Eleganz und Proportion und eine Schönheit in der Bildung der einzelnen
Theile, einen Rhythmus der ganzen Erscheinung, der diese Vasen für alle
Zukunft zu unübertrefflichen Mustern der Gefässbildnerei gemacht hat.
vSie gehören", wie Semper (Stil II, 144) sagt, wzu dem Schönsten, was
der Mensch jemals hervorbrachtewl
Wenn für "die frühere Zeit die Bestimmung eines oder mehrerer
Hauptfabricationsorte der Thongefässe bisher nicht mit Sicherheit hat ge-
lingen wollen, und man es als höchst wahrscheinlich bezeichnen kann,
dass Korinth, die alte dorische Handels- und Fabriksstadt, einer dieser
Mittelpunkte der Töpferei war: so steht dagegen für die Folgezeit, von der
wir jetzt handeln, Athen als Mittelpunkt der gesammelten hellenischenThon-
waarenfabrication ausser allem Zweifel. Bereits die Vasen des sogenannten
Uebergangsstyles aus dem orientalischen in die rein hellenische Weise,
zeigen bisweilen attische Inschriften. Ünd je mehr die Production
sich entwickelt, je künstlerischer sie wird, um so häufiger treten attische
Inschriften als untrügliche Zeugnisse für den Ursprung der Gefässe auf.
Aber die Inschriften sind nicht die einzigen Beweismittel für die Annahme
einer nun entschiedener auftretenden Monopolisirung der Thonwaaren-
fabrication durch die Attiker. Ebenso entschieden spricht dafür die merk-
würdige Thatsache, dass die grosse Masse der vielen Tausende von Ge-
fässen, welche wir noch besitzen und welche aus allen möglichen Fund-
orten im weitesten Umkreise der Mittelmeercultur und zum Theil selbst
von den Küsten des Pontos herstamrnen, in ihrer Technik, wie in
Gegenstand und Behandlung der an ihnen angebrachten figür-
lichen Decoration eine zusammenhängende, streng gesetz-
mässige Entwicklung darstelle. Dieser geschlossene Zusam -
menhang der Entwicklung, dieser einheitliche Charakter der Fabri-
cation ist nur erklärlich, wenn wir uns einen einzigen Ort als den Herd
derselben denken, von dem die Erzeugnisse des Gewerblieisses durch den
Handel in alle Welt vertrieben wurden. Welcher Ort bot einer solchen
Grossindustrie wohl günstigere Verhältnisse dar, als das von altersher ge-
werbreiche, handelsmächtige Athen, das schon vor den Perserkriegen nur
wenige Rivalen neben sich duldele und vollends nach Salamis und nach-
dem das nahe Aegina zu Grunde gerichtet war, als die erste Handels-
und Seemacht der Hellenen dastand?
Für die Thonwaarenindustrie war Athen ganz besonders bevorzugt
durch ein ausgedehntes Lager vortrelflicher Thonerde bei dern südwestlich
nahe bei der Stadt gelegenen Vorgebirge Kolias, einer Thonerde, welche
die alten Schriftsteller, ein Eratosthenes, Suidas, Plutarch u. A., wegen
ihrer ausgezeichneten Eigenschaften loben und die die Athener schon in
grauer Vorzeit zu verarbeiten verstanden haben müssen, da die Sage ihrem
Landsmann, Koroebus, sogar die Erfindung der Töpferei zuschreiben will.
Das ist das unvergleichlich schöne, feste, feingeschlemmte, und deshalb
so sammetweich anzufühlende Material, aus dem die Ihnen hier vor Augen