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eingezogen, mussten sie allerdings von einer Stufe wieder beginnen, welche
in Deutschland ihre Ahnen eingenommen, aber sie verloren das bereits
bekannte Ziel nicht aus den Augen und holten nach. Nur folgte aus
diesem Umstande, was wir bis zur Renaissance bemerken: ein stetes Ver-
späten,-eine Diderenz zwischen der allgemeinen und dem heimischen
Vorschreiten der Kunst. Aus dem oben Dargelegten schon ergibt sich,
dass mit Consequenz trotz allem Nachgeben an die Noth des Augen-
blickes von einer festen Bahn nicht abgeirrt wurde. So scheint z. B.
nach der Christianisirung des Landes im 10. Jahrhundert von Constan-
tinopel aus gebaut worden zu sein, doch erhielt solches niemals Einfluss
auf spätere Architektur.
Vor dem Mongoleneinfall mag erst wenig gebaut gewesen sein, doch
macht eine Bemerkung des Grosswardeiner Oanonicus Roger wahrschein-
lich, dass Glockenthürme bereits in Steinbsu errichtet waren. Das Haupt-
beispiel üir diese erste Epoche vor 1241 ist das Bergkirchlein in Michela-
berg (L. Reissenberger, Mitth. der Oentral-Gomm. 1857, p. 63 E), eine
dreischiffige Basilica rnit halbkreisförmigen Chor, deren Mittelschiff die
alte Lacunarienform, die Seitenschitfe Kreuzgewölbe haben. 'Ohne Orna-
ment, nur durch drei mit Säulchen und Würfelcapitälen geschmückte
Rundbogenportale ausgezeichnet, trägt es den Charaktertypus, in dem
hier der romanische Styl auftritt, nämlich etwas schwer und breit, massig
mit geringer Gliederung. Ornament spielt bei diesen Werken bis in die
Gothik hinein eine Nebenrolle, da ihr Zweck vor allem Festigkeit ist.
Vergessen wir nicht, dass selbst dieses schon Fortschritt ist, indem die
Periode vor dem Mongoleneinbruch noch nicht einmal dieses Ziel, son-
dern allein erst das der primitivsten Ansiedlung gehabt hatte. Der ur-
sprüngliche Holzbau fristet sich noch in Bollwerken und Nothkirchen bis
in's 15. Jahrhundert, doch herrscht im 13. bereits allerorten Steintechnik,
namentlich werden uns viele Thürme der Deutschen neben den hölzenien
der Magyaren erwähnt. In dieser Arpa.d'schen Zeit (12., 13. Jahrhundert)
sind 19 Gotteshäuser urkundlich nachweisbar, vielmehr wirklich erhalten,
das wichtigste und überhaupt bedeutendste Werk siebenbürgischer Kunst,
der Dom von Karlsburgi, gehört dazu (J. Müller, Jahrbuch der Centriil-
Comm. 1859, p. 149 11). Das, ursprünglich vielleicht als Holzbau errichtete,
Gotteshaus] entstand etwa um die Mitte des 12. Jahrhunderts in Stein,
eine Kirche in Kreuzform mit Thurm über der Vierung, zwischen dieser
und der Apsis war ein Quadrat eingefügt. Diese Anlage ist bereits ent-
schieden romanisch, zugleich aber auch die erste Spur eines fremden
Einiiusses, Iindem unverkennbar daraus die Verwandtschaft mit italieni-
scher oder normannischer Architektur jener Zeit hervorgeht, welche
Handrische und normannische Kreuzfahrer vermittelten. lndcss verschmolz
auch hier wic in Deutschland der künstlerisch befähigte Geist der Em-
pfangcndcn das Fremde zu höherer Vollkommenheit mit Eigenem; das