, so dass sich eine, allen Cementen entsprechende chemische Formel nicht 
wohl gehen lässt. 
Die Nebenbestandtheile der Materialien, das Eisenoxyd, die Bittererde, haben 
keine hydraulisirenden Eigenschaften; die Alkalien sind nützlich, insofern sie zur 
Aufschliessung des Silicats beitragen und als lösliche kieselsaure Alkalien sich 
leicht mit dem Kalk zu festwerdendem Kalksilieut umsetzen. 
Beim eigentlichen Erhiirten unter Wasser miissen sie in das Wasser über- 
gehen, welches einen Theil seiner Alkalinitiit auch wirklich ihnen verdankt. 1 
Das Erhiirien bedarf einer gewissen Zeit und einer, ein gewisses Mass 
nicht überschreitenden Wassermenge. 4 
Gypspnlver würde, mit viel Wasser angerührt, zerschlimnat werden, bevor 
seine einsehen Partikeln Zeit haben, durch Krystallisation an einander zu kitten. 
Beim hydraulischen Mörtel ist es ebenso. 
Auch die Kohlensäure des Wassers ist nicht ohne Autheil bei dem Er- 
hmnngsprocess. Sie bildet an der Oberfläche einer Schichte des hydraulischen 
Mörtels kohlensauren Kalk, der das weitere Eindringen der Kohlensäure hindert, 
indem er bald die einzelnen Zwischenräume der obern Partien verlegt. Könnte 
sie andauernd bis in das Innere der Masse eindringen, so würde sie ihn lockern 
und verderben. 
Leitet man Kohlensäure in Wasser, in welchem Cement suspendirt ist, so 
kann man ihn dadurch ganz zersetzen. Es wird kohlensanrer Kalk gebildet und 
Kieselsäure frei. 
Störend genug wirkt diese Kohlensliurezersetzung schon beim Meerwasser, 
welches immer reicher an Kohlensäure ist, wie Fluss- oder Quellwasser. 
Ausserdem leidet der hydraulische Mörtel im Meerwasser noch durch die darin 
vorhandene schwefelsaure Magnesia und das Clormaguesinrn. Diese beiden Salze 
wirken auf den Kalk des Mörtels und verwandeln ihn in schwefelsauren Kalk und ' 
Clorcalcium. Sie fressen und nagen ihn an, er kommt in's Blättern und die Bauten 
werden allmälig ihrem Buin entgegsngeüihrt. 
Die Frage, immer und unter allen Umständen dem Verderben der Cemente 
im Meerwasser vorzubeugen, ist noch nicht völlig gelöst. Nur die dichtesten unter 
ihnen sind ganz widerstandsfähig, Puzzolanmörtel mehr als hydraulische Kalkmörtel. 
und auch diese erst dann, wenn ihr Erhiirtungsprocess grösstentheils unter dem ' 
Einfluss der Luft beendigt ist. 
Der hydraulische Mörtel und der Portland-Cement hat, seit man ihn wohl- 
feil und verlässlich herzustellen versteht, auch bei Land- oder Hoohbauten viol- 
fach schon den gewöhnlichen Knlkmiirtel verdrängt, und wird namentlich da immer 
angewendet, wo es darauf ankommt, irgend einer Bau-Construction in kürzester 
Zeit einen hohen Grad von Festigkeit zu geben. 
Man kann sagen, dass Portland-Cernent mit der dreifachen Menge Sand
	        
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