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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 59)

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aufgetragen, sind nach Herrn Hinz' Bemerkung (l. c. 59) sehr dünn und leicht 
zerreissbar. Die verschiedenen Versuche lzur Erklärung ihrer Substanz 
(vgl. Bock, I. 42. 48, 50) waren gescheitert, bis Prof. Brücke in Wien 
durch mikroskopische Untersuchungen entdeckte, dass sie- so weit seine 
Beobachtungen reichten - dem Peritonaeum, dem sogenannten Bauchfelle 
des SchlachtvieHs (arabisch: sifdk), entnommen sei, ') also entgegen der 
bis dahin gehegtenVermuthung einer vegetabilisoben Substanz (Papyrusstaude 
- Byssus) "Ü. 
Ist hierdurch wenigstens schon der erste Schritt zur Ermöglichung 
der angestrebten Wiedererzeugung dieser prächtig und dauerhaft vergol- 
deten Fäden erleichtert, so bleibt doch noch die zweite, in kunsthisto- 
rischer Hinsicht nicht minder wichtige Frage ihrer Herkunft zu be- 
antworten. 
Bock und Andere (l. c. I. 43, 50) haben die Ansicht ausgesprochen, 
dass diese Häutchen im Oriente in grossen Mengen auf der einen 
Seite vergoldet worden und bis in's späte Mittelalter den occideutalischeu 
Webereien als fertiges Goldgespinust, als Waare zngekommen seien. 
Diese Vermuthuug erweist sich durch die Berichte der arabischen Schrift- 
steller als vollkommen richtig. 
Der Goldfaden heisst heute noch im Arabischen schechtweg lcasab 
oder lcasab aafar d. i. goldener kasab, der Silberfaden kasab abjadh, 
und auch in den Quellen wird in der Benennung der auf verschiedene 
Weise mittelst Thierhäutchen zubereiteten alten Goldfäden kein beson- 
derer Unterschied gemacht. In den arabischen Büchern, namentlich aber 
bei den ägyptischen Historikern, wo oft von Stoßen erzählt wird, kommt 
nämlich sehr häufig das Wort kasab und das von derselben Wurzel 
gebildete Particip m ukassab (d. i. mit Gold- oder Silberfäden brochirt), 
dessen Uebersetzung als „orne de pierreries" Herr Dozy (Diet. det. des 
vetements chez les Arabes, 331, Anm. 9) wohl selbst nicht mehr weiter 
zu vertheicligen gewillt sein wird, zur Anwendung. 
Wenngleich sich nun die ursprüngliche Bedeutung des Wortes 
Kasab (Rohrhalm) nicht zu einer Beziehung mit der erwähnten anima- 
lischen Substanz unserer Goldfäden hiniTlhreu lässt, sondern die hier in 
Frage kommende Bedeutung des Wortes als Gold- oder Silberfaden sich 
vielmehr nach der Ansicht des Herrn Prof. Fleisch er an die anfang- 
lich wohl stärkeren, langen Rohrhalmen ähnlichen, gezogenen Gold- 
und Silberdrähte zu knüpfen scheint; so steht doch auch die Identität 
unserer Plattgoldfaden mit dem kasab der Schriftsteller ausser Zweifel, 
da sie ja zumeist röhren artig um Leinen- oder Byssusfaden gesponnen, 
') Mittheilungen des k. k. östarr. Hessens I, 69. 
4") Herrn Hinz mag wohl Hie Brückdsehe Entdeckung unbekannt geblieben nein, 
in er 8. 59 noch der oben gedachten Varmuthung Baum gibt.
	        
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