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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 60)

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mit dem in der Luft nie ganz fehlenden Schwefelwasserstolf Schwefelmetalltlccken 
bekommen müssen, oder nachdunlteln. 
Zum andern war es ein Uebelstand der Daguerreotypien, dass das Bild über- 
haupt spiegelte, und nur unter einer bestimmten Beleuchtung scharf hervorsprang; 
in jeder andern musste man es erst durch Wenden und Neigen suchen. Der 
künstlerische Etfect _üherhaupt war gering; das Bild war kalt im Ton und die 
mikroskopische Sauberkeit der Ausführung, zwar merkwürdig an sich, schadete 
dem Totaletfect. Es war ferner ausserordentlich leicht verletzbar, verwischbar und 
erforderte eine Verglasung. i 
Und endlich gab jede Aufnahme eines Ohjects nur ein einziges Bild; die 
Herstellung eines zweiten erforderte genau dieselbe Reihe von Operationen wie 
das erste. Ein schnelles Arbeiten, eine Vervielfältigung liess das Verfahren noch 
nicht zu. 
Die nächsten Bemühungen zielten nun darauf ab, unser gewöhnliches Bild- 
material, das Papier, dem Verfahren zugänglich zu machen, und es dauerte nicht 
lange, so war der Weg dazu gefunden. 
Ziemlich unabhängig von Daguerre und Niepce hatte sich mit der Aufgabe, 
Lichtbilder zu erzeugen, der Engländer Talbot beschäftigt, und auch er machte 
schon im Jahre 1839 an die Londoner königliche Societiit eine Mittheilung, in 
der er ein Papierverfahren beschrieb, in seiner Wesenheit das nämliche, welches 
wir heute noch befolgen. 
Dieses Verfahren hatte aber ausser den Vortheilen, die das Material bot, 
noch einen anderen, viel bedeutungsvolleren. Es gestattete nämlich, mit einer 
einzigen Aufnahme des zu copirenden Gegenstandes eine sehr grosse Anzahl von 
Bildern zu erzeugen, etwa so, wie man von einer gestochenen Kupfer- oder 
Stahlplatte eine Menge Abdrücke produciren kann. Und dies beruht auf folgen- 
dem, sehr sinnreichen Gedanken: Gesetzt, man hätte zuerst so wie im vorigen 
Falle eine Metsllplatte, ein Papierblatt mit einer lichtempfindlichen Schichte von 
Chlor, Brom oder Jodsilber überzogen und man hätte dann dasselbe in der Ca- 
mera belichtet. 
Könnte man nun, wie vorhin auf der Metallplatte, das Bild durch Queck- 
silberdämpfe hervorrufen und verstärken, entfernte man ferner durch ein Lösungs- 
mittel die übrige vom Licht nicht getrotfene Brom- oder Jodsilberschichte, so 
könnte unmöglich ein dem vorigen ähnliches Bild entstehen, denn auf der Silber- 
platte bildeten ja, wie wir uns erinnern, die durch das Fixiren blossgelegten 
Silberstollen die Schatten, und die Quecksilberzeichnung hob sich davon als die 
Lichter ab. 
Da wir aber beim Papier durch das Fixiren, d. h. die Behandlung mit 
einem Lösungsmittel für das nicht vom Licht getroifene Bilderprüparst nur die 
weisse Papiertlüche wieder hlosslegen würden, so müsste, vorausgesetzt, dass die 
Quscksilbertuschirung tief genug im Ton wäre, nur diese sichtbar und die Schatten 
weiss erscheinen, mit einem Wort, die Lichter würden dunkel, die Schatten hell 
erscheinen. 
Nun denke man sich aber dieses Bild, auf welchem die natürlichen Ver- 
hiltnisse umgekehrt erscheinen, transparent gemacht durch eine fettige Substanz 
oder durch Wachs und auf eine schwarze Unterlage gelegt, so müsste sich das 
natürliche Verhältniss wieder herstellen: wir würden die Schattenpartien wirklich 
dunkel und diesen gegenüber die früher dunkeln Partien hell sehen. 
(Fortsetzung folgt.)
	        
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