Die Ausstellung in Eger.
Gleichzeitig mit der kuuslgewerblichen Ausstellung in Klagenfurt, nämlich vom 9.
bis 23. Juli, fand in Eger die eigentlich schon für das vorige Jahr projectirte, des Krieges
wegen aber verschobene Ausstellung gewerblicher, laud- und iorstwirthschaftlicher und
Berghau-Prodncte statt. Es war das erste Unternehmen solcher Art im Egerlande.
Veranstaltet war die Ausstellung von einem Comite von Kautienten, Fabrikanten
und Gutsbesitzern unter dem Vorsitze des Handelskammerpräsidenten Oswald Hafen-
richter. Der Eifer der Ccmitemitglieder scheint nicht durch ein so allgemeines Entge-
enkommen belohnt worden zu sein, wie es sich in Klirnthen gezeigt hatte. Weder waren
alle im Handelskammerhezirke bestehenden Industrien vertreten, noch hatten Institute
und Privatpersonen ihre älteren Kunstschätze mit solcher Liheralitiit zur Verfügung
gestellt. Indessen liess man sich durch Gleichgiltigkeit oder Uaverstsnd nicht abschrecken
und brachte unter den obwaltenden Verhiltnissen eine qualitativ und quantitativ ganz re-
spectable Sammlung zu Stande, welche Anziehungskraft genug ausiibtn, und manchem In-
dustriellen nachträglich sein Fernbleiben bereuen lisss. Leider war durch die Verbindung
mit einer Viehschsu die Verlingerungrder Ausstellung unmöglich gemacht, deren Dauer
man etwas zu ängstlich auf nur zwei Wochen festgesetzt hatte. Wie überall, bedurfte es
auch hier einiger Zeit, bis die Aufmerksamkeit des Pnblicums der Umgegend erregt werden
war, und der stärkste Andrang Iiel mit dem Behlusse zusammen.
Der Katalog, sorgsamer gearbeitet, als man es bei Provinzial-Ausstellnngen im allge-
meinen gewohnt ist, insbesondere reich an statistischen und technologischen Notizen, nannte
376 Aussteller. Dazu ist zu bemerken, dass Collectiv-Ausstellungen, wie z. B. von zwölf
Webereiürmen in Asch, nur eine Nummer erhalten haben, und dass die 240 Gypeabgüsse
und die mehr als 300 Kunstindustrie-Gegenstände des österreichischen Museums als Spe-
cial-Ausstellnug behandelt waren.
Ein ganz passendes Ausstellungslocal bot das am Fusse der Burgruine gelegene
Schiesshaus mit zwei Sälen und Gartenraum, welcher letztere von den Maschinen u. s. w
in Anspruch genommen war.
Der erste Saal war den landwirthschaftlichen Producten, der Montanindustrie und
den primitiven Gewerben überlassen, der zweite den sich mehr oder weniger der Kunst
nlhernden. Konnte die Trennung auch nicht mit gnuzer Schärfe durchgeführt werden, so
war sie doch in allem Wesentlichen festgehalten, auch auf die Zusammenordnnng des
Glsichsrtigen Bedacht genommen, ohne dass dabei ein geschmackvolles Gesarnmtarrange-
ment ansser Acht gelassen werden wäre. Dem Letzteren boten sich in den Galerien,
Orchestertrihunen und Estraden verwendbare und gut verwendete Hülfsmittel dar.
So war eine Galerie ausschliesslich von den Ausstollungsobjecten und Beproduc-
tionen des österreichischen Museums, den Zeichnungen der Schüler von Eger und Elbogen,
den von der Stadt Eger hergeliehenen lncnnabeln und verschiedenen ostasiatischen Gegen-
stlnden aus dem Besitze des Herrn v. Dotzauer eingenommen. Wir halten uns ver-
pflichtet, an dieser Stelle dem stldtischen Archivs: Herrn Georg Schmidt den Dank
des Museums üir die besondere Sorge ahzustatten, welche er der Aufstellung und dem
Schutze unserer Gegenstände widmete. Um das Unternehmen im allgemeinen hat sich nach
allseitigem Zcngniss neben dem Präsidenten Herrn Hsfenrichter insbesondere der Hau-
delskammersecrctir Dr. Habermann das griissto Verdienst erworben.
Unter den kunstgewerhlichen Erzeugnissen des Kammerhezirkes nahmen die Weiss-
stickereien ohne Frage den ersten Bang ein. Die Aussteller gehörten fast ohne Ausnahme
dem Graslitzer Bezirke an, J. J. Wechselrnann hatte in Folge seiner Diderenzen mit
den Handelskammern von Prag und Eger seine Anmeldung zurückgezogen. Bunt- und
Goldstickereien hatten Wagner in Komet-an und Kuh in Prag ausgestellt. Die
Webereien von Asch konnten unter kunstgewsrblichem Gesichtspunete kaum in Betracht
kommen.
Die Beiträge der, doch gerade im nordwestlichen Böhmen so ausgebreiteten Por-
cellan- und Glasindustrie geuügten keineswegs. Es war fast nur Marlrtwanre ausgestellt-
Auch die Arbeiten in Siderolith u. dgl. liessen den Geschmack ganz unbefriedigt. An Holz-
und Buchhinderarbeitan war mancherlei technisch recht lobenswerthes ds. Im Allgemßillßll
dürfte aber die Ausstellun die Freunde der Kunstindustrie dortzulande wohl zu der Ueher-
zeugnng gebracht haben, dass Zeicheulehrer und Musterzeichner, welche selbst eine gute
Schule durchgemacht und die Bedürfnisse des Gewerbestnndes kennen gelernt haben, das
ullerdringendste Bedürfniss sind.
Nicht unerwshnt wollen wir lassen, dass die Ausstellung von mehreren österreichi-
schen Kronliindern, sowie von den deutschen Grenzlindcn aus verhiltnissmßssig reicher
beschickt war, als aus Böhmen. Allerdings wurde daliir die mangelnde Eisenhahnverbin-
dung als Grund angeführt.