MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 2)

als das künstlerische Interesse in Anspruch nehmen. Letzteres nnaet 
mehr Befriedigung bei Betrachtung der sog. Testija's, hoher Gefäße von 
gut gegliederten Verhältnissen, deren lediglich malerischer Schmuck in 
rothbraunen, einfachen Blattornamenten besteht, die mit dem gelben 
Grunde des Thones trefflich zusammenstimmen. - Die größere Hälfte 
der Collection besteht aus Metallarbeiten, meist trefflich ausgeführten 
Stücken. Besonders gelungen sind die Gegenstände in getriebenem Kupfer, 
so ein Wasserkrug mit Lavoir, eine Zuckerdose, ein Nargilehuntersatz; 
die Arbeit verräth eine feste, sichere Hand und erstaunlichen Fleiß. 
Auch die Gravirungen und Aetzungen (Platten, Schalen, Tassen, Teller, 
ein Wassergefäß mit langem Halse, ein Wasserkessel) machen den besten 
Eindruck. Die größte Anerkennung gebührt zweifellos den Einlege- 
arbeiten u. zw. vor Allem dem Spazierstocke, dem Schmuckkästchen, 
den Schnallen und dem Visitkartenteller. Die reiche, oft überreiche 
Zeichnung ist hier in hartes schwarz gebeiztes Holz eingegraben und mit 
Silberdraht ausgeschlagen; es zeigt sich da eine Durchhildung und Ge- 
nauigkeit, welche geradezu meisterhaft genannt werden muss. Auch ein 
Damenfächer aus Zwetschkenholz mit eingelegtem Silber und ein paar 
Holzlöffel mit eingelegtem Zinn verdienen alles Lob. Ausgezeichnet ist 
die goldtauschirte Dolchklinge (in charakteristisch plumper und roh 
gearbeiteter Scheide), weniger gelungen Messer und Gabel aus Stahl mit 
eingelegtem Silber, verunglückt, aber immerhin interessant, die Nach- 
ahmung indischer Arbeiten aus Messing mit eingelegtem Lack (Trink- 
becher und Schale); die Zeichnung ist hier sehr incorrect, der Lack 
durchbricht vielfach den Contour und ist auch theilweise schon wieder 
herausgefallen. Diesen Gegenständen reihen sich Silberarbeiten an: Teller, 
Schalen, Dosen (theils getrieben, theils durchbrochen) und verschie- 
dene Schmucksachen, von denen ein Armband wegen der völlig miss- 
glückten Niellirung auffällt. Die Schwärze des Schwefelsilbers ist ver- 
blasst oder nie kräftiger gewesen, das Ornament (Vögel oder Schmetter- 
linge?) kaum zu erkennen und es macht den Eindruck, als ob eine 
schlechte Versilberung schadhaft geworden oder abgegriffen wäre. lm 
Ganzen ist die Collection jedoch höchst interessant. 
Eine Suite von Photographien, welche die malerischen Costüme der 
Erzeuger der besprochenen Gegenstände illustriren, wurde in die Bibliothek 
des Museums aufgenommen. 
(Neu ausgestellt.) Schreibkasten in Marqueterie- und Bronzemontirung aus der 
Zeit der Königin Maria Antoinette, französische Arbeit, Eigenthum des Freih. Roderich 
v. Walterskirchen; - zwei chinesische Seidenstickereien, ausgestellt durch Fräulein 
von Jung-Stilling in Riga; - geatzte Schüsseln in Zinn und Kupfer von Frl. Bach; 
- vier Porzellanleuchter, 18. Jnhrh., von Capo di Monte, angekauft vom Oesterr. Museum. 
- Saal Vll, welcher seit dem Ende der Weihnachts-Ausstellung geschlossen war, ist 
seit 11. Januar für den Besuch das Publicums wieder erößnet. 
Die im Auftrage Sr. Durchlaucht des Obersthofmeisters Sr. Majestät des Kaisers, 
Fürsten Hohe nlohe, von Prof. H. Herdtle entworfene und vom Silberarbeiter Carl 
Lustig ausgeführte Schreibtischgarnitur ist nunmehr fertig geworden und im Seele] 
des Museums exponirt. Die Garnitur ist in massivem Silber ausgeführt und in orienta- 
lischem Style reich mit Niello und Goldmosaik verziert. Dieselbe besteht aus einem Paar 
Leuchtern, einem Tintenzeug auf Schale, einer Glocke summt Tasse und einem Falz- 
messer mit Untersatz. Das Ganze macht einen höchst vornehmen Eindruck und ist eine 
Meisterleistung der Lustigschen Specialtechuik in Goldmosaik auf Niellogrund. 
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate 
Januar von 12.431, die Bibliothek von 2767, die Vorlesungen von 643 Personen 
besucht.
	        
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