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ausbeutend, Menschen serstörend, alles nur nach Geld taxirend. Die Führung des
Productionsprocesses durch das herrsehaftlich gestellte Privstcapitsl leite dahin,
dass das grossbiirgerliche Vermögen die Volksmassen ausbeuten könne, und zwar
nicht blos die Volksmassen des eigenen Landes, sondern durch Vermittlung des
privaten und iißentlicheu Credites auch die Arbeiter und die Steuerzahler fremder
Länder. Aus dieser allen Socialisten gemeinsamen kritischen Beweisführung werde
dann das positive Verlangen abgeleitet, dass das herrschuftlich gestellte Privat-
capital beseitigt oder durch andere Vermögensformen wenigstens aus seiner
vorwiegenden Stellung im socialen Productionsprocess zurückgedrängt werden müsse.
An Stelle des Privatcapitals will Collectivvermögen gesetzt werden. Mit ge-
_ rneinsamen collectiven Productionsmitteln, woran jeder Arbeiter einen ideellen An-
theil habe, soll in Landwirthschaft und Industrie prodncirt werden, so dass Jedem
nicht blos nothwendiger Lohn, sondern Reinertragsantheil, kurz die ganze Frucht
seiner Arbeit und eines entsprechenden Antheils am collectiven Capitalvermiigen
anfallen könne. Der Prodncent soll so wieder Herr werden über das Productions-
mittel (Capital), während jetzt bei Concentratien der Productionsmittel in wenigen
Privathänden die Masse der wirklichen Prodncenten Sclave des Capitals sei.
Der Gedanke des Collectiveigenthums ist jedoch von den socialen Neue-
rern in sehr verschiedenartiger Weise formulirt worden, und je nach der Formu-
lirung gehen die Systeme der socialen Opposition sehr weit auseinander. Es lassen
sich drei Hsuptn-ichtungen erkennen.
Entweder soll alles Privateigenthum aufhören, der Staat der Generaleigen-
thiimer werden, welcher Allen gleiche Arbeit und gleichen Genuss (einen gleichen
Quotienten des socialen Arbeitsproductes) zuzuweisen hätte. Dies sind die Sy-
steme des Staats communismns. Die Leitung des socialen Productions- und
Consumtionsprocesses wäre hiehei streng benuntenmässig, die bürgerliche Gesellschaft
ein Universalarbeitshans.
Oder wird individuelles (privates) Eigenthum anerkannt an den Früchten
der Arbeit, dagegen werden collective Capitale (Prodnctionsmittelcomplexe) gebildet
von Gesellschahswegen durch „Organisation der Arbeit", an welcher der Einzelne
nach individuellem Talent und Vermögen Thcil nimmt und "nach Verhiiltniss des
Beitrages an Talent, Capital und Arbeit" belohnt wird. Die Systeme, welche im
Ganzen diese Richtung einhalten, aber insgesammt nicht zu Ende gedacht und
einseitig sind, kann man als die Systeme des Socialismus im engeren Sinne, als
eigentlichen Socielismus bezeichnen. Sie sind utopisch.
Oder bildet man frei, ohne Staatszwsng, Colleetivvermögen, welche mit den
Privntcapitalieu in Concurrenz treten oder denselben als collective Stützpunkte und
Ergiinzungscapitale dienen, - das moderne Genossenschaftswesen, welchem
die vielsngefeindets jetzige Gesellschaft grundsätzlich nicht nur nicht feindlich ist,
sondern durch eine besonders" Geuossenschaftsgesetzgebung unter die Arme su
greifen beginnt. Nebstdem sucht diese dritte Richtung auch im Privatgeschiift die
Lohnarbeit durch Fsbriksgesetze. Schulpolizei u. s. w. zu sichern.
Neben dem politisch operirenden Socislismus und Communismus läuft eine
religiös humanitäre Spielart her. welche nicht den gemein communistischen Grund-
satz: „was dein ist, das ist mein," sondern den Grundsatz der christlichen Liebe:
„was mein ist, das ist dein!" zur Geltung bringen will. '
Um diese verschiedenen socialen Richtungen an beurtheilen, beschäftigte sich
der Bedner im dritten Vortrag mit einer eingehenden Darstellung der productiven
und distributiven Fiihrerstellung, welche das Capital- hiebei von der Concurrena
selbst zu wirkssmster Bethiitigung für die Gesammtheit genöthigt - in der mo.
dernen volks- und weltwirthschaitlichen Preductionsgemeinschaft der Menschen
einnehme. Indem er die verschiedenen Fuuctionen des stehenden und das circnliren-