Das Pulver des normal gebrannten Steins ist grau, mit einem Stich ins
Grünliche, es ist scharf und rauh anzufühlen.
Der Cement wird den Consumenten in dieser Form verabfolgt." Um sie her-
zustellen, wird der Stein, der etwa die Härte und Dichtigkeit gut gebrannter
Mauerziegel hat, einer Quatsch! oder Brechvorrichtung übergeben und dann iu be-
sonders fiir diesen Zweck eingerichteten Mahl- oder Beib-Mechanismen zerrieben
und endlich gesiebt. Bei älteren Werken bedient man sich auch wohl noch der
Stampf- oder Pochvorrichtungen.
Das fertige, gut gemischte und durchgeschaufelte Product wird schlieaslich
in Fässern verpackt dem Handel übergeben.
Kann man so den Cement oder hydraulischen Mörtel aus natürlichen tbo-
nigeu Kalksteinen oder Mergeln brennen, so ist, bei aller Sachkenntniss und allen
Vorsichtsmassrsgeln, die aufgeboten werden müssen, und die ich hier übergehen
muss, das Verfahren doch im Grunde höchst einfach.
Es complicirt sich natürlich da. wo man, wie bei der Fabrication des künst-
lichen Portland-Cements, sich eine solche Mergelmasse aus ihren Bestand-
tbeilen, dem kohlensauren Kalk und dem Thon, erst herstellen muss.
Dieser Industriezweig hat jetzt schon grossartige Dimensionen angenommen,
und fast alle grösseren Staaten besitzen bereits zahlreiche rationell betriebene
Etablissements zur Herstellung eines Products, dessen Verbrauch sich durch die
immer ausgedehnter und kühner werdenden Bauten unserer Eisenbahnen, Brücken,
Tunnels u. s. w. von Jahr zu Jahr steigert.
Die nächste Bedingung natürlich ist, dass die Fabrik über einen passenden
Thon und einen passenden kohlensauren Kalk in ihrer Nähe veriiigt.
Bei der Wahl des Thons hat man sich eben so sehr von der chemischen
Zusammensetzung desselben leiten zu lassen, als man Rücksicht nehmen muss auf
seine mechanische Zusammensetzung, auf seine Hcmogeneität, sein Freisein von
gröberen Sand- und Mineralientheilchen.
Thone von glattem, muschligem, nicht rauhem, unebenem Bruch, ohne fremde
Einschlüsse, die mit Wasser leicht einen gleichmässigen Brei geben, sind die
besten. Davon versichert man sich überdies durch eine Schlämmprobe und zum
zweiten durch eine chemische Analyse. '
Die brauchbaren Thone enthalten zwischen 60-68 pCt. Kieselsäure, 12
bis 22 pCt. Thonerde, 7-14 pCt. Bittererde, keinen oder bis zu 9 pCt. Kalk,
2-4 pCt. Alkalien und oft Spuren von Gyps.
Den kohlensauren Kalk verwendet man am liebsten in der Form der Mergel-
erde, der Kreide oder des Siisswasserkalks. Diese Art von Kalken ist miirber und
leichter zu zerkleinern als andere dichtere und krystallinische Kalke, wenn die
letzteren auch reiner sind. _
Dass man auch dessen Zusammensetzung analytisch bestimmt haben muss,
versteht sich, denn es muss ja danach die Zusammensetzung der ganzen künst-
lichen Mcrgelmischnng berechnet werden.
Als Anhaltspunkte für diese Rechnung und die Mischung der beiden Be-
standtheile, des Thons und des Kalkes, dient die Erfahrung, dass Kalke, welche
im natürlichen Zustande l1_20 pCt. Thon, entsprechend 18-30 pCt. im ge-
brannten Zustande enthalten, die brauchharsten hydraulischen Mörtel liefern.
Zu dem englischen Portland-Cement wird ein Gemisch von Thon aus dem
Medwaydnss mit Kreide benützt. Steinkohleuasche, Trass, Puzzuolanerde etc.
können gleichfalls verwendet werden. '
Man beginnt damit, die gehörig lufttrockenen oder auf Darren getrockneten
Materialien zwischen Quetacbwalzen, Rollwerken oder Mehlgäugcn zu pulverisiren
und durch Metallsiebo abzuseihen.