Fachschule nöthig ist, und den Ort mit Umsicht zu wählen, wo eine
solche Fachschule errichtet werden soll. Ist man darüber klar, wo und
für welches Fach eine Schule in's Leben gerufen werden soll, dann ist es
weiter von Wichtigkeit, die Rangstufe der Schule in's Auge zu fassen.
Alle diese Rücksichten werden zur Sprache kommen müssen, wenn man
die Terminologie der kunstgewerblichen Fachschulen zu erläutern unter-
nimmt. Die Ausdrücke, welche gegenwärtig bei den kunstgewerblichen
Fachschulen im Gebrauche sind, sind folgende:
r. Kunstgewerbliche Ateliers und Laboratorien. Solche
Anstalten werden in das Leben gerufen, um hervorragenden Kunsthand-
werkern oder Künstlern oder Kunsttechnikern die Möglichkeit zu bieten,
sich selbstständig zu etabliren und in dem betreffenden Atelier einen be-
stimmten Zweig der Kunst oder Kunsttechnik auszuüben. Man verbindet
mit solchen Ateliers verschiedene Zwecke: man will damit einem hervor-
ragenden Künstler oder Techniker die Gelegenheit bieten, sein specielles
Talent zu entwickeln, und dadurch auch einen bestimmten Kunstzweig zu
erhöhter Geltung zu bringen. Man kann damit auch den Zweck ver-
binden, durch solche Ateliers die kunstgewerbliche Thätigkeit einer Ge-
gend oder eines einzelnen Kunstzweiges zu beleben.
Solche Ateliers werden entweder für eine beschränkte Zeit oder für
eine Person, welche sich einem besonderen Kunstzweige widmet, gegründet,
und hören auf, sobald die Veranlassung aufhört, welche ihre Gründung
herbeigeführt hat. Sie haben daher in der Regel nur einen vorüberge-
henden Charakter und unterscheiden sich daher wesentlich von den kunst-
gewerblichen Schulen, die ihrer Natur nach auf eine längere Dauer be-
rechnet sind. Sie haben den grossen Vorzug, dass sie unmittelbar för-
dernd wirken, dass die Regierung eine grössere Freiheit der Action hat,
als bei Schulen.
ln Oesterreich und Deutschland gibt es relativ sehr wenige vom
Staate subventionirte Ateliers. Es liegt dies wohl im Nationalcharakter
der Deutschen, dass sie auf den methodischen und schulmännischen Un-
terricht ein grösseres Gewicht legen, als auf eine Förderung des Indivi-
duums. Man findet daher auch im Ganzen kunstgewerbliche Specialitäten
in den genannten Ländern selten, während an schulmännisch gut gebil-
deten Männern kein Mangel ist. Nun beruht aber die ganze Kunstindu-
strie wesentlich auf den zwei Elementen, der allgemeinen Schulung und der
Förderung der Specialitäten. Die Nationen, welche in den Kunstgewerben
die erste Rolle spielen, sind eben diejenigen, wo beide Elemente reich
entwickelt sind. Insbesondere dann, wenn sich eine Specialität durch
eigene Kraft herausgebildet hat, es derselben aber an Mitteln fehlt, sich
Geltung zu verschaffen, dann ist es nöthig fördernd und helfend einzu-
treten. Es würde mancher Zweig der Kunstindustrie besser stehen, wenn
man in früheren Zeiten, insbesondere auf dem Gebiete des Emails, der
Fayence und Porcellanmalerei, der Ciselirkunst auf das System der sub-
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