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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 86)

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fässen war die Zuthut figürlicher und ornamentaler Malerei ein dem bild- 
nerischeri Sinn der Hellenen unversagbare: Bediirfniss. 
Man kann zwei Methoden oder Sfylweisen unterscheiden, in welchen 
diese Decoration an den Vasen angebracht wurde. Entweder erscheinen 
die Malereien schwarz und der Grund roth - wie Sie hier sehen - oder 
die Malereien sind roth und der Grund schwarz, wie es diese Beispiele 
zeigen. Die erste Art, mit schwarzen Figuren, welche die ältere ist und 
um die Zeit der Perserkriege, in der ersten Hälftesdes 5. Jahrhunderts 
vor Christo die herrschende war, unterscheidet sich von der zweiten aber 
auch durch die Herstellungsweise der Zeichnung der Figuren. Diese sind 
nämlich bei den schwarzligurigen Vasen merst mit einem scharfen Instru- 
ment, einem spitzigen Griffel vorgezeichnet und zwar mit grosser Sicher- 
heit der Hand, wenn auch in der damals noch herrschenden Gebundenheit 
des archaischen Styls. Nachdem so die Conturen hergestellt waren, wurde 
dann das Schwarz mit dem Pinsel hineingemalt, so dass sich die Figuren 
wie Silhouetten von dem rothen Grunde absetzen. Um schmückende Zu- 
thaten, Watfen, Costümstlicke und dgl. anzudeuten, bediente man sich 
(wie auch schon im orientalisirenden Vasenstyl) eines dunklen Roth (Violett) 
oder Weiss. Letzteres diente auch zur Färbung der nackten Theile weib- 
licher Figuren. Zur Andeutung der inneren Conturen der Figuren, der 
einzelnen Gliedmassen, der Muskulatur und der Costümstücke oder Falten 
wurde dann wieder der Griffel benutzt und oft die kleinsten Details mit 
diesem Instrumente sauber und gewissenhaft eingeritzt. 
Es verdient bemerkt zu werden, dass uns bisher keine Spur von 
einer Schablone oder einem sonstigen mechanischen Hilfsmittel der Vasen- 
malerei bekannt geworden ist. Zeichnung und Malerei ist Arbeit aus 
freier Hand. (Fortsetzung folgt.) 
Die Hausindustrio der Stickarinnou Im Brogsnzorwalda. 
Oestlich vom Ufer des Bodensee} liegt ein kleines Thälergebiet, das 
unter dem Namen des Bregenzerwaldes oder an Ort und Stelle des aWaldesn 
sehlechtweg bekannt ist, ehedem ein gar verlassener Bergwinkel, in neuerer 
Zeit jedoch bereits ein häufiges Ziel der Reisenden und Touristen. Es er- 
streckt sich bis zur Nachbarschaft des Lecbthales, ist vom See aus durch 
die romantische Klause des Rickenbachs oder über den Rücken der Losen 
von Dornbirn aus zugänglich und wird von der bei Bregenz mündenden 
Ach und ihrem Quellensystem durchilossen. Das mit Wald und Weiden 
bedeckte Gebirg gestattet das Aufkommen keines andern Erwerbszweiges 
als der Viehzucht und Sennerei, der Käse- und Milchwirthschaft, die denn 
auch sehr Heissig betrieben werden. Ackerbau ist fast nicht zu finden, 
weshalb sich einige kleine Industrien allmälig als Ersatz eingebürgert 
haben. So macht man im Rickenbachthale Schleifsteine in grossen Mengen. 
Von künstlerischem oder kunstindustriellem Gesichtspunkte jedoch ist bei
	        
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