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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 58)

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Hermannstaldt und Kronstadt, jene inSchässburg, Klausenburg und Mediasch 
zu nennen sind, Bauwerke des reinsten Charakters, welchen die Gothik 
hier getragen zu einer Zeit, in der in Deutschland grösstentheils bereits 
ein Verfall sich geltend macht. Von Oesterreich drang über Pressburg, 
Ofen, Kaschau etc. "der neue Styl nach dem Osten und liess in den ge- 
nannten Orten noch erhaltene Spuren seines Einliusses; in Oesterreich 
selbst lange mit dem Romanismus ringend, sehen wir ihn auch nur 
allmiilig nach diesen Posten vordringen, und das späte Eintreffen in 
Siebenbürgen erklärt sich leicht. 
Hier treten wieder die Befestigten, die sog. Vertheidigungskirchen, 
wichtig auf, nicht se sehr einer schönen Entfaltung des Styles wegen, als 
durch die isolirtstehehde Beschaffenheit der Anlage, welche so verschie- 
denen Zwecken au genügen berechnet war. Sie fallen in das 15. und 16. 
Jahrhundert. Das Uharakteristische besteht in den einfachen Formen des 
Grundrisses, grosser Schlichtheit und in der eigenthümlichen Gestaltung 
der Streben an der Aussenseite, welche untereinander oben durch halb- 
kreisförmige, somit die Kirche umziehende, Bogen verbunden sind und 
mit diesen ein Geschoss tragen, auf dessen mit Schiessscharten versehene 
Mauern erst der Dachstuhl aufrubt. Einzelnes ähnliches findet sich wohl 
auch in anderen Theilen Oesterreichs; Kirchen, deren Mauern in über- 
grosser Massigkeit bestimmt waren, feindlichen Angriffen zu trotzen, 
kommen vor, wovon u. a. jene in Mödling Beispiele sind, wo auch Bo- 
gen in verwandter Weise erscheinen (vergl. Klein- Koch), aber weder 
hinsichtlich der Zahl noch der stylistischen Ausbildung des Principes 
lässt sich eine zweite an die Seite setzen. Solch Bauten sind in Bones- 
dorf (1402), Kaisd (1493-96), Klosdorf (c. 1520), Trapold (1522) etc. etc. 
Jene in Maschen schmückt reicheres Ornament, die von Bsassen (1501) 
bezeichnet den Höhepunkt der seltsamen Anlage, indem der Ohordie 
Kirche weit überragt und einen mächtigen Thurm mit Schiessscharten 
und Gallerien bildet. 
Noch in der zweiten Hiilhs des 16. Jahrhunderts begegnen wir 
Kirchenbauten in goth. Styl; so ist die Umgestaltung der Bistritzer von 
1560-63 beinahe ein Neubau. Neben dieser Richtung finden sich zahl- 
reiche Werke einer anderen, sonst spärlicher vertretenen, des Profanbaues; 
das gerühnite Haus in Klausenhurg, worin Gorvin das Licht erblickt hat, 
scheint ein bedeutendes Gebäude gewesen zu sein, es ist verschwunden; 
in Hermsnnstadt das von Reissenfeld'sche Hans mit vier Thürmen, einem 
prachtvollen dreitheiligen Fenster und Spitzbogenthor abgetragen, woge- 
gen der Stadtpfarrhof und das ehemalige Capitelhsus in Bistriz (von 1480), 
das Hirschefsche Kaufhaus, der evangelische Stadtpfnrrhof in Hermann- 
stadt (beide 16. Jahrhundert) wbhl erhalten sind. Das Rathhaus daselbst 
gehört zu den schönsten spätgothischen Werken: sein herrliches altes 
Archiv, die Thür mit Btsbwerk, der prachtvolle Erker, Thürstock mit
	        
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