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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 59)

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Schihäb-ed-din selbst auch von TurhanstnEen erzählt, die zu Geschenken , 
bestimmt, in gleichen Streifen die Titeln des Sultans eingewebt trugen 5'). 
Was nun die Jagdvorstellnngen selbst betrifft, so haben Wilken und 
Hinz (p. 56 f.) das letzte der immer in wiederkehrender Ordnung lau- 
fenden drei Thiere unrichtig als Hund erklärt. Der vermeintliche Hund 
ist ein Löwe, der lange gewundene Schweif zeigt dies schon allein. Was 
uns aber hierbei auffällt, ist das Fehlen der Strenge und Gesetzmässig- 
keit in der Zeichnung, wiewohl eine gewisse Natürlichkeit der Stellung 
und Freiheit der Bewegung in den Tbiergestalten nicht abgeläugnet 
werden kann. 
Wer nun Gelegenheit gehabt hat dergleichen auf bildliche Darstel- 
lungen organischer Formen bezughafte Kunstbestrebungen im Islam zu 
verfolgen, wird mit Beziehung auf unsere Thierbilder den Umstand auf- 
fallend bestätigt finden, dass der Kunststyl zu gewissen Epochen, nament- 
lich während und nach den Kreuzzügen, wo die Aufnahme figürlicher 
Darstellungen auch in der Tektonik der Muslimen grossen Aufschwung 
genommen, immer durch die geistige Richtung der einzelnen in natio- 
naler Hinsicht von einander geschiedenen Völkerstämmen bedingt war. 
Insbesondere auch unter den Mamlüken turkcmanischer und tscherkessi- 
scher Abstammung, von der Mitte des XIII. Jahrhunderts angefangen, 
entwickelte sich bei unverkennbarem EinHusse des christlichen Europa 
die dem erhöhten Druck orientalischer Despotie mehr entsprechende 
Manier, die organischen Formen ohne Rücksicht auf die Forderung des 
Gegenstandes immer wieder auf eine ähnliche Weise zu modificiren. Wo 
eine solche Uebereinstimmung nachgewiesen werden kann, dort ist sie 
auch in chronologischer Beziehung erzielt. 
Auf diese Weise hat auch schon Herr Essenwein, veranlasst 
durch die in meinem Briefe an Herrn Prof. Bergau mitgetheilten und 
im Anzeiger fiir Kunde der deutschen Vorzeit, 1870, Nr.2 p. 49 ff. 
abgedruckten Resultate meiner Untersuchung, in der genauen Ueberein- 
stiinmung unserer in Rede stehenden Thieriigur _mit dem Löwen eines 
im Germanischen Museum bewahrten Gewebes, für dasselbe die Berich- 
tigung eines chronologischen Irrthums gefunden. 
Ganz auf die nämliche Art vermögen wir die Zeit unserer Stoffe 
mit ziemlicher Genauigkeit zu bestimmen. Dass sie mamlükisch sind, 
steht fest: nicht allein durch den vorhin gegebenen Quellenbeleg, sondern 
") Gestreifte Stoßs der hier beschriebenen Gattung, aber ohne Jagdbilder, wie sie 
auch vorkommen, mögen wohl einen andern Namen geführt haben oder es ward der 
ursprüngliche beibehalten und, nachdem er einmal für die Bezeichnung einer Hauptgattung 
von Stoßen geläufig war, nicht mehr massgebend für das u u v e rä n d s rt e Fortbestehen 
der ihn früher veranlassenden Bilder. Aus ähnlichen Gründen ist uns noch bei vielen 
andern arabischen Wörtern die Möglichkeit einer etymologilchen Erklärung so lange 
entzogen, bis nicht wie hier ein glücklicher Zufall die Spur entdecken lässt.
	        
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