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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 71)

Anfange des 15. Jahrh. angehörend, mit fein gearbeiteten Eisenbestand- 
thcilen ist wegen seiner guten Erhaltung und der Seltenheit des Vor- 
kemmnisses von Profanniöbeln aus dieser Zeit bemerkenswerth. Von Mö- 
beln des 16. Jahrh. hatte Graf Fugger einige gute Stücke, Truhen und 
Schränke mit eingelegter Holzarbeit ausgestellt. Diese Technik war all- 
gemein verbreitet sowohl in Kärnthen als auch in Salzburg und Tirol, 
und die Möbel zeichnen sich durch gefällige Form und eine gewisse 
Eleganz der Ornamentation aus. Die Kunstweise der einzelnen Holzar- 
beit lässt sich mit Leichtigkeit den heutigen Bedürfnissen anpassen und 
mit den heute zu Gebote stehenden Mitteln und Werkzeugen mit weit 
geringeren Schwierigkeiten ausüben als ehedem. Wirklich waren auf 
der Ausstellung einige, wenigstens in der Technik ganz befriedigende 
Versuche von einheimischen Handwerkern zu sehen - ein Zeichen, dass 
vielleicht noch nicht die alte Tradition, wenigstens die handwerkliche, 
völlig verloren ist, wenn auch der Kunstgeschxnack alle Leitung ver- 
loren hat. In diesem holzreichen Lande liesse sich, so möchte es scheinen, 
durch praktische Anregung eine lebensfahige Möbelindustrie emporbringen. 
Auch was ausser den einigen eingelegten Arbeiten von modernen 
Möbeln ausgestellt war, war beinahe durchweg solid und gut. Schränke 
und Schreibtische des I7. und 18. Jahrh. waren eben von verschiedenen 
Besitzern ausgestellt. Sehr zierlich ein mit Elfenbein eingelegten Ca- 
binet aus Ebenholz, 17. Jahrh, Eigenthum des Herrn Steinhäubl, und 
ein ähnliches, Eigenthum der Frau Kreuzberg. 
Ein Prachtexemplar einer Augsburger Uhr von vergoldetem Kupfer 
aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh, mit Planetentafel, Kalendarium in 
überreicher Ausführung mit schönen Gravirungen, war aus dem Besitze 
des Fürstbischefs von Gurk in der Ausstellung. 
Von Goldsehmiedarbeiten des 16. Jahrh. ist als besonders erwäh- 
nenswerth zu notiren eine Wahlurne mit Untersatzteller von getriebenen: 
vergoldeten: Silber, Eigenthuui des Landes Kärnthen, ohne Zweifel das 
Werk eines Augsburger Meisters etwa um 1580. An der Schüssel, die 
von bedeutender Grösse ist, allegorische Figuren der vier Welttheile, um 
den Körper der mit einem Deckel versehenen Urne die vier Jahreszeiten, 
alles in reichen und geschmackvollen Umrahmungen. 
Ein reizendes silbergetriebenes vergoldetes Krügelein aus der ersten 
Hälfte des 16. Jahrh., Eigenthum des Grafen Thurn, ist ein Werk ganz 
ausgestattet mit jenem unuennbaren Zauber, den die frühe keusche Zeit 
der deutschen Renaissance ihren Schöpfungen einzuhauchen wusste. Hoch- 
getriebene Putteniiguren in Nischen mit Täfelchen in den Händen, die 
Künste und Wissenschaften darstellend, umgeben die Laibung, dazwischen 
und am Dekel überreiche Ornamente. 
Wie wir schon bei Erwähnung der Beiträge des Klosters St. Paul 
anführten, war auch die kirchliche Goldschmiedekunst nicht uuvertreten.
	        
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