Wiener Privatbesitze, derjenigen des verstorbenen Baron Ludwig von
Biegeleben. In mehr als zwanzigjährigem eifrigen Bemühen, von
Samrnlerglück und eminenter Kennerschaft unterstützt, hatte Baron
v. Biegeleben jene reiche Collection von Kupferstichen, Holzschnitten
und Originalzeichnungen vereint, von der ein kleiner Theil gegenwärtig
im Oesterr. Museum der allgemeinen Besichtigung zugänglich gemacht
ist. Ihren Hauptbestandtheil bildet eine große Reihe von Malerwerken,
und nach den Malernamen hatte auch der Besitzer seine Sammlung
gruppirt, eine Anordnung, welche nach Möglichkeit durch den Verfasser
des Auctions-Kataloges pietätvoll beibehalten wurde. Viele der seltensten
Kupferstiche und Holzschnitte, wie die auf dem Halbmonde stehende
Maria des deutschen Meisters E.- S. (B. 33), Maria mit dem Kinde von
F. v. Bocholt (B. 4.), die Leyer von Robetta (B. 23), die Judith von
Mocetto (B. t), der erste Etat des schönen Blattes von dem Meister mit
der Mausfalle, die Frau mit dem Adler (P. VI, p. 88, 170), die musi-
cirenden Hirten von D. Campagnola (B. 9), Maria das Christkind küssend
von dem Monogr. I. M. S. (B. i), ein prächtiger Abdruck des schönen
Holzschnittes von Erhard Schön, die heil. Dreieinigkeit im Rosenkranz
(P. 35) u. s. f. werden bei der Auction wohl in das eine oder andere
öffentliche Kupferstich-Cabinet ihren Weg nehmen. Die ausgesprochen
kunstgewerbliche Richtung ist in der Collection vertreten durch hübsche
Ornamentblätter von Zoan Andrea, Aldegrever, Beham, Holbein, den
Monogr. I. B., V. Solis, Costümblätter von De Gheyn, St. della Bella
und W. I-Iollar, Abdrücke von Zierplättchen, Initialen u. s. f. Die Sammlung
von Kupferstichen und Holzschnitten umfasst 2478 Nummern des Kata-
loges. Daran schließen sich die nahezu vollständigen Serien der durch die
Arundel society herausgegebenen Farbendruckblätter an. Die Nummern
2559-2691 des Auctions-Kataloges beschreiben die Miniaturen und Hand-
zeichnungen, mit Beibehaltung der Namengebungen des früheren Be-
sitzers, welche allerdings einzelne Umtaufen erfahren werden. Unter den
Miniaturen sind von besonderem Interesse zwei dem Giul. Clovio zuge-
schriebene Blätter aus einem mit Gold auf Pergament geschriebenen
Gebetbuche und eine Wiederholung der bekannten, von Jehan Foucquet
für das Livre dlheures des Estienne Chevalier gemalten Miniatur: Maria
von der Dreieinigkeit gekrönt. Etwa 250 Tafelwerke und Kunsthand-
bücher bilden einen sehr schätzbaren Annex der ganzen Collection,
welcher C. J. Wawra in dem reich illustrirten, mit bewährter Fach-
kenntniss gearbeiteten Auctions-Kataloge ein schönes literarisches Denkmal
gesetzt hat, ein würdiges, hoffentlich aber nicht das einzige uns ver-
bleibende Erinnerungszeichen an diese werthvolle, von einem kunstbegei-
sterlen Staatsmanne angelegte Wiener Privatsammlung. R-r.
(Besohauzeiohen in Deutschland.) Zur Bezeichnung des Fein-
gehaltes auf goldenen und silbernen Geräthen muss fortan im Deutschen
Reiche das Stempelzeichen für das letztere, die Reichskrone, enthalten
sein; ferner das Sonnenzeichen für Gold, das Mondsichelzeichen für Silber,
die Angabe des Feingehaltes in Tausendtheilchen, die Firma oder ein-
getragene Schutzmarke des Geschäftes, für welches die Stempelung be-
wirkt ist. Die Krone muss bei Goldgeräthen in dem Sonnenzeichen,
bei Silbergeräthen rechts neben dem Mondsichelzeichen stehen.
Für die Redanion verantwortlich: J. Folneric: und F. Ritter.
Selbstverlag des lt. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie.
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