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vermischt einen Mörtel gibt, der nach einigen Monaten schon fester ist, als Luft-
mörtel nach hundert Jahren. .
Und wenn an Eleganz und Schwung moderne Bauwerke oft die, früherer
Perioden übertreffen, so ist das auch mit in der grosssn Festigkeit und Trag-
fähigkeit zu suchen, die wir kiihnem architektonischen Entwürfen durch hydrau-
lischen Mörtel und Eisen zu geben vermögen.
Der gewöhnliche Luftmörtel wirkt kittend durch die sehr nllmälige Bildung
von kohlensaurem Kalk, die sich erst in grossen Zeiträumen gänzlich vollendet.
Der hydraulische Mörtel wirkt kittend durch die Wasseraufnahme eines
Kalksilicats und eines Kalkaluminats, die in sehr kurzer Zeit ihr Ende erreicht hat-
Der gewöhnliche Luftmiirtel ist auf lange hinaus eine Quelle der Wasser-
ahgsbe und erhält dadurch die Räume feucht und unbewohnbar. Der hydraulische
Mörtel im Gegentheil zieht das Wasser einer feuchten Atmosphäre an und macht
die Räume trocken.
Nur in seltenen Fällen verwendet man den hydraulischen Kalk oder Port
Iand-Cement iiir sich mit Wasser zu Brei angemacht. Nur dünne Schichten können
sich durch die ganze Masse hindurch hydratisiren, bevor die Kohlensäure ihnen
schädlich wird.
Die Regel ist, dass er mit Sand, am besten feinkörnigem aber rauhem
Quarzsand, Feuersteindehitus, Sand von feldspathhnltigen Mineralien und Gesteinen,
auch wohl von zerstossenen Ziegeln vermischt angewendet wird.
Grober Sand lässt sich nur bei Fundamentirnngen anwenden, und auch da
sollen die Zwischenräume durch eine Zuthnt von Feinsand ansgeiiillt sein.
Guter Portland-Cement verträgt auf 1 Theil 3 Theile Sand. Meistens wird
in den Fabriken schon durch Vorversuche die Menge des Sandes, die der Cement
verträgt, ermittelt, und auf den Fässern zusammt einer Gebrauchsanweisung noürt.
Der Sand wird mit dem Cementpulver zuvor gemischt und dann erst die
nöthige Wassermenge zugeiiigt, so dass ein Brei entsteht, der mit der Kelle auf-
getragen, verstrichen und verputzt werden kann.
Das Anmachen des Mörtels erfordert alle Umsicht eines erfahrenen Arbeiters.
Die Mischung muss möglichst innig sein, die Mörtelmasse darf sich von dem Sand
nicht durch du spec. Gewicht trennen, die Wassermenge muss die gerade ent-
sprechende sein.
Die zu vermauernden Steine und Ziegel werden vor dem Auftragen gehörig
geuetzt, dem verputzten Mörtel durch öfteren Anspritzen die zum Festwerden nöthige
Wassermenge zugeiiihrt.
Die Schnelligkeit, mit der der hydraulische Miirtel erhärtet, hat darauf ge-
fihrt, dieses Erhärten in Formen vor sich gehen zu lassen, in die man ihn ein-
streicht oder presst, und auf diese Art künstliche Steine, Ornamente und Bild-
werke darzustellen, eine Kunst, die heute gleichfalls einen hohen Grad von
Vollkommenheit erreicht hat.
„Cementguss' nennt man auch wohl diese Gegenstände, weil das Gemisch
von hydraulischem Kalk und Sand mittelst einer eigenen Mirchmuchine zur Con-
sistenz eines in die Formen giessbnren Breies gebracht wird.
Der ausgedehntestcn Verwendung zu architektonischen Decorationen, zu
Pliastsrungen, Rinnen, Gossen, Caniilen, Reservoires iiir Flüssigkeiten, Wannen,
Ssrkophsgen, Anschlsgsiulen, Schilderhiuschen, Schwellen und Stufen u. dgl. fähig,
gewinnt der Cementgnu immer mehr an Verbreitung.
Ebene Eichen, Platten u. dgl. lassen sich schleifen und durch das Ein-
rhhrsn von braunen und rothen Okern, Ultramarin, Barytwsics, Msngauoxydoxydul
in den zu formenden Brei kann die Masse auch geflrbt oder msrmorirt werden.