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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 85)

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dem Gesetze gemäss von den Gewerbetreibenden selbst errichtet werden müssen, und die 
Section könnte sich um so mehr, da die Gemeinde Bruck an der Leitha als eine wohl- 
habende bekannt ist, nur dann für eine Subvention aus Staatsmitteln aussprechen, wenn 
die lnitiaüve zur Begründung einer Fach- oder Fachzeichenschule in der genannten Stadt 
von der dortigen Gemeindevertretung, beziehungsweise den Gewerbetreibenden, ernstlich 
ergritfen würde. 
In der Stadt Ybbs stellt sich zwar eine eigentliche Fach- oder Fachzeichenschule 
_ noch nicht als nothwendig heraus, wohl aber erscheint die bessere Ausbildung der Ge- 
werbeangehlirigen in den für sie nützlichen Fächern des allgemeinen Wimns und daher 
die Errichtung einer Gewerbeschule als Bedürfniss. Zur theilweisen Abhilfe in dieser Rich- 
tung hat die Gemeinde für einen Unterricht im Zeichnen und in anderen Gegenständen 
Sorge getragen, der zweimal wöchentlich in je zwei Stunden an Gewerbelehrlinge er- 
theilt wird und zu dessen Vervollkommnung der Gemeinde die Completirung namentlich 
der Lehrmittel für Chemie und Physik, so wie die Zuwendung einer Remuneration an 
die betheiligten Lehrer -aus Staatsmitteln erwünscht wäre. Die Section halt dafür, dass 
letzteres Ansuchen bei dem Ministerium jedenfalls zu befürworten und ferner der Wunsch 
nach Errichtung einer Gewerbeschule ebenso wie jener der Gemeinde Feldsberg nach 
Creirung einer Bürger- oder Realschule dem Landesschulrathe zur Kenntniss zu bringen sei. 
Die Gemeinde Hohenberg bedarf auch keiner besonderen Fachschule, wurde aber 
für den Fall, als sie einen Dotirungsbeitrag erhielte, an der eben im Bau begriffenen Volks- 
schule einen solchen Lehrer anstellen, welcher den für die dortige Industrie passenden 
Zeichnungsunterricht ertheilen konnte. Unter der Voraussetzung, dass diese Bedingung 
erfüllt wird, lasst sich die Gewährung eines Beitrages befürworten. 
Der Kreis ober dem Manhartsberge, in dem sich namentlich eine bedeutende Webe- 
industrie concentrirt, hat einen sehr zahlreichen Gewerbe- und Arbeiteustnnd, für welchen 
eine gute fachliche Ausbildung von Wichtigkeit ist, und es haben sich daher auch einige 
Gemeinden mit begründeten Anliegen hieher gewendet. 
In Gmünd hat insbesondere die Shawlerzeugung für Wiener Fabriken sich derart 
entwickelt, dass die Errichtung einer Fachschule mit einer Fachzeichenschule nicht nur 
als ausserordentlich wünschenswerth, sondern geradezu als ein dringendes Bedürfniss für 
den Aufschwung dieser Industrie erachtet werden muss. Schon jetzt sind einige hundert 
Stühle im Gange und in Folge des erleichterten Transportes der Materialien und der fer- 
tigen XVaare durch die Franz Josephs-Bahn könnte eine beträchtliche Erweiterung zum 
Nutzen der zahlreichen Bevölkerung, für welche die Lohnweberei eine wesentliche Er- 
werbsquelle geworden ist, stattfinden. Es ist mit voller Sicherheit anzunehmen, dass jene 
Wiener Firmen, welche in Gmünd arbeiten lassen, zur Errichtung und Erhaltung der ge- 
wünschten Fach- und Fachzeichenschule ausgiebig beitragen werden; doch befürwortet 
die Section die Gewährung einer Staatssubvention zu dem erwähnten Zwecke auf das leb- 
hafteste, weil jene Schule von weit mehr als persönlichem und localem Nutzen sein würde. 
Aehnliches wie von Gmünd gilt von Gross-Siegharts, wo die Baumwollwaaren- 
und Banderzeugung in umfangreichem Masse betrieben und die Errichtung einer I-"ach- 
schule seit lange angestrebt wird. _ Die Gemeinde selbst ist wenig bemittelt, gegenwärtig 
durch den Bau einer achtclassigen Schule in grosse Kosten versetzt und nicht in der Lage, 
die Fachschule allein zu errichten; die Section unterstützt daher gerne ihr Ansuchen um 
eine Subvention, wie immer in der Voraussetzung, dass für den Fall der principiellen Be- 
willigung einer solchen die Initiative zur Creirung der Schule von den direct Betheiligten, 
d. i. von der Gemeinde und den Industriellen, ergrilfen werde. 
In der Gegend von Raabs wendet sich die jüngere Bevölkerung hauptsächlich den 
Baugewerhen zu und es kommen von dort alljährlich in der Bauperiode zahlreiche Maurer 
. und Zimmerleute nach Wien. Ein Unterricht im Fachzeichnen und in der Geometrie, der 
sich wohl hauptsächlich auf die Wintermonate zu beschränken hatte, würde sich gewiss 
als sehr nützlich erweisen; das Ansuchen der Gemeinde, welche für eine derlei Schule 
das Locale und die Beheizung beizustellen bereit ist, um eine Subvention zur Bestreitung 
der anderweitigen Auslagen erscheint deshalb der Berücksichtigung werth. 
Die Wiederaufrichtung der Uhrmacherai in Kar lstein bildet bekanntlich einen Ge- 
gensland, auf den so wie die Kammer auch das Ministerium schon bisher das Augenmerk 
richtete, indem es wiederholt Delegirte zur Erhebung der thatsachlichen Verhältnisse ab- 
sendete und Verhandlungen über die geeignet erscheinenden Mittel zur Abhilfe veranlasste, 
bei denen auch die Errichtung einer Musterwerkstatte und einer Uhrmacherschule zur Er- 
örterung kam. Bisher ist von derlei Planen keiner zur Verwirklichung gelangt und die 
Gemeinde benutzte die gegenwärtige Gelegenheit, neuerdings die Nothwendigkeit einer 
Fachschule mit dem Beifügen zu betonen, dass diese in dem neuen Schulgebaude mit ge- 
ringen Kosten eingerichtet werden könnte. Bevor die Section den Antrag auf eine Unter- 
Slütlllng des Ministeriums stellt, hält sie es für angezeigt, zumrheben, von welcher Art 
der gewünschte Unterricht sein sollte und ob demselben eine genügende Frequenz in Aus-
	        
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