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setzung nach nur ein Firniss. Während der farblose Firniss den damit
bestrichenen Gegenstand blos mit einer glänzenden Oberfläche überzieht,
dienen Lacke dazu, die natürliche Oberfläche zu verbergen, wozu bei or-
dinären Arbeiten die Farbe zugleich mit aufgesetzt wird, bei feineren
aber erst mit dem Lack abgeriebene Farbe einen Grund bildet, darauf
mehrere Schichten reinen Lacks kommen und schliesslich die Oberfläche
die feinste Polirung erhält. All' diese in fettem Oel gelösten Harze, welche
den Namen Lack führen, haben denselben aber nur durch Uebertragung
bekommen und verdanken ihn dem eigentlichen Gummilack, welcher im
übrigen keine Gemeinschaft mit ihnen hat und blos als Ausschwitzung
aus den jungen Sprossen verschiedener Bäume in Ostindien vorkommt.
In diesen Gegenden, wo für die sog. Bombay-works und andere ähnliche
Fabricate viel Lack gebraucht wird, bedient man sich dieses Harzes, wel-
ches durch die Stiche von Insecten den Zweigen entlockt wird und durch
deren Körperchen, Larven und Eier, eine rothe Färbung erhält, indem
man die Sprossen sammt den animalischen Anhängseln siedet. So verliert
er das Roth. Die rohe Ausschwitzung in verhärtetem Zustand heisst
Stocklack, der gekochte englische Seedlack, geschmolzen und in Blätter
geformt Schellack, der dann selbst wieder zur Bereitung von Firnissen,
Siegellack u. a. dient. Man sammelt die Gummiknollen im Frühling und
Herbst von den Zweigen und fertigt aus.dem Stocklack auch das Lack-
dye, eine Malerfarbe, auch Lac-lake oder lndianlack genannt. Auch diese
Lacke, welche meistens durch die Stiche der Gummischildlaus aus den
Pflanzen hervorquellen, werden iedoch, obwohl ihre Benennung die ur-
sprüngliche ist und davon der Name auf die andern Harzstoffe übertragen
wurde, nicht anders als in Oellösung angewendet, selten wohl aber zu
jenen zierlichen Arbeiten China's, Japan's, Persien's und Ostindien's,
welche wir hier im Auge haben, den Lackarbeiten kafexochen. Zu diesen
dienen verschiedenartige Harze, welche im folgenden genauere Erwähnung
finden sollen, mit Oel, meistens aus Früchten gemischt. - Lackfarben
im Sinne der Malertechnik endlich haben mit den obigen Substanzen
gar nichts gemein, Florentiner-, Kugel-, Krapplack, Schütgelb u. a. Lacke
sind animalische oder Pilanzenfarben mit erdiger Basis: Thon, Kreide
oder Zinnoxyd etc.
I Die Alten kannten und benützten wohl mehrere Gummiarten, den
uoppl. des Herodot, Theophrast, Galen und Dioscorides, gummis bei Au-
sonius, Palladius, Columella und Plinius, sie kannten aber seine Lösung
und Anwendung zum Lackiren nicht. In den Schriften des Mittelalters
bereits aber beginnt die Benennung von Lackfarben, Siegellack u. a. mit
diesem einen Worte. Indischer Gummilack wurde nach den erhaltenen
Handelsstatuten von Marseille um 1220 in Europa, in der Provence und
Spanien eingeführt, doch scheint man noch lange die erwähnte rothe Fär-
bung durch die Schildlaus daran geschätzt und erst zu Ende des 17.Jahr-
hunderts ihn auch in gereinigtem Zustand als Ingredienz von Firnissen