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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 88)

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sich befanden. Das Alles ist, wie man richtig bemerkt hat (Büchsen- 
schütz, Besitz und Erwerb im griech. Alterth. p. 325), wohl kaum anders 
erklärbar, wals bei einer dauernd ansässigen I-landiverksgenossenschaft, die 
wenigstens in ihrem Kern aus Bürgern gebildet warm 
Die Consequenzen aus diesen Verhältnissen sind leicht zu ziehen. 
XVenn es auch im Allgemeinen fest steht, dass Sklavenarbcit die Qualität 
der Waare nicht verbessert, so ist doch andererseits nicht zu verkennen, 
dass ohne die grosse Menge der dem griechischen Fabrikanten zu Gebote 
stehenden Sklaven - und diese zählten in Athen zur Zeit der Blüthe 
nach Hunderttausenden - eine Masenproduction, wie sie der ausge- 
dehnte Handel der Stadt erheischte, gar nicht möglich gewesen wäre. 
Die nächste Folge dieser massenhaften Production war die Billigkeit des 
attischen Thongeschirrs. Wenn wir einer Stelle in den iiFröschenu des 
Aristophanes (v. 1236) glauben dürfen, so erhielt man in Athen ein 
schönes Lekythion für einen Obolus (wenige Kreuzer). Und dass die 
Billigkeit der Production einer der mächtigsten Factoren ist, wenn es 
sich darum handelt, einem gewerblichen Erzeugniss den Weltmarkt zu 
eröffnen, wissen wir Alle. Dazu aber waren in Athen auch sämmtliche 
Bedingungen vorhanden, um der Thonfabrication zugleich die nachhaltige 
Gediegenheit und Schönheit zu sichern, welche sie Jahrhunderte lang auf 
der alten, anerkannten Bahn fortschreiten und die Concurrenz des Aus- 
landes bestehen liess. Ihre ehrwürdige Stellung in der Gesammtheit der 
Künste und ihre Verbindung mit der gebildeten Classe des freien Bürger- 
standes bewirkte, dass sie an der grossartigen Entwickelung des geistigen 
Lebens und vor Allem der bildenden Kunst in Athen den unmittelbarsten 
Antheil nahm, und dass demgemäss die ganze grosse Welt der Sage und 
Dichtung, welche das Volk in all seinen Schichten erfüllte, dass die edle 
Sitte und Schönheit des attischen Lebens ebenso wie in den Werken der 
Bildhauer und Maler auch in den Producten der einfachen Thonarbeiter 
sich wiederspiegeln. Dass die Massenproduction in der Vasenmalerei nie- 
mals die Anwendung mechanischer Hilfsmittel, wie Schablonen u. dgl., 
mit sich brachte, wurde bereits hervorgehoben. Der Vasenmaler ist also 
in der That freischaffender, oder doch frei reproducirender Künstler 
und fühlt sich auch als solcher. Sehr häufig finden wir die Namen der 
Verfertiger der Vasen auf denselben verzeichnet. Wenn in der älteren 
Zeit Töpfer und Vasenmaler Eins waren, so-trat später eine Theilung 
der Arbeit ein, wie uns diese auch für andere Gewerbszweige mehr- 
fach bestätigt wird. Es heisst: Hischylos etroindev (machte das Gefäss), 
Epiktetos öfpatpev (malte es) u. s. w., eine Theilung der Arbeit, die 
natürlich der Entwicklung der Technik, sowohl des Töpfers als des 
Malers, zu Statten kommen musste. Wenn wir diese Namen an beson- 
ders grossen, schön und sorgfältig verzierten Vasen tinden, so sind sie 
uns Zeugnisse eines gewissen künstlerischen Selbstbewusstseins. Bei der 
grossen Masse gewöhnlichen bemalten Geschirrs werden die Namen und
	        
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