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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 86)

Eleganz und Proportion und eine Schönheit in der Bildung der einzelnen 
Theile, einen Rhythmus der ganzen Erscheinung, der diese Vasen für alle 
Zukunft zu unübertrefflichen Mustern der Gefässbildnerei gemacht hat. 
vSie gehören", wie Semper (Stil II, 144) sagt, wzu dem Schönsten, was 
der Mensch jemals hervorbrachtewl 
Wenn für "die frühere Zeit die Bestimmung eines oder mehrerer 
Hauptfabricationsorte der Thongefässe bisher nicht mit Sicherheit hat ge- 
lingen wollen, und man es als höchst wahrscheinlich bezeichnen kann, 
dass Korinth, die alte dorische Handels- und Fabriksstadt, einer dieser 
Mittelpunkte der Töpferei war: so steht dagegen für die Folgezeit, von der 
wir jetzt handeln, Athen als Mittelpunkt der gesammelten hellenischenThon- 
waarenfabrication ausser allem Zweifel. Bereits die Vasen des sogenannten 
Uebergangsstyles aus dem orientalischen in die rein hellenische Weise, 
zeigen bisweilen attische Inschriften. Ünd je mehr die Production 
sich entwickelt, je künstlerischer sie wird, um so häufiger treten attische 
Inschriften als untrügliche Zeugnisse für den Ursprung der Gefässe auf. 
Aber die Inschriften sind nicht die einzigen Beweismittel für die Annahme 
einer nun entschiedener auftretenden Monopolisirung der Thonwaaren- 
fabrication durch die Attiker. Ebenso entschieden spricht dafür die merk- 
würdige Thatsache, dass die grosse Masse der vielen Tausende von Ge- 
fässen, welche wir noch besitzen und welche aus allen möglichen Fund- 
orten im weitesten Umkreise der Mittelmeercultur und zum Theil selbst 
von den Küsten des Pontos herstamrnen, in ihrer Technik, wie in 
Gegenstand und Behandlung der an ihnen angebrachten figür- 
lichen Decoration eine zusammenhängende, streng gesetz- 
mässige Entwicklung darstelle. Dieser geschlossene Zusam - 
menhang der Entwicklung, dieser einheitliche Charakter der Fabri- 
cation ist nur erklärlich, wenn wir uns einen einzigen Ort als den Herd 
derselben denken, von dem die Erzeugnisse des Gewerblieisses durch den 
Handel in alle Welt vertrieben wurden. Welcher Ort bot einer solchen 
Grossindustrie wohl günstigere Verhältnisse dar, als das von altersher ge- 
werbreiche, handelsmächtige Athen, das schon vor den Perserkriegen nur 
wenige Rivalen neben sich duldele und vollends nach Salamis und nach- 
dem das nahe Aegina zu Grunde gerichtet war, als die erste Handels- 
und Seemacht der Hellenen dastand? 
Für die Thonwaarenindustrie war Athen ganz besonders bevorzugt 
durch ein ausgedehntes Lager vortrelflicher Thonerde bei dern südwestlich 
nahe bei der Stadt gelegenen Vorgebirge Kolias, einer Thonerde, welche 
die alten Schriftsteller, ein Eratosthenes, Suidas, Plutarch u. A., wegen 
ihrer ausgezeichneten Eigenschaften loben und die die Athener schon in 
grauer Vorzeit zu verarbeiten verstanden haben müssen, da die Sage ihrem 
Landsmann, Koroebus, sogar die Erfindung der Töpferei zuschreiben will. 
Das ist das unvergleichlich schöne, feste, feingeschlemmte, und deshalb 
so sammetweich anzufühlende Material, aus dem die Ihnen hier vor Augen
	        
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