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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 86)

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Bücher-Revue. 
Dr. A. Woltmann, wDie Baugeschichte Berlins bis auf die Gegenwart. 
Berlin 187:. 
Diese mit zahlreichen Holzschnitten versehene Schrift des fleissigen und gelehrten 
Professors am Polytechnieum zu Carlsruhe wird einen zahlreichen Leserkreis finden. Sie 
ist sehr anziehend geschrieben, enthalt eine Reihe selbst kunstgebildeten Kreisen wenig 
bekannte Thatsachen und gibt ein umfassendes Bild der Baugeschichte Berlins. Dass 
dabei der Lowenantheil auf das Berlin des 1 Jahrhunderts, Schinkels Bauthatigkeit, fallt, 
ist bei einer so modernen Stadt, wie es Berlin ist, selbstverständlich. 
Dr. F. X. Kraus, w-Die christliche Kunst in ihren frühesten Anfängens 
Leipzig, Seemann, 1873. 
Diese Schrift enthält in klarer und allgemein verständlicher Weise die Geschichte 
der altchristlichen Kunst, vor Allem der Kunst in den Katakomben, die Malerei, Plastik, 
den Basilikenbau der alten Christen und einen Abschnitt Ober Goldglaserfabrication der- 
selben. Einleitung und Schlusscapitel verbreiten sich über Fragen allgemeiner Art, ins- 
besondere uber das Verhaltniss der altchristlichen Kunst zur Antike, über Symbolik und 
Mythologie der christlichen Kunst. 
Die sehr empfehlenswerthe Schritt, deren Verfasser als Professor der Geschichte und 
christlichen Kunstarchaologie an der Universität Strassburg lehrt, ist mit zahlreichen, aber 
nicht immer sehr zweckmässig ausgewählten lllustmtionen versehen. Ganz nberiinssig 
sind die Darstellungen der antiken Kunst; dagegen fehlen für die Hauptcapitel eine Reihe 
sehr wichtiger Illustrationen. 
O. Brookhanl, Aurelius Prudentius Clemens in seiner Bedeutung für die Kirche seiner 
Zeit. Leipzig x87z. (B. K. 34m.) 
Obwohl nicht eigentlich vom Standpunkte der Kunstgeschichte geschrieben, verlangt 
diese treilliche Monographie dennoch eine wurdigende Erwähnung an dieser Stelle. Zwei 
Capitel des Buches beschäftigen sich mit der Untersuchung über das Verhältniss, in wel- 
chem Prudentius, jener gefeierte und in der That hochbegabte Dichter der römischen 
Kirche zur bildenden Kunst seiner Zeit stehe. Das Ergebniss ist von höchstem Interesse. 
Es zeigt sich, dass seine Muse sich an den Bilderkreis eng angeschlossen, welcher den 
Gegenstand der Malerei des 4. Jahrhunderts bildete und sich von jenem der vorausgegan- 
genen Periode der Katakombenkunst durch Aufnahme einer historischen Darstellungsweise 
biblischer Scenen unterschied, dagegen auf die Symbole immer mehr verzichtete. Der 
Zweck des Dichters ist, im Verein mit den seinen Worten entsprechenden bildlichen 
Darstellungen in den Kirchen die schriftunkundigen Gläubigen zu belehren, eine Absicht, 
die sein Zeitgenosse Paulinus von Nola ebenfalls an den Tag legt und spätere Concile 
direct ausgesprochen haben. Das Gedicht ubittochaeon- ist eine Sammlung von Sinn- 
gedichten zu Unterschriften biblischer Gemälde. Schon überrascht uns in des Prudentiua 
Schriften jenes Zusammenhalten von Parallelen aus dem alten und neuen Testament, 
welches die Kunstwissenschaft als typologische Zusammenstellung bezeichnet. Wir be- 
grßssen diese Schrift als einen ersten Versuch, einen Autor der vormittelalterlichen Zeit 
für die Kunstgeschichte zu durchforschen. 
O. Gornill, Jacob Heller und Albrecht Dürer. Ein Beitrag zur Sitten- und Kunst- 
geschichte des alten Frankfurt a. M. um i5oo. (B. K. 3425.) 
Diese schätzenswerthe Abhandlung erschien als Neujahrsblatt des Vereins für Ge- 
schichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M. für das Jahr 187i. Der Briefwechsel 
zwischen dem Frankfurter Kaufherrn Jacob Heller und dem grossen Nürnberger Maler 
Albrecht D tirer, von dem uns des letzteren Briefe erhalten sind, enthält eine Fülle cultur- 
und kunsthistorisch höchst interessanter Nachrichten. Der Verf. hat mit Glück versucht, 
die Verhältnisse zwischen dem Besteller des berühmten Maria-Himmelfahrtbildes und dem 
Meister, welche, in vielen Schriften vom modemen Gesichtspunkte beurtheilt, Verstellungen 
und Missdeutungen erfahren haben, ganz von dem Standpunkte der alten Zeit, welcher sie 
angehören, rein objectiv zu betrachten. Dabei hat sich nun gezeigt, dass man mit dem 
Urtheile, Heller sei eine für die Kunst verständnisslose und nüchterne Krämerseele ge- 
Wesen, dem wackeren Manne schnodes Unrecht gethan hat. Er war ein hochachtbarer 
Charakter, fest und trcu in seiner Ueberzeugung, das Musterbild eines deutschen Bürgers. 
Nebst der Bestellung an Dürer weist der Verf. eine stattliche Reihe von Kunstlerwcrken 
nach, die in dem Hause des reichen Kaufmannes gesammelt sich befanden; ausserdem 
zeugt das schone Crucifix auf dem Domkirchhofe, wovon eine Abbildung beigegeben lälv 
von dem Kunttsinne des Ehepaares Heller. Die kleine Schrift zeichnet sich durch sehr 
sorgfaltiges Studium der Quellen aus.
	        
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