angefertigt wurden. Sie tragen alsdann eben nur wieder Namen und Titel
desjenigen, der sie anbefohlen hattet").
a) Sind an Stoßen Koransprüche zu lesen, so geben diese noch
keinen stichhältigen Grund datiir ab, jene als muslimische Fabricate zu
erklären. Sie können auch christlichen Ursprunges sein: dann sind
sie entweder imitirt, d. h. muslimischen Vorbildern entlehnt, oder von
selbstständiger Composition. Im letzteren Falle -- wo die sprachliche
Correctheit und die Buchstabenformen der Legenden entscheiden - sind
sie sicher in einem auch von Muhammedanern bewohnten christlichen
Staate (z. B. in Sicilien vom XL-XIII. Jahrhundert) angefertigt worden.
Den besten Beweis für die Richtigkeit dieser letzteren Annahme Enden
wir in der analogen Thatssche, dass in Sicilien die Normannen und
römisch-deutschen Kaiser bis Friedrich I1. (1- 1250), in Salerno die Longo-
barden, in Montpellier ein Bischof und in Akku. und Tripolis die latei-
nischen Fürsten, sei es nun mit Rücksicht für den muhammedanischen
Theil der Bevölkerung oder zur Wahrung materieller Interessen, auch
auf ihre Prägen arabische Inschriften, Koransprüche und das muhamme-
danische(ilaubensbekenntniss setzten Letztere sogar trotz des ange-
drohten Banniiucbes des Papstes Innocenz IV. (J. ]253)"'"i).
Allen diesen Punkten, sollten sie bei Bestimmung von Stoßen in
Frage kommen, wird aber sehliesslich noch die genaue Beobachtung und
Erkenntniss der Schriftforinen als ein eben so unentbehrliches, wie in
den meisten Fällen unfehlbares Hilfsmittel unterstützend zur Seite stehen
müssen. Eben die arabische Schrift, welche wie keine andere bei ihrer
raschen Verbreitung über drei Weltthcile eine ausserordentliche Blüthe
während der Entwicklung entfaltet hat, bietet uns für die verschiedensten
Linder besondere charakteristische Merkmale zu chronologischen Bestim-
mungen; obgleich nicht geleugnet werden kann, dass die allzu grosse
Mannigfaltigkeit ihrer Formen -- ich habe bereits deren 4000 von den
28 Buchstaben des Alphabets chronologisch zusammengestellt - und die
hinzutretenden Schwierigkeiten der Sprache auch dem erfahrensten Meister
derselben nicht selten jeden Versuch der Entzifferung scheitern machen. -
Unier Festhaltung dieser allgemeinen Gesichtspunkte, welche auch künftig
in den beregten Fällen der Berücksichtigung nicht entzogen werden mögen,
schreite ich sofort zur näheren Bestirmnung unserer Stoffe.
') Beweise für alle diese Fälle üegeu uns bereits vor mit den lnechrihen der präch-
ügen Wiener Jhntiliunl- Alhe bei Bock. L c. I], 41, des hier unter Nr. l beschriebenen
Danziger Stoßen und der Gewebeüherreete Nr. 53 und 55 des Kntalogn der ehemaligen
Vßßclfecben Snmmlung, die jetzt zum Theil Eigenthum des k. k. Museums ist. Ersteres
Pui-"piurgeweße (R153) ueigtleider nur mehr ainFmgmerrt seiner ursprünglichen knlischen
Legende: „Ee hat nach seinem Wunsche nnbefdhleln der Emir, der vornehme Herr Nasr-
eß-daule). . ." Letzteres (Nr. 55) tilgt ebenfalls nur noch den Nennen „. . Behä-ed-dün). . ."
'") Odoricueßuynaldne, in oont. aunel. Baronii, XJII, 5. 52.