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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 71)

Beilage zu Nr. 71 der „Mittheilungen etc." 
Da. begab es sich um jene Zeit, dass in Berlin ein Apothekergehilfe 
Namens Böttger (in Schleitz im Voigtlande 1682 geboren), den Ruf eines 
Alchymisten um sich verbreitete. 
Einen verlässlichen Goldmacher zu besitzen aber war dem Vater 
Friedrichs des Gr., dem Könige Friedrich Wilhelm I. schon längst ein tief- 
gefühltes Bedürfniss, denn auch er hatte eine im Kostenpunkt wenig- 
stens ähnliche Passion, wie sein königlicher Nachbar; er sammelte baum- 
lange Grenadiere und seine Casernen waren wahre Museen von solchen 
Praehtexemplaren. 
Er befahl, Böttger solle vor ihm selbst eine Prebe seiner Kunst ab- 
legen und liess seine Absicht merken, das Sountagskind - Böttger nannte 
sich selbst so und war damals 26 Jahre alt - fest zu verwahren und 
seine Kunst für sich allein auszunutzen. 
Böttgefn schlug das Gewissen über seinen seither vollführten Schwin- 
del und er entwieh nach Wittenberg in Sachsen. Er wurde verfolgt und 
eingefangen, appellirte als Sachse an seinen König August und nach ziem- 
lich umständlichen diplomatischen Verhandlungen zwischen Berlin, Dresden 
und Warschau, wo sich August gerade aufhielt, verblieb er in sitchsischem 
Gewahrsam. - 
Es ist sehr komisch zu lesen, wie sich die beiden Könige den ver- 
meintlichen Goldkoch gegenseitig abjagen, denn auch bei August sollte 
er sofort die Ducaten wieder fahriciren, welche die bis dahin an diesem 
Hofe thätigen Alchymisten nach und nach verschwinden gemacht hatten. 
Lange Zeit wurde Böttger in Dresden festgehalten, wo seit Jahren 
ein alchymistisches Laboratorium eingerichtet war und nach einem wieder 
verunglückten Fluchtversuch schalfte man ihn auf die Festung König- 
stein (1706). Zum dritten Male suchte er auch von hier aus, und diesmal 
in Gemeinschaft mit dem Grafen v. Reichlingen, dem Hofrath Ritter und 
dem russischen Gesandten Pascal, zu entfliehen, aber der wiedervereitelte 
Versuch verschaffte ihm nur noch strengere Haft "in einem besonders 
dazu eingerichteten gefangnissmässigen Laboratorium auf der Jungfrauen- 
bastei, dem Eck der jetzigen BrtihYschen Terrasse in Dresden. 
In der entsetzlichsten Angst vor dem endlichen Durchbruche des 
von dem sonst so heissblütigen August wunderbar gnädig zurückgehal- 
tenen Zorns ergriff endlich Böttger als letztes Rettungsseil die technischen 
Winke, die ihm der kenntnissreiche Tsohirnhausen mehrmals über die 
Möglichkeit mitgetheilt hatte, das fast mit Gold aufgewogene indische 
Porcellsn aus einheimischen Materialien zu machen. 
(Schluss folgt.)
	        
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