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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 71)

fest und klingend, es würde unmöglich sein, ihn zu Waaren zu verar- 
beiten. Er würde auch im stärksten Feuer gebrannt noch porös bleiben. 
Flussmittel enthaltender oder mit ihm versetzter Thon gestattet ein- 
mal ein verliisslicheres Formen und eine Beibehaltung der Form nach 
dem Trocknen, ohne zu stark zu schwinden und dadurch zu reissen, und 
er gestattet zweitens beim Erhitzen je nach der angewandten Temperatur 
zweierlei Massen zu erhalten: 
1. Bei massiger Rothgluth: feste, klingende, aber immer noch po- 
röse, in denen die Flussmittel eben nur eine Art losen Kitt für die reine 
Thonerde bilden, ohne den sie leicht zerhröckeln würden, der aber noch 
nicht hindert, dass die Masse weich und zerbrechlich, für Flüssigkeiten 
durchlässig ist. 
2. Bei heftiger und andauernder, bis zur Weissgluth gesteigerter 
Temperatur durch das bis zum Weichwerden oder wirklichen Schmelzen 
erhitzte Flussmittel durchscheinende Massen, in denen die Poren völlig 
zugeschmolzen sind, die darum so widerstandsfähig und so hart sind, 
dass sie am Stahl Funken geben und natürlich völlig undurchdringlich 
für Flüssigkeiten sind. 
Diese Art Masse oder die daraus gefertigten Waaren sind also ge- 
wissermassen mit einem Glase innig verschmolzene Thonwaaren. Ein 
solches Glas kann man überdies den Waaren beider Kategorien noch 
oberdächlich aufschmelzen; den porösen, damit sie vor dem Durchlassen 
der Flüssigkeiten geschützt sind und glatt und rein erhalten bleiben, den 
nicht porösen nur aus diesem letzteren Grunde. 
Solche Glasüberzüge sind die Glasuren. 
Sie bilden auf den porösen Waaren nur eine dünne, mit ihrer Unter- 
lage nicht eigentlich vcrschmolzene oder von ihr gewissermassen che- 
misch gebundene Schichte, haben andere Ausdehuungscoäfiicienten wie 
diese und sind darum dem Reissen und Springen leicht unterworfen. 
Es sind bei den porösen Waaren in den bei weiten zahlreichsten 
Fällen Bleisilicate, Bleigläser; sie können bei verhältnissmässig niederer 
Temperatur aufgebracht werden und lassen darum grosse Wohlfeilheit 
der Waare zu. 
Die Glasuren der nicht porösen Waaren sind innig mit der Masse 
selbst verschmolzen und zwar bei einer Temperatur, bei der die Masse 
selbst weich wird, während die Glasur völlig schmilzt, so dass darum 
eine wahrnehmbare Grenze zwischen Masse und Glasur verschwindet, 
während sie bei den porösen Gcschirren leicht ersichtlich ist. 
Solche Glasuren sind auch nie Bleigläser, sondern schwer schmelz- 
bare Doppelsilicate von Alkalien und alkalischen Erden. 
Unter ihnen, den Glasuren selbst, sind zu unterscheiden: 
1. Erdglasuren. Metalloxydfreie, durchsichtige Gläser, aus Kiesel- 
säure, Thonerde, Kalk und Alkalien bestehend.
	        
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