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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 86)

 
Jetzt dagegen ist qs ganzausgemaeht, dass Winckelmann Recht 
hatte, wenn er der damals herrschenden Ansicht gegenüber aufstentschie- 
denste behauptete: dass lnschriften, Styl und Gegenstände der an den 
Vasen angebrachten Malereien für den griechischen Ursprung derselben 
Zeugniss ablegen; und die neuesten Forschungen machen es mehr als 
wahrscheinlich, dass die grösste Masse aller in Griechenland angefertigten 
und von dort über die Länder der alten Welt ausgestreuten bemalten 
Thongefässe attisches Fabricat sind. 
Es ist nun vor Allem nöthig, dass Sie diese Vasen, welche wir als 
Erzeugnisse attischen Gewerbfleisses zu bezeichnen berechtigt sind, nach 
ihren wesentlichen Merkmalen würdigen und von den übrigen in Betracht 
kommenden Producten verwandter Art zu unterscheiden lernen. 
Als die älteste Vasengattung hat zuerst Burgon und in jüngster 
Zeit unser College Prof. Conze uns eine Art ganz rohen Thongeschirres 
kennen gelehrt Ü, welche auf dem gelblichen Thongrunde mit derbem 
Pinsel aufgemalte Zickzacklinien, Rauten, Kreise und ähnliche primitive 
Ornamente, dazu in einigen ausgezeichneten Stücken die ersten rohen 
Anfänge von Thieriiguren zeigen. Es ist dies das Thongeschirr unserer indo- 
germanischen Urheimath, welches die aus dieser gemeinsamen Wurzel her- 
vorgegangenen Völker nach ihrer Trennung in die neuen Wohnsitze mit- 
genommen und geraume Zeit hindurch noch in der herkömmlichen Weise 
forterzeugt haben. 
Auf diese älteste Gattung folgt eine zweite, welche wir die Vasen 
orientalischen oder orientalisirenden Styls nennen. Während jene rohen 
Erzeugnisse indogermanischer Keramik sich naturgemäss an allen denjenigen 
Orten finden, oder doch finden können, wo Völker indogermanischen Stammes 
hingedrungen sind, im Norden wie im Süden Europas ist der Fundkreis 
dieser orientalisirenden Gefässe ein viel enger begrenzter. Er beschränkt sich 
auf die Gegenden, wohin _ vornehmlich durch Vermittlung des phöni- 
kischen Seehandels - die Producte der Cultur Vorderasiens gedrungen 
sind. Und nicht orientalisch im Allgemeinen, sondern speciell vorder- 
asiatisch wird man den Styl dieser zweitiltesten Gattung auch passender 
zu bezeichnen haben. 
Die älteste Art ist in den Sammlungen des hiesigen Museums nicht 
vertreten. Dagegen haben wir von der zweiten Gattung einige, wenn auch 
nicht gerade hervorragende Stücke, an denen ich wenigstens die Technik 
erörtern kann. 
Sie hat mit den ältesten Gefassen den hellen, gelblichen Thon ge- 
mein, auf dem mit einer bräunlichen, seltener schwarzen Farbe, unter 
Zuziehung von Weiss und Violett, die mattglänzenden Malereien aufge- 
tragen sind. Die Anordnung der Decoration ist im Wesentlichen auch 
dieselbe, wie bei den ältesten Vasen. Sie bewegt sich meistens in con- 
') Zur Geschichte der Anflug: griech. Kunn. Wien, Sitz-Bar. der k. Akad. d. W., 1870.
	        
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