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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 76)

Es gehört nicht viel dazu, um einzusehen, dass dieses nicht die richtige 
Art ist. Solche Malerei hat nur dann auf Glas die rechte Wirkung, wenn 
Licht dahinter ist. Ist das nicht der Fall, so kann nur eine deckende Verzie- 
rungangemessen sein. Man hat gewöhnlich das Glas deshalb mit weissem 
Ornament überzogen, aber diese ist coloristisch immer hart und unschön 
in solchen Möbeln und deshalb zu verwerfen. YVir begreifen wirklich 
nicht, warum nicht einfach klares Fensterglas hier an der Stelle sein soll, 
da' ia die Rücken der wohleingebundenen Bücher selbst den schönsten 
Schrnuckbilden. Warum ihn verstecken und seine Lecture verleugnen? 
Daher genügt uns ebensowenig das weiss mattirte Glas in Rudrich's, 
wie die Spiegel in Grubcr's Kasten. , 
Den" Uebergang zu den farbig oder malerisch verzierten Gegenständen 
bilden solche, Möbel, welche in den Füllungen mit Maserholz versehen 
sind. Dahin gehören eine Eckkredenz und ein Speisetisch von Wichert, 
auch "ein Wandschrank in Cabinetart von Schön thaler. Dieses Genre, 
d. h. die Benutzung von_ Flader oderiMaser, stirbt, wie es scheint, mehr 
und mehr aus, und wohl mit Recht. Die Wirkung ist so rein zufällig, 
willkürlich, selbst unruhig, dass dieses bunte Holz eigentlich gar kein echt 
künstlerisches Material ist. In guten Arbeiten erscheint es eher störend 
alshebend und fördernd. 
Zablreich sind die Möbel, welche ihren Hauptschmuck in der lntarsia 
oder Marqueteriearbeit suchen. Am nächsten an ein älteres Vorbild schliesst 
sich ein Cabinetkasten von Zugh in Graz, schwarz mit eingelegtem Elfen- 
.bein. Selbstständiger und feiner, ebenfalls mit Elfenbein, ist der bereits 
erwähnte etagereartige Wandschrank von Schönthalcr. Tische, deren 
Platten mehr oder minder reich mit lntarsien in Holz, Elfenbein, Metall 
geschmückt sind„haben Schandl in Brünn, Schallhas, Trinkl und 
auch Schönthaler ausgestellt. Mit besonderer Vorliebe scheint sich 
der Tischler Ludwig der lntarsia zugewendet zu haben. Eine grosse 
Credenz und zwei Damensecretäre von feinen Formen und vortreülicher 
Ausführung nebst einigen Sesseln legen Zeugnissi dafür ab. Einer dieser 
Secretäre ist bernerkenswerth durch seine lichte Haltung; er ist von Ahorn 
mit Rosenholz eingelegt. Auch die Provinzen haben Arbeiten dieser Art 
Cingesendet. Ausser den erwähnten Tischen von Schandl in Brünn 
machen sich ein Tisch und ein Betschemel von Wiesauer in Gmunden 
bernerklich, die einen wie die andern von trefflicher Technik. Man erkennt 
aber bei diesen Arbeiten, wie vorherrschend draussen noch der Mangel 
ßllder richtigen künstlerischen Befähigung und Beurtheilung ist. Die 
Verfertiger würden Alles leisten, wenn ihnen gute Zeichnungen und ge- 
Sllndes Urtheil zur Seite ständen. So haben ihre bArbeiten nur einen rela- 
"Vfn Werth; einstweilen aber wird man zufrieden sein, wenn Geschick- 
üChkeit vorhanden und einigermassen derrichtige Weg eingeschlagen ist. 
_ Bei dieser Gruppe von Gegenständenhhaben "wir noch den Altar von 
Leimer mit theils geschnitzter, theilseizigelegterfÄrbeit 'von ganz vor. 
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