wendet sich in erster Linie an Theologen, ist jedoch auch allen jenen nützlich, die sich
für kirchliche Kunst interessiren. Der Verfasser ist mit seinem Gegenstands vollständig
vertraut und besitzt eine umfassende Lectiire; ihm ist die Zeit nach dem ersten Jahr-
tausend bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts diejenige, in der sich der kirchliche
Geist am reinsten manifestirt, an welche man heutzutage wieder anknüpfen müsse. In der
Renaissance sieht er einen Bruch mit den christlichen Bautraditionen. Die katholische
Kirche hat diese Anschauung nicht adoptirt; seit der Mitte des 15. Jahrhunderts herrschen
die Rensissanceformen in der kirchlichen Architektur der katholischen Kirche nicht blos
in Europa, sondern noch mehr jenseits des Oceans vor. Diese Thatsache, die sich nicht
wegdisputiren lässt, hindert aber eine Schule hervorragender Theologen und Kunstfreunde
nicht, über die Periode der Renaissance hinweg sich in das Mittelalter zu versetzen und
vom Standpunkte der mittelalterlichen Architektur die Kunst im Dienste der Kirche zu
beurtheilen. Auf diesem Standpunkte steht Jakob in dem vorliegenden, wenn auch ein-
seitigen, doch sehr vsrdienstlichen Werke.
E. Llevre, bes Arts decoratlfs A toutes les epoques. Tome L Paris, A. Morel, 1868
bis 1870. Pol. (B. K. ZW.)
Dies Werk, dessen erster Band soeben vollendet vorliegt, gehört in die Reihe jener
Sammelwerke, die heutiges Tages sehr häufig und die bestimmt sind, den Anforderungen
verschiedener Zweige der Kunstindustrie und den verschiedensten Stilen zu entsprechen.
In allen Stilrichtungen gibt es Werke, welche, von hervorragenden Künstlern und Kunst.
technikern geschahen, Jenen von Nutzen sind, welche sich entweder über eine bestimmte
Stilrichtnng oder über eine bestimmte Kunsttechnik unterrichten wollen. Alfred Darce],
eine der gewiegtesten Stimmen auf dem Gebiete der Kunstforschung, hat es übernommen,
in einer Einleitung die Gesichtspunkte zu erörtern, welche Herrn E. Lievre geleitet haben
und das Werk selbst zu empfehlen.
Herr Lievre hat es verstanden, aus mehreren ödentlichen und Privatsalnmlungen,
z. B. der Herren J. Rothschild, Guichard, Spitzer, Gaillard, Furufüni, Daviller, Nieuwer-
kerke etc. charakteristische Stücke auszuwählen, Gegenstände der Stickerei, Emaillirkunst,
Holzschnitzerei, Glasfabriceticn, der verschiedensten Zweige der Coramik u. s. f. Die Zahl der
Blätter ist 64; die meisten derselben sind in Farhendruck ausgeführt, Die Ausstattung ist -
wie fast Alles, was in der Verlagshandlung Moral erscheint - elegant und zugleich handsam.
E. Nlltllng, Studie über altrümlsche Thllr- und Kaslenschlüsser, mit 6 Tafeln.
Mannheim, 1870. (B. K. 2729.)
Die Broschüre des Herrn Niitling beschliüigt sich mit der Frage über alte Schlüssel.
Er unterscheidet drei Arten Schlösser: die lakonische, die altrömische und die nenrömische.
Letztere Art betrachtet er als den Anfang des jetzt gebräuchlichen Hohlschlüssels (des
s. g. französischen Schlüssels); der lakonische Schlüssel ist weniger Schlüssel denn Haken,
der neurömische Schlüssel erfordert keine weitläufige Erklärung; der altriimiscbe Schlüssel
hingegen - welchem die vorliegende technologische Arbeit vorzugsweise gewidmet ist -
der nicht im Kreise herumgedreht werden kann, beruht auf einem oder vielmehr auf ver-
schiedenen Schlosssystemen. Die Ueberreste solcher Schlüssel untersucht Herr Nötling
und macht zugleich den Versuch, Schlossmedelle ähnlicher Art zu construiren.
Ch. Lahoulaye, Complement du Dlctionnalre des Arte et Mennfactures.
Paris, chez Germes Bsllierei, 1870. (B. K. 2747.)
Der soeben erschienene Supplementband zu dem grossen Dictionnaire des Arts et
Manufsctures legt Zcugniss von der grossen Bedeutung ab, welche man heutzutage dem
Gebiete der Kunstimlustrie zuweist. Ein besonderer Abschnitt von 300 Grassoctavseiten
ist der Art industriel zugewiesen. Derselbe, mit Holzschnitten reich illustrirt, gibt nicht
nur eine vollständige Encyclopädie des gesamrnten Gebietes der Art industriel, sondern er
zeigt auch, dass man in Frankreich dem BegriE der Kunstindustrie ein weit grösseres
Gebiet zuweist, als es in Deutschland jene thun, welche sich von den veralteten Ideen
einiger akademischer Künstler nicht emancipircn können. In England, Belgien, Italien
hat man diese Ideen längst acceytirt und auch in Deutschland haben sich die hervorragend-
sten Kunstgelehrten und eine nicht geringe Anzahl von Künstlern der neuen Richtung
angeschlossen.
Aber auch der eigentliche Complement enthält, wenn auch ausschliesslich vorn
chemisch-technologischen Snmdpunkte, werthvolle Artikel über kunstindnstrielle Themefs,
unter denen wir besonders Salvetnfs Arbeiten über Poteries, Emaillage und namentlich
uber Decorution cernmique hervorheben. Wir werden auf diese Artikel noch besonders
zurückkommen.