kirchliche Zwecke ganz ausgezeichnete Arbeiten vorfinden. Wieviel es bei
solchen Dingen auf die richtige Leitung und einen verständnissvollen
Willen ankömmt, das sieht man an der glänzenden ornamentalen Plastik,
welche im Innern des Neubaues des Museums zur Aufführung gekommen
ist. Beklagenswerth bleibt es jedenfalls, dass der grossen Plastik so wenig
Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dass sie unter diesen Umständen auf der
Musealausstellung nicht zur Geltung kommen konnte, ist begreiflich.
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Eine in gewisser Beziehung exceptionelle Stellung nehmen die pla-
stischen Arbeiten ein, welche durch den verdienstvollen Herrn Purges
aus dem Grädnerthale eingeschickt wurden, insbesondere ein grosser
Crucifix und eine fast lebensgrosse heilige Maria. Es ist bekannt, dass seit
längerer Zeit schon im Grödnerthale die Holzschnitzkunst als eine Haus-
industrie betrieben wird und dass sämmtliche Bewohner dieses Thales,
männlichen und weiblichen Geschlechtes, sich von Kindesbeinen an mit
Holzschnitzeln, Bemalen und Vergolden von Figuren beschäftigen. Diese
Figuren auf der Ausstellung bilden den Höhepunkt der Kunst im Gröd-
nerthale. Von den Statuen angefangen, die für Dorfkirchen bestimmt
oder ausersehen sind zu überseeischem Exporte, werden bis zu dem klein-
sten Spielzeug und Artikel für den Hausgebrauch eine Unmasse von Ge-
genständen daselbst erzeugt. Dieselben sind, auf den Massenexport berechnet,
sehr wohlfeil, und wenn auch mit einem gewissen Geschicke gemacht,
doch unvollkommen in der Form, wie es eben bei den geringen Unter-
richtshilfsmitteln der Grödner nicht anders zu erwarten ist. Innerhalb des
Kreises aber, den sie auszufüllen seit Jahrzehnten bemüht sind, sind die
Leistungen dieses braven und intelligenten Gebirgsvolkes in hohem Grade
anerkennenswerth und aufmunterungswürdig.
Hoffentlich ist der Tag nicht ferne, wo eine Holzschnitzschule, wie
sie in Berchtesgaden und seit Einem Jahre auch in Hallein besteht, auch
im Grödnerthale festen Fuss fassen wird; dann wird es vielleicht möglich
sein, fühlbar gewordene Lücken in der dortigen Hausindustrie auszufüllen,
und die Leistungs- und Expurtfähigkeit der Producte dieses gewerbsfleis-
sigen Gebirgsthales zu erhöhen.
Verwandt mit der Ausstellung der künstlerischen und ornarnentalen
Plastik ist die Marmortechnik, insoweit dieselbe vom vorwiegend tech-
nischen Gesichtspunkte zur Geltung kam.
In ihrer Art ganz vorzüglich ausgeführte Marmorarbeiten - meist
Kamine - haben Francini und Carlo Vanni - letzterer auch eine
gelungene Tegetthofbüste - dem Publicum vorgeführt. Die Marmorarten,
welche dabei zur Anwendung kommen, sind fast ausschliesslich auslän-
dische, darunter in ihrer Art höchst interessante.
Für Oesterreich aber viel wichtiger, als die Verwendung ausländi-
schen Marmors, ist die Verwerthung der inländischen Marmurarten. Um
diese zur Geltung zu bringen, geschieht relativ sehr wenig. Mehr als