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neu provinziellen Particularismus beirrten Auftreten der Engländer, der
Franzosen, der Norddeutschen, der Italiener und der Russen nothwendi-
gerweise unterliegen müssten.
Es gereicht uns daher zu einer wahren Genugthuung, dass unter
den mehr als 200 Theilnehmern an unserer Ausstellung sich nicht blos
Wiener, sondern auch die hervorragendsten Firmen aus Brünn , Prag,
Innsbruck, Reicbenberg, Graz, Salzburg, Budweis, Pilsen, Gmunden,
finden. Nur wenige Handelskammern haben sich den Anfragen gegenüber,
die vom Museum gestellt wurden, ablehnend oder gleichgiltig verhalten, --
die galiziauischen wahrscheinlich aus dem Grunde, weil Galizien kein
Boden tiir Industrie ist. Am auifallendsten ist die gänzlich abwehrende
Stellung, welche Triest einnimmt.
Besonders hervorzuheben ist die Thätigkeit der Wiener, der Brün-
ner und der Prager Handelskammer. Auch unter den Correspondenten
des Museums gibt es mehrere, die sich um das Zustandekommen der
Ausstellung verdient gemacht haben.
Mehrere Mitglieder unseres Curatoriums haben es unternommen,
die Kreise, welche nicht produciren, sondern bestellen, für diese Aus-
stellung zu interessiren, und Anregungen zu besseren künstlerischen oder
kunstgewerblicben Leistungen zu geben. Ein Mitglied des Curatoriums,
zugleich ein hervorragender Fachmann auf dem Gebiete der Photogra-
phie, hat dieses Specialgebiet, insoweit es in die Kunstindustrie einschlägt,
in seine Hände genommen.
Auch das, was sich auf kirchliche Kunst bezieht, liegt in den be-
währtesten und erfahrensten Händen. Wir haben daher alle Ursache, mit
den vorbereitenden Massregeln zur Erötifnungsausstellung des neuen Mu-
seums zufrieden zu sein. Wir haben nicht nöthig zu wiederholen, dass
'wir an den Bestimmungen unseres Ausstellungsprogrammes , wie es von
St. kaiserl. Hoheit Erzherzog Protector Rainer genehmigt wurde, unab-
änderlich festhalten.
Es wird diese Ausstellung als eine Musterausstellung in Angriff ge-
nommen, die denjenigen einen würdigen Raum bieten wird, welche das
Gute leisten oder das Bessere anstreben; die, welche dies nicht wollen,
werden dort keinen geeigneten Boden linden. Bestrebungen letzterer Art
abzuwehren, wird Aufgabe der Jury sein, die, nach den Bestimmungen
des Programmes unserer Ausstellung, über die Würdigkeit zur Zulassung
zu entscheiden haben wird.
Mit dem 31. Mai dieses Jahres wird die Anmeldungsliste geschlos-
sen und Jedem definitiv der Raum zugewiesen werden , wie er den ge-
gebenen Verhältnissen gegenüber möglich ist. Alle Theiluehmer an der
Ausstellung des Museums werden dann beinahe ein ganzes Jahr Gele-
genheit haben, mit Musse dasjenige arbeiten zu können, was sie dem
Publicum in der Ausstellung vorführen wollen.
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