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angetroffen werden (Bock, I. 49). Aus der gleichzeitigen (selteneren)
Anwendung unserer nicht umsponnenen Plattgoldfäden, welche also, wie
eben bemerkt, auch den Namen kasab Eihrten, mag wohl die der Grund-
hedentung nicht entsprechende Anwendung dieses Wortes iiir die heut-
zutage zu Stickereien in Aegypten benutzten länglichen Gold- und Silber-
plättchen herzuleiten sein.
Von entscheidender Wichtigkeit Fir unsere Frage ist es nun, dass
nicht selten in den arabischen Quellen, wenn von Stoffen des XIII. und
XIV. Jahrhunderts die Rede ist, sich die Bemerkung findet, die Musterung
derselben habe aus „ägyptischen: Golde" (dsahab misri) bestanden.
Die häuüg wiederkehrenden Beschreibungen aller Arten von goldge-
stickten Gürtelbinden, Sätteln, Borten, Stoffen u. s. w. lassen dies zur
Genüge beobachten. Selbstverständlich kann aber unter dem "ägyptischen
Golde" bei Geweben nichts anderes verstanden werden, als eben der
vergoldete Faden, kasab, was schon daraus hervorgeht, dass bei gleich-
Iautenden Angaben dieses Wort öfters an die Stelle des „dsahabu (Gol-
des) tritt und häufig auch das „kasab mudsahhab" (vergoldeter kasab)
gebraucht wird ').
Hieraus ergibt sich nun mit Gewissheit die Folgerung, dass A egyp-
ten zur Zeit, auf die sich jene Nachrichten beziehen und der auch unser
Gewebe angehört, wenigstens Einer der östlichen Hsuptplatze für die
Zubereitung der berühmten Goldfäden war. Das Material zur Vergoldung
lieferte nach den obigen historischen Angaben Aegypten selbst. Damals
wurde dort eben noch der Goldbau betrieben, indem sich inOherägypten
hart am rothen Meere in der Nähe der nubisohen Grenze, im Gebirge el-
Allaki, ergiebige Goldminen fanden, die, wie der fürstliche Zeitgenosse
Abü-l-feda (1- 1331) in seiner Geographie berichtet, immer in dem Masse
ausgebeutet wurden, als man des Goldes zur Verarbeitung beduriie. Dass
dieselbe aber in Aegypten Fir unsern speeiellen Theil denKunstindu-
strie allein schon sehr bedeutende Dimensionen erreicht haben musste,
geht aus Nachrichten hervor, nach denen auch noch zu Anfang des
XIV. Jahrhunderts für die Goldstickerei zum Stoffe eines einzigen Pracht-
kleides ein Gewicht von mehr als hundert Mitskäl (Ducaten) "ägyptischen
Goldes" verbraucht wurde. '
Was hier nun bezüglich des Vaterlandes der gediegenen Vergol-
dung unserer Fäden als nachgewiesen gilt, kann wohl ohne Wagniss
auch von ihrer animalischen Unterlage, dem nfäk, behauptet werden.
Von Aegypten aus dürften also nach unsern Daten wenigstens
') In dem "mukauab bi-dsihsb" hinwieder kann wohl keine Tnnfologie liegen, wie
Hart Dozy (L e.) meint. Hier ist einfmh „mukauav 1h ,brod6" zu übersetzen und du
dsähnb dient zur näheren Bezeichnung, d: e! ja auch Bilberbroonte gab, -- aho
brodä d'or.