225
mit dem in der Luft nie ganz fehlenden Schwefelwasserstolf Schwefelmetalltlccken
bekommen müssen, oder nachdunlteln.
Zum andern war es ein Uebelstand der Daguerreotypien, dass das Bild über-
haupt spiegelte, und nur unter einer bestimmten Beleuchtung scharf hervorsprang;
in jeder andern musste man es erst durch Wenden und Neigen suchen. Der
künstlerische Etfect _üherhaupt war gering; das Bild war kalt im Ton und die
mikroskopische Sauberkeit der Ausführung, zwar merkwürdig an sich, schadete
dem Totaletfect. Es war ferner ausserordentlich leicht verletzbar, verwischbar und
erforderte eine Verglasung. i
Und endlich gab jede Aufnahme eines Ohjects nur ein einziges Bild; die
Herstellung eines zweiten erforderte genau dieselbe Reihe von Operationen wie
das erste. Ein schnelles Arbeiten, eine Vervielfältigung liess das Verfahren noch
nicht zu.
Die nächsten Bemühungen zielten nun darauf ab, unser gewöhnliches Bild-
material, das Papier, dem Verfahren zugänglich zu machen, und es dauerte nicht
lange, so war der Weg dazu gefunden.
Ziemlich unabhängig von Daguerre und Niepce hatte sich mit der Aufgabe,
Lichtbilder zu erzeugen, der Engländer Talbot beschäftigt, und auch er machte
schon im Jahre 1839 an die Londoner königliche Societiit eine Mittheilung, in
der er ein Papierverfahren beschrieb, in seiner Wesenheit das nämliche, welches
wir heute noch befolgen.
Dieses Verfahren hatte aber ausser den Vortheilen, die das Material bot,
noch einen anderen, viel bedeutungsvolleren. Es gestattete nämlich, mit einer
einzigen Aufnahme des zu copirenden Gegenstandes eine sehr grosse Anzahl von
Bildern zu erzeugen, etwa so, wie man von einer gestochenen Kupfer- oder
Stahlplatte eine Menge Abdrücke produciren kann. Und dies beruht auf folgen-
dem, sehr sinnreichen Gedanken: Gesetzt, man hätte zuerst so wie im vorigen
Falle eine Metsllplatte, ein Papierblatt mit einer lichtempfindlichen Schichte von
Chlor, Brom oder Jodsilber überzogen und man hätte dann dasselbe in der Ca-
mera belichtet.
Könnte man nun, wie vorhin auf der Metallplatte, das Bild durch Queck-
silberdämpfe hervorrufen und verstärken, entfernte man ferner durch ein Lösungs-
mittel die übrige vom Licht nicht getrotfene Brom- oder Jodsilberschichte, so
könnte unmöglich ein dem vorigen ähnliches Bild entstehen, denn auf der Silber-
platte bildeten ja, wie wir uns erinnern, die durch das Fixiren blossgelegten
Silberstollen die Schatten, und die Quecksilberzeichnung hob sich davon als die
Lichter ab.
Da wir aber beim Papier durch das Fixiren, d. h. die Behandlung mit
einem Lösungsmittel für das nicht vom Licht getroifene Bilderprüparst nur die
weisse Papiertlüche wieder hlosslegen würden, so müsste, vorausgesetzt, dass die
Quscksilbertuschirung tief genug im Ton wäre, nur diese sichtbar und die Schatten
weiss erscheinen, mit einem Wort, die Lichter würden dunkel, die Schatten hell
erscheinen.
Nun denke man sich aber dieses Bild, auf welchem die natürlichen Ver-
hiltnisse umgekehrt erscheinen, transparent gemacht durch eine fettige Substanz
oder durch Wachs und auf eine schwarze Unterlage gelegt, so müsste sich das
natürliche Verhältniss wieder herstellen: wir würden die Schattenpartien wirklich
dunkel und diesen gegenüber die früher dunkeln Partien hell sehen.
(Fortsetzung folgt.)