LAU
nicht Berührungspunkte mit der lebendigen Industrie, directe Berührungs-
_punkte mit den leitenden Trägern unserer Kunst und Kunstindustrie
suchen würde. Diese Gesichtspunkte waren es, welche die massgebenden
Kreise des Museums bestimmt haben, den Neubau des Oesterreichischen
Museums mit einer Vaterländischen knnstgewerblichen Muster-Ausstellung
zu eröffnen.
Schon jetzt zählt die Liste der Theilnehmer dieser Specialausstellung
mehr als 200 Namen. Es linden sich daruntm" jene Persönlichkeiten, die
in unserem Vaterlande als Vorkämpfer auf dem Gebiete der Kunstindu-
strie stehen, fast vollständig, und eine nicht geringe Anzahl jüngerer
Kräfte, die von dem edlen Ehrgeize getragen sind, demnächst in die
Reihe dieser Vorkämpfer eintreten zu können.
Es hat jüngst eine Versammlung von mehr als dreissig Notabeln
der Kunstindustrie Oesterreichs im Museum statt gefunden, welche die
Frage erörtert hat, ob Angesichts der Vorbereitung für eine Wiener
Weltausstellung die Specialausstellung der Oesterreiehischen Kunstindu-
strie im nächsten Jahre im Neubau des Museums statt linden solle oder
nicht, und bei dieser Versammlung waren es gerade die Führer der Oester-
reichischen Kunstindustrie , welche sich am entschiedensten für das
Festhalten an dieser Ausstellung aussprechen, Männer wie Hollenbach,
Isbary,'_Schönthaler, Klinkosch, Giani, Mannstein u. s. f.
Nicht blos das wurde geltend gemacht, wie nothwendig es gerade auf
dem Gebiete der Kunstindustrie sei, sich gegenüber der Eventualitat
einer Weltausstellung durch eine Specialausstellung im Museum zu rüsten ;
es wurde auch der patriotische Gesichtspunkt festgehalten, die Eröffnung
eines österreichischen Institutes durch ein specitisch österreichisches Fest
zu feiern. Der Ton, der von den Trägern unseres Bürgerstandes bei
dieser Gelegenheit angeschlagen wurde, hat in allen Kreisen den lebhaf-
testen Nachhall gefunden.
Das Museum ist ein österreichisches Institut im vollen Sinne des
Wortes; so sehr es jede Engherzigkeit abweist, die aus beschränkten
particularistischen Anschauungen hervorgeht, und die den kosmopolitischen
Charakter verkennt, auf dem heutzutage Kunst- und Kunstindustrie be-
ruhen, ehensosehr ist es bemüht, wir fügen hinzu mit Aufopferung be-
müht, die Ideen der Gemeinsamkeit auf dem Gebiete der Kunstindustrie
zwischen den Ländern und den Stämmen aufrecht zu halten, die sich
heutigen Tages noch österreichisch nennen. Denn diese Gemeinsamkeit
der Ideen ist die Grundbedingung unseres Fortschrittes, das Medium,
durch welches die österreichische Kunstindnstrie in den Weltverkehr
eintreten kann. Wie. wir bald in unserer eigenen Heimath als Fremde
erscheinen würden, wenn wir diesen Gesichtspunkt hintansetzten, so
würde die Action nach dem Anslande hin sich in kleine ohnmächtige
Einzelversnche zersplittern, die gegenüber dem geschlossenen, durch kei-