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fullscreen: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 190 und 191)

 
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HMA" I5. Septevvvbev 1924 
Fnednch Kiesler. wRaumbuhneu, Kovvzerthaus, Wlen 
(FYOHUSDIZ S 35 oben) 
Fvlednch Kiesier wRaumbunneu, Konzenhaus. Wien 
Fnednch KIGSYQ! Katwog der ntrnernalvonmen Aussn 
neuerTheatenecnnwku Umschlag 1924 
Lama Kassak wMAu,Muswk-undThealcmurnmev,Tue 
1924 
-l Anfang 1925 an einer Diskussion im Konzerthaus 
wichtigsten Leute der Wiener Intelligenz teil; am 
März desselben Jahres veranstalteten die ungari- 
en Künstler zusammen mit ihren Wiener Freunden 
in gemeinsamen Abend. Der aktivste unter ihnen 
te der Literat und Maler Hans Suschny gewesen 
i, der einige Jahre lang dem MMAG-Kfeis angehört 
öffentlichen Veranstaltungen der ungarischen 
stler fanden zunächst in den Räumen der iiFreien 
regungrt in der Kärntner Straße statt. Diese damals 
r bekannte Künstlergruppe, zu deren Mitgliedern 
ry Hauser, Johannes ltten und Erich Heckel zählten. 
den zu den rifortschrittlichenti Vereinigungen ge- 
lnet. Adolf Loos hatte dort 191 9 eine Ausstellung für 
1 organisiert, der Komponist Josef Matthias Hauer 
te in ihrem Rahmen bereits 1920 sein neu entdeck- 
rnusikalisches Ordnungsprinzip (Zwölftongesetz) 
Öffentlichkeit vor", und Be'la Uilz konnte dort im er- 
iJahrseinesWien-Aufenthaltes seine Bilderzeigen. 
ter dienten den Ungarn vor allem das Konzerthaus 
der Schwarzwaldsaal in der Herrengasse als 
auplatz für größere Manifestationen, zwei sehr be- 
wte und damals für die vielfältigsten kulturellen Er- 
iisse gerne verwendete Veranstaltungsorte. Plaka- 
1d Ankündigungen in der Tagespresse informierten 
Öffentlichkeit über die iiaktivistischentt Treffen. 
lt nurösterreichische Künstler und Theoretiker be- 
teten die Tätigkeit der Ungarn, sondern diese ver- 
ten offensichtlich sehrgenau das kulturelle Gesche- 
in Wien und nahmen selbst daran Anteil, Zwei Bei- 
spiele sind dafür charakteristisch. Kässak fand unter 
den damals nach neuen musikalischen Ausdrucksfor- 
men suchenden Wiener Komponisten geradejenen her- 
aus, derden konstruktivistischen Idealen in Theorie und 
Praxis am nächsten stand: Josef Matthias Hauer, der 
Begründer einer auf theoretisch fundierten Gesetzen 
aufgebauten Zwölftonmusik. Nicht Schönbergs Metho- 
dik, sondern Hauers aufstrukturanalytischerAuseinan- 
dersetzung mitdem musikalischen Material basierende 
konstruktive Kompositionstechnik wurde in der Zeit- 
schrift wMAri vorgestellt und damit in der europäischen 
Avantgardeszene verbreitet (Abb. 17)." Bis heute ist in 
Österreich der Umstand unbeachtet geblieben, daß 
Hauer in der Musik dieses Jahrhunderts ganz wesent- 
lich zur Ausbildung methodischer Gestaltungsprinzi- 
pien beigetragen hat, wie sie in ganz ähnlicher Form in 
der bildenden Kunst durch die holländischen 
vStijlrr-Künstler und die russischen Konstruktivisten ge- 
prägt wurden. Nach der Auflösung der alten musikali- 
schen Ordnung im ersten Jahrzehnt entwickelte der 
Komponist aus den strukturellen Bedingungen der 
gleichschwebend temperierten Zwölftonreihe eine 
neue Methode zur Organisation des musikalischen Ma- 
terials. Seine darin enthaltene Idee vom dynamischen 
Gleichgewicht der ungleichartigen, abstrakten (entindi- 
vidualisierten) Elemente. verbunden mit der Überzeu- 
gung, die Grundgesetze der Musik entdeckt und sie auf 
ihre ewig gültigen elementaren Wurzeln zurückgeführt 
zu haben, basiert auf Überlegungen. die den Theorien 
Piet Mondrians eng verwandt sind. Auch die Prägung 
von Typenformen und dieAusschaltung des subjektiven 
 
