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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 76)

Beilage zu Q5716 rler „Miljheilllngelld kt k; Uesterr. Museueee". 
sei sie nun ligürlicher oder ornamentaler Art, fand wohl erst die Renais- 
sance das Richtige. Sie erst erhob die Möbeln in den reicheren Exemplaren 
zu wirklichen Kunstwerken, sie auch fand für die einfacheren Gegenstände 
die angemessene, stilgerechte Form. Und zwar gilt dies von der Früh- 
renaissance wie auch von der Spätrenaissance, wenn dazwischen auch manche 
lrrthümer und verfehlte Arbeiten vorgekommen sind, dazu wir vorzugs- 
weise solche Kasten und Schränke rechnen, welche Hausfacaden direct 
nachahmen, Die Renaissance hat aber nicht blos die plastische Gestaltung 
des Möbels gefunden oder richtiger gesagt vollendet, sie hat auch, was 
die romanische Epoche durch Gemälde erstrebte, das malerische Ornament 
der Flächen in der richtigen geeigneten Weise geschaffen, nämlich in ein- 
gelegter Holzarbeit. S0 müssen wir auch nach dieser Richtung hin die 
Standmöbeln der Renaissance als die vollendetsten und kunstgerechtesten 
betrachten. 
Es kann daher für ein unbefangenes Urtheil keine Frage sein, wohin 
wir uns um Vorbilder zu wenden haben, um unsere künstlerisch gesun- 
kene Fabrication in diesem Zweige wieder zu erheben. Was der Renais- 
sance gefolgt ist, das liegt uns zeitlich näher und ist die Grundlage dessen, 
was wir bis heute__geschaffen haben, aber eben diese Grundlage ist es, von 
der wir uns loslösen müssen, weil mit ihr auch die Abweichung von den 
richtigen Principien eingetreten ist. 
Es ist daher als ein sehr gutes Zeichen zu betrachten, dass die auf 
unserer Ausstellung befindlichen Möbel vorzugsweise den Sti. der Renais- 
sance zeigen, und es liegt darin, wenn in dieser Richtung mit consequentem 
Streben fortgearbeitet wird, die Bürgschaft für eine gute Zukunft. Und 
das ist immerhin ein befriedigendes Resultat, auch wenn wir im Einzelnen 
nicht alles für vollendet oder gelungen erkennen wollen. Die Gothik ist 
auffallender Weise gar nicht vertreten, und das ist gewiss ein Zeichen, 
Wie wenig dieser Stil in das Leben eingedrungen ist, und wie er bisher 
nur eine Specialität gewisser Liebhaber und Schlosseigenthlimer gewesen 
ist. Und auch als solche Specialität ist er bereits wieder im Aussterben, 
S0 dass er binnen Kurzem wohl auf die Kirche allein beschränkt sein 
wird. Einige wenige Gegenstände, namentlich mit Metallintarsien, gehören, 
Wenn nicht genau dem Stile, doch der Weise aus der Zeit Ludwigs XVI. an. 
Diejenigen Standmübel, welche in Art der Renaissance gehalten sind, 
Zeigen diesen Stil zum Theil blos durch den Bau und Ornament, zum 
Srossen Theil aber auch durch die verschiedenartige Intarsia, wie sie der 
Renaissance eigenthfimlich war. Allen voran stehen in dieser Beziehung 
die beiden Cabinetkasten, welche im kaiserlichen Auftrage gearbeitet wur- 
den, beide aufs vollständigste im Stil durchgeführt", mit Verwendung sehr 
Vfrschiedenartiger Technik. Wir finden bei dem einen, der mehr auf far- 
blßß Wirkung seiner Flächen angelegt ist, Alntarsien von Elfenbein und 
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