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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 76)

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nicht genannt werden, von denen es aber notorisch ist, dass sie sich 
mit Aufgaben der Kunstindustrie beschäftigen. 
Erwägt man nun, dass es vor einem Jahre in Wien noch keine Kunst- 
gewerbeschule gegeben hat, dass man erst seit dem Bestehen dieser Schule 
dem Zeichenunterricht eine besondere Aufmerksamkeit widmet, dass die 
Malereischule reformirt, in den Kronländern zu Hallein, Gablonz, Haida, 
Specialschulen errichtet, andere Specialschulen, wie in St. Ulrich im 
Grödnerthale, in Ellbogen in Errichtung begriffen sind, dass ausserdem 
einzelne Vereine, wie im Frauenerwerbvereine in Wien und Prag, einzelne 
Genossenschaften, wie die der Posamentierer, dem Zeichenunterrichte eine 
ganz besondere Aufmerksamkeit widmen, erwägt man endlich, dass durch 
Zeichen- und Modellvorlagen in allen Schulen Sorge getragen-wird, so 
wird man nicht verkennen, dass das, was früher ausgesprochen wurde, 
eine volle Wahrheit ist: das bedeutsame Hervortreten der Zeichner sei 
auf der Ausstellung des Museums eine der erfreulichsten Erscheinungen 
in der kunstgewerblichen Bewegung der Gegenwart für Oesterreich. 
' E. 
lV. 
Das Mobiliar. 
(Verschiedene Stile und Richtungen. - Bedeutung der Renaissance. - Die Standmobel. - 
Schnitzerei. - Intarsien. - Die Sitzmöbel. - Eisenmübel.) 
Vielleicht gibt es heute keinen Zweig der Kunstindustrie, der so deut- 
lich wie das Mobiliar erkennen lässt, dass wir im Suchen nach neuen, mo- 
dernen, uns gemässen Kunstformen begriffen sind, nach Kunstformen, die 
besser sind als jene, die uns vom abgelebten Rococo tiberkommen waren 
und durch die Herrschaft des französischen Geschmacks gehalten wurden. 
Dieses Suchen drücken die ausgestellten Möbel in sehr charakteristi- 
Sßher Weise aus. Das Rococo oder wie man die Stilweisen des 18. Jahr- 
hunderts nennen will, ob nun Louis XV. oder Louis XVL, ist fast ganz 
unvertreten , und das ist wenigstens als ein Zeichen zu betrachten , dass 
unsere Möbelfabrication, wenigstens überall dort, wo es auf etwas ankommt, 
SlCh von der Herrschaft des französischen Geschmacks losgerungen hat. 
Aber welche Richtung soll sie nunmehr einschlagen? Dass sie eine eigene 
oder ihre eigene Kunstweise noch nicht gefunden hat, dass sie daher ziem- 
llCh bunten und vielartigen Charakters ist, dass sie suchend auch wohl in 
der Irre geht, ist daher natürlich und begreiflich. 
Indern wir ihren Wegen folgen und auch die Richtung betrachten 
Vvbllen, wohin das Mobiliar etwa zu lenken wäre, halten wir es für gut, 
Standmöbel und Sitzmöbel getrennt zu besprechen, nicht weil etwa beide 
"eTSChiedenen Stilgesetzen zu folgen hätten, sondern weil sie in der That 
Verschiedene Gesetze zum Theil verfolgt haben und weil sich für die 
Stalldmöbel das Richtige und Naturgemässe leichter auffinden lässt. 
Unter Standmöbeln im Gegensatz zu Sitzmöbeln verstehen wir das 
ganze Gebiet der Kasten, Credenzen, Büffets, Schränke, Tische u. s. w.
	        
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