Anmerkungen 33 - 45 
11 ln einem Brief an Johannes lttert berichtet Hauer uber diesen 
nMGIVl Kcmppsitionsabend in der Freien Bewegung" hat in der 
lichkeil nicht den geringsten Eindruck gemacht keine zeitungr 
bis tetzl geruhrt, obwohl kritiker anwesend warertrt (Brief vom 
bruar 1920, Archiv Anneliese ltteh, zurich). lrn Gegensatz zur 
tichkeii wurde Hauer in der Musikwelt aberdoch zur kenntnisr 
meri.Am 11 Mai 1920 berichteter ltten uber sein vernaiinis zu 
berg. tseit neuester zeit spielt er sich wieder auf meinen GOrlr 
Protektdrhihaus. Erspurtdllenbardieschweinerei Selnereigeni 
siknrt (Brief im Archiv Anneliese ltten, Zurich). 
" Josef Matthias Hauer. Atdnalis zerte, Flylhrrlos es Melos, in- 
is. April 1924. O s. - Ders.. zur Erniuhrung in meine r-zwt 
musiktr, in i-MAit, 15 September 1924. O S, 
I! Hauer, I5. September 1924(Zll. Anm 34). o s . Die Kdmbbsitidr 
folgenden Worten uberschrieben- vSCPlIJIbBlSDIEI tn der es Trd 
meinsam gearbeitet mit meinem scriuier Franz Ertel, Janner t 
1' Ktesler tzit Anm s), Umschlag. -Otto Kdnig schreibt zu diese 
ma am 27. September 1924 in defAlbetlEllüllurlg. rote Revolu 
der Kunst. unlerdenen die Russen nicht zulallig die heftigsten s 
beri den Individualismus satt: siewclllert in der neuen sozial gerir 
zeit nicht mehrdie TragikdeseinzelnentHeldeni, sondern die Dr 
der Masse, und erklareh sehr bestimmt, das lur ihre Buhrte ein 
Spielweise und eine neue dramatische Dichtung sich noch tindi 
und rnullAusdiesem Gedankengang, dar im wesentlichen nicht 
res als die Anwendung des politischen und wirtschaltlicnen s 
mus aul dasTheaterbedeutet, ergeben sich wieder andere ndtw 
Folgerungen. .u 
1' Wilhelrnlobl.JoSefMalthiasHauer.lrtJellnek,Zellweckerlob 
rialien zur Musiksdzioidgie. Wien 1972, Anm 26. S 55 
1' adgner (zit. Anm 4). s 27a lt 
1' Dieter Eogner, Bemerkungen zum vsrhaltnis der Wiener Strul 
schurlg zu Kunsttheorien der zwanziger Jahre, iri Korigreßberi 
i-Ersten Österreichischen kunsthistorikertagungr, Graz 1981, 5 
1" Theodor W. Adorno, Nervertpurlkle der Neuen Musik, Frartkfur 
S. l 7 AWerner Hofmanrl, Beziehungen zwischen Musik und N 
in: Werner Hofmarln, Gegenstimmen, Frankfurt 1979. S, 82 ff. 
" JosefMatthiasliauer,DeutungdesMelos,Leipzig-Wien19m5 
S. 51. 
" Hauer tzit, Artm 3), o S 
H adgriar fzit. Anm 41,5 27a ff. 
" Marc Adrian, Kurzgefaßtc rhedne des methodischen invrintiar 
in MareAdrianlnventicnen,tinzteeos 5.7PeterWelbl.Der 
Fcrmaitiini. lr1' Birgit Hein Wulf Herzogenrath. Film als Film. sti 
D. J.. S. l 74. rHerrnann Painitz, HansFlorey_ Walter Kaitrta und 
kunstler haben in den letzten tanrzehnten auf direktem und lndr 
Wege die Ideen Hsuers rezipien und verarbeitet 
Ar MMAN. ls. Jänner 1925. o. s. 7 Walter Neulti. Franz Lowllsch, 
Scherer, Plastische Buhne. irl osterreiehische Bau- und wei 
1924 - 25, S. 54, Anm l
	        
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