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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 59)

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die Eigenschaft des Wort Gottes zuerkannten, in die Verfertigung von Bild- 
werken überhaupt, der Verdacht der Ketzerei gelegt wurde; so belehrt 
uns die reine Quelle der Numismatik eines Andern über die Koran- 
exegese der muslimischen Fürsten und ihrer nichttheologischen Unter- 
thanen. 
Schon Omar, der zweite Nachfolger des Propheten und erste grosse 
Staatsmann des Islam _ welcher überall religiöse Toleranz walten liess, 
wo seine Steuereinnehmer gefüllte Säckel und den guten Willen sich 
ihrer zu entledigen, vorfanden -- liefert durch die Aufnahme byzanti- 
nischer und säsänidischer Münztypen, d. h. der Brustbilder griechischer 
Kaiser und persischer Könige, sowie der Embleme des christlichen 
und zoroastrischen Cultus das erste Beispiel eines umfassenden Ge- 
brauchs von Bildern und merkwürdig religiösen Freisinns im Islam. 
Mit Beginn des XII. Jahrhunderts wurde die bis dahin fortgeübte 
Anwendung von Bildern allgemein und in Folge der Kreuzzüge von christ- 
lichen Elementen sehr beeinflusst. Wir finden, um wieder nur die Prägen zu 
erwähnen, neben den Bildern Christi, der heiligen Maria und der bibli- 
schen Vorstellung „Daniel in der Löwengrube", wie sie auch Abbe Martin 
auf einem in der St. Walburgiskirche zu Eichstädt aufbewahrten Ge- 
webe des X. Jahrhunderts entdeckt hat (Bock, I. 17), die verschieden- 
artigsten, von Kunstgegenständen genommenen Copien mythologischer 
und historischer Personen des Alterthums. Ferner symbolische Darstel- 
lungen: nämlich schon im XII. Jahrhundert den doppelköpiigen Adler, 
dessen Vorkommen im europäischen Mittelalter durch den neuerlich in 
der Wiener Numisxnatischen Zeitschrift, II. 81, beschriebenen Brakteaten 
des Fuessener Fundes bis in's XIII. Jahrhundert herabgerückt ist, - 
für die Chronologie der Gewebe mit Doppeladlern gleichwicbtige Daten. 
Eine eingehendere Darlegung des merkwürdigen Zusammenhangs des 
Orients mit dem Occident hinsichtlich der Bildersymbolik auf Münzen 
und anderenKunst- oder Industrieerzeugnissen würde hier indess zu weit 
führen; es sei nur noch gestattet mit Beziehung darauf k urz anzudeuten 
wie dieselbe auch ins österreichische Mittelalter nach einer Richtung 
hin Eingang gefunden hat. Auf den babenbergischen Pfenningen gleichwie 
auf den liturgischen Gewändern des XIII. und XIV. Jahrhunderts finden 
sich nämlich die orientalischen Darstellungen der die vier Elemente 
(Erde, Feuer, Wasser, Luft) symbolisirenden Bilder: Elephant mit Thurm, 
Drache, Ente (auf litnrg. Gewändern aber Fischreiher) und Adler. Andere 
dieser Pfenninge bieten hingegen die getreue Wiedergabe des orientali- 
schen Symbols iiir das Zodiacalzeichen der Jungfrau (arab. sunbula), 
wie ich es im I. Bande der Num. Zeitschr. 478 nachgewiesen habe. Zur 
Erklärung dieser Nachahmungen werden eben die Bilder des Thierkreises 
und der übrigen Himmelszeichen häufiger als andere auf orientalischen 
Münzen, Gefassen und Stoffen angetroiien. Und so lässt sich denn, um
	        
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