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Grosse Bedeutung hatte für die. Anstalt die Ernennung Vien's zum Di-
rector, im Jahre 1774. Er arbeitete mit Geist und Klugheit wider den
überhand nehmenden schlechten und frivolen Zeitgeschmack und trat in
einer wohlthuend reformatorischen Weise dagegen auf, welche in seinem
Schüler David die hervorragendsten Früchte getragen hat. In unserem
Jahrhundert leiteten Guerin, Horace Vernet und Ingres die Akademie
mit grossern Erfolge.
Die Studien werden durch das Vorhandensein einer Sammlung von
Gypsabgüssen nach den vorzüglichsten Schöpfungen der Antike und Re-
naissance, in der Anzahl von 2000, sehr wesentlich unterstützt. Der Ur-
sprung dieser einzigen Sammlung ist noch der alten Academie de sculp-
ture et peinture zu danken. Später erhielt sie bedeutende Vermehrungen
durch lngres, Bertin, Ravaisson etc. Der Parthenon und das Erech-
theion sind darin vorzüglich vertreten. In neuerer Zeit wurde die Col-
lection auch dem Besuche des Publicums geöffnet.
Das Landschml. Zeughaus In Graz.
Der Tower in London, das Musee d'Artillerie zu Paris, die historischen Museen
zu Berlin und Dresden, das kaiserliche Arsenal zu Wien, das bürgerliche Zeughaus eben-
daselbst und die Ambraser Sammlung pflegen in erster Reihe genannt zu werden, wenn
von imposanten Walfensamrrxlungen die Rede ist. Aber der Reiz und der innere XVerth
fest einer jeden ist durch scharfe Eigenthümlichkeiten bestimmt. Der Tower beginnt von
Haus aus als Zeughaus und nicht als Prunksammlung, das Beste lauft erst vom 17. Jahr-
hundert ab; in der Zeit des Bürgerkrieges ist er stark ausgeplündert und zahlt nicht über
700 Nummern. Das Pariser Museum, erst 1788 eingerichtet, oft ausgeplündert, bat zwar
viel an den Louvre verloren; aber Napoleon lll. verhalf ihm wieder zu dem Ruhme der
grössten Reichhaltigkeit und Vollständigkeit, so dass es nunmehr mit 5200 Nummern
ausgerüstet dasteht. Das Berliner Zeughaus hat wenig alte Waffen, urselten über die
Percussionsgewehre zurückgehend und was Monbijou mehr leistet, leidet an dem bitteren
Durcheinander dieser Sammlung.
Das Dresdener Museum historischer Waffen ist ein wahres Juwel; es geht, beiläufig
gesagt, von 1553 aus, greift von da nicht viel über ein Jahrhundert zurück und imponirt
weniger durch Harnische als durch seine Degenserie. Die Stückzahl ist 60.000.
Die Wiener Arsenalsammlung, reich und umfassend, neu gesondert, treflicb be-
schrieben und illustrirt, meist Prunkstücke fürstlicher Sammler bietend, dürfte das Tausend
an Nummern noch nicht überschritten haben.
Das Wiener bürgerliche Zeughaus ist eine Schöpfung des 15. Jahrhunderts; man
findet da nicht Prachtstücke, aber schöne Reihen von seltenen praktikablen Formen, grosse
Bestände von Stoss- und Hiebwatfen und namentlich mehr Setzschilde lils anderswo.
In der Beseitigung alten Systemwustes haben hier an letzteren Sammlungen Männer
wie J. Edler v. Scheiger, Fr. v. Leber und neuestens Quirin Leitner, welcher jüngst die
innerüstereichischen Lande bereiste, Mustergiltiges geleistet. I.eber's Werk über das kaiser-
liche Zeughaus vom Jahre 1846 zahlt 74g Nummern.
Die Ambraser Sammlung endlich geht von 1570 aus, begann mit etwa 126 Har-
nischen und alle Rüstungsstucke stammen aus der Zeit der geschlagenen Plattenharnische
(von 1450 an). An vollständigen Rüstungen sind über 500; wichtig ist die Beigabe von
Turnier- und WaiTenabbildungen. Primisser, Bergmann und Sacken haben am meisten
zur Bekanntgabe der Schätze dieser Sammlung beigetragen.
Wenn wir jetzt die Arrneria zu Turin, die Museen zu Sigmaringen, München. von
Czarskoe-Selo bei Petersburg, zu Brüssel und einzelnen Schweizer_Cantonen nennen, so
sind wir zum mindesten berechtigt, sogleich darnach das Grazer Zeughaus der Landschaft
anzureihen.
Wenn es den SViener Sammlungen an Pracht und Zahlreichthum nachsteht, so
hebt es sich von beiden vortheilhaft ab durch die genaue Einrahmung seiner Objecte, wie
sie vom Kriegsbedarf des 16. bis Anfangs 19. Jahrhunderts gefordert werden, - durch