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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 59)

die von syrischem Fabrikate waren. Auch seine Pferdedeeke war nicht von 
Seide, sondern von syrisehem Steife. 
Die Blüthe der islamitischen Stoifmauufactur im XIII. und XIV. 
Jahrhundert, die so sehr in die Lebensverhältnisse aller Volksclassen 
eingriff, hatte aber auch eine sehr genaue polizeiliche Aufsicht über die 
dabei betheiligten Arbeiter _und mit solchen Industrieerzeugnissen han- 
delnden Kauiieute zur Folge. Man findet dies begreiflich, sobald man sich 
durch einen Blick in das auf der Wiener Hofbibliothek bewahrte hand- 
schriftliche Werk des Scheieh en-Nabrawi: „Nihäjet ur-rutbati fi thalabi- 
l-hisbati" über die veraulassenden Ursachen belehrt "'). 
Nach demselben waren insbesondere die Seiden- und Stoifhändler 
(Fabrikanten) einer strengen polizeilichen Controle unterworfen. Ihre Ver- 
kaufslMen wurden häufig durch den Mulziosib (Polizeieommissir) revidirt, 
denn dieser hatte darüber zu wachen, dass die Käufer nicht auf betrüge- 
rische Weise geschädigt würden. Gar häufig wurde nämlich die Seide 
durch Zubereitung vor der Bleiche im Gewicht schwerer gemacht. Manche 
erzielten dies durch priiparirte Stärke, mit dem Fett der Butter oder 
durch Olivenöl (Blatt 28 a). Nicht geringere Betrügereien wurden mit 
den Leinenstoden verübt, da manche Fabrikanten beim ägyptischen 
Lein die beste Gattung, welche zarte, feine Fäden hatte, mit einer minder 
guten Qualität von kurzen und rauh anznfühlenden Faden vermischten. 
Als Betrug galt es auch, den ägyptischen Lein mit dem von Nä- 
bulus (Neapolis in Syrien) zu mischen (Bl. 28 av.) Aehnlich verfuhren 
häufig auch die Wollhändler, indem sie alte unter neue und weisse unter 
rothe Wolle mischten (Bl. 27 r. Hg). Eine weitere Pflicht des Muhtesib 
war, den Webern gewissenhafte Arbeit bezüglich der Gewebe und ihrer 
Festigkeit anznbefehlen und Achtung auf die gebührende Länge, Breite 
und Feinheit der WollFaden zu haben. Namentlich sollte er verhindern, 
dass die letztern mit Mehl und gebranntem Gyps beim Weben einge- 
rieben würden, weil dadurch das Gewebe fälschlich den Anschein eines 
harten und festen Stodes erlangte, u. dgl. m. (Bl. 26 r. f.). „Die Ptlicht 
des Muhtesib ist", sagt en-Nabrawi sim Schluss des Capitels von der Auf- 
sicht über die Stoiihändler, „in allen bezüglichen Dingen ein wachsames 
Auge zu haben, ihre Gewichte und Ellenmasse zu prüfen, sie vom Ein- 
verständnisse mit Schreier-n und Miklern abzuhalten, und darauf zu sehen, 
dass sie einen reellen Handel treiben, Kunden und Waarenträger anständig 
behandeln und die rechte Treue in all" ihren Geschäften beobachten." 
Dr. Joseph Karabacek. 
1') Der Verfasser dieses Buchs über die Piiichten der Polizei dürfte wohl noch in 
der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts gelebt haben, wie aus dem Inhalt des 30. Capi- 
tell zu schliessen ist. 
[Fortsetzung auf der Beilage.
	        
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