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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 79)

den Urkunden geht bei genauer Prüfung hervor, dass er ganz derselben 
Meinung war, obschon er das Gewerbe-Institut ganz und gar nur mit 
Fachunterricht ausrüstete. Er that dies aber deshalb, weil damals an ein 
Mehr gar nicht zu denken war; überall aber gab er wenigstens dem rein 
Fachlichen den erreichbar tiefsten geistigen Inhalt, wie seine kunstgewerb- 
lichen Modellsammlungen noch heute beweisen. In leichtem Tone geht er 
einmal in einem übrigens sehr ernsthaften Actenstück auf den Gegenstand 
ein," er führt die Antwort an, welche Agesilaos auf die Frage, was die 
Kinder lernen sollten, gab, die Antwort nämlich: "was sie als Männer 
brauchen werdenw. Das Orakelhafte dieses lakonischen Bescheides, 
welcher ja die neue Frage nach sich ziehen müsste, was denn die Männer 
von Gelehrtem brauchen, machte Beuth nicht irre in dem Bestreben, eine 
dem Beruf angemessene allgemeine Bildung, ausgerüstet mit Specialkennt- 
nissen, als das hinzustellen, was die Männer brauchen werden. Somit 
ist also die Fortentwickelung unserer Anstalt thatsächlich im Sinne von 
B eu t h's Anschauungen geschehen. 
nlch will nicht unterlassen, hier zu bemerken, dass der Beuth'sche 
Gedanke, nie einseitig mit der obersten technischen Lehranstalt vorzu- 
gehen, auch in der soeben sich vollziehenden Reorganisation der Provin- 
zial-Gewerbeschulen fest durchgeführt worden ist, indem auch diese in der 
universellen Richtung wesentlich ausgebildet worden sind. 
wViel hat jüngst die Frage von sich reden gemacht, ob den Real- 
schülern der Zutritt zur Universität freigegeben werden solle oder nicht. 
Die stattgehabten Verneinungen dieser Frage haben die Real- und Ge- 
werbeschulen weniger geschmerzt, als vielleicht von Manchem besorgt 
wurde. Sind doch für sie die polytechnischen Hochschulen vorhanden, 
welche, frei von fesselnden Ueberlieferungen, überall ihre Einrichtungen 
zu heben und zu veredeln suchen, einem fortwährend sich verändernden 
Ziel durch Erhöhungen der allgemeinen Gesichtspunkte entgegenzustreben 
bemüht. Und ich weiss nicht, ob die Zeit noch sehr ferne ist, wo die 
Abwägung dessen, was die technische Hochschule und was die classische 
dem Verstande nützt, von der ersteren furchtlos erwartet werden kann. 
Was ist- der Hintergrund der bevorzugten graekolatinischen Lehrweise 
anderes, als dass sie zur universellen Bildung vorbereitet! Mir will scheinen, 
dass die mächtigen Culturbewegungen unserer Zeit gezeigt haben, dass 
dieses Ziel auf mehr als einem Wege zu erreichen ist. 
nBemerkenswerth ist, um auf die Gewerbe-Akademie zurückzukom- 
men, der Parallelismus, welcher zwischen den zeitweisen Aenderungen des 
hiesigen Lehrplanes und dem Wachsen der preussischen Industrie stattge- 
funden hat. Im Jahre 182i, wo der Unterricht mit 13 Schülern begann, 
bestanden Maschinenwerkstätten in Berlin und in Norddeutschland über- 
haupt kaum; sowie sie sich aber bilden und an Bedeutung gewinnen, sehen 
wir auch den Lehrplan der Anstalt ausgedehnt werden und gleichzeitig 
die Frequenz sich heben. Das graphische Bild der Frequenqwelches die
	        
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