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Anders war dies bei den Meistern der Renaissance; gerade die Un-
vollkommenheit ihrer Werkzeuge verlieh oft den Intarsien einen Haupt-
reiz in der dunklen Umrahmuug der Contouren, die durch Ausfüllung der
Zwischenräume mit Schellack entstanden war.
Seltener nur kommen auch Werke der Renaissancezeit vor, in denen
ein genaues Iueinanderpassen der zwei Holzplntten erreicht ist, jener
schwarze Rand daher fortfallt.
Die Farbentöne der gebrauchten Holzarten durchlaufen die Scala
von Gelb durch Sienabraun in's Schwarze, häufig sind nur wenig ver-
schiedene Farben an eine Intarsia verwendet und die Trennung wird
durch die früher erwähnten dunklen Linien bewirkt, die nachträglich
auch noch eingeritzt werden, um im Innern des eingelegten Theils Con-
tour oder leichte Schatten anzugeben.
Die Technik des 15. Jahrhunderts geht nicht weiter, wenn auch
mitunter ganz besondere Eigenthümlichkeiten in der Behandlung ein-
zelner Ornamententheile zu beobachten sind. So z. B. findet man Rosetten
durch Zusammenfügen nuaucirter Holzblättchen gebildet, die durch ihre
farbige Abstufung eine Art Modellirung zeigen.
Diese Einfachheit der Mittel und die Beschränkungen, die sie den
Meistern auferlegen, genügen nicht mehr dem 16. Jahrhundert, aber es
steht zu bezweifeln, ob es zum Vortheil der ganzen Richtung dieser Kunst
geschieht, dass durch Beizen des Holzes, durch Tränken mit sauren Oelen
oder durch partielles Brennen desselben verschiedene Töne und Ueber-
gänge erzeugt werden. .
Vasari vindicirt namentlich dem Fra Giovanni da Verona das
zweifelhafte Verdienst diese Fortschritte angebahnt zu haben und gibt an,
letzterer habe Quecksilbersublimat, Schwefel- und Arsensäure zu seinen
Beizen verwendet.
Das Brennen des Holzes geschieht durch Eintauchen in glühenden
Sand oder geschrnolzenes Blei, durch Anblasen mit dem Löthrohr etc.
und durch alle diese Mittel wurde der Zweck verfolgt, einen malerischen
Effect zu erreichen, ja man färbte endlich das Holz roth oder grün und
fügte Vergoldung bei, wie an den Chorstiihlen der Certosn bei Pavia.
Die Intarsien der Renaissance präsentiren sich heut in meist noch
guterhalteuem Zustande, gebräunt vom Alter, ausgeglichen in ihren Tönen
wirken sie in harmonischer sehr wohlthuender Weise. Freilich hat oft
auch der Holzwurm arg gehaust und unzählige kleine Löcher überdecken
nicht selten die Fläche derselben.
Manchmal, wie z. B. in Perugia, iindet man die lichten Ornamente
statt mit Holz durch Stuck ausgefüllt, der gelbgefarht und braun contou-
rirt ist, wahrscheinlich nur als Ersatz herausgefallener oder zerstörter
Holzstücke, der freilich noch weniger Widerstand der Zerstörungslnst
leistet.