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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 2)

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Kunstgegenständen zusammenkaufen sollen? Wie lange hätte man warten 
müssen, um jedem einzelnen Gewerbe zu zeigen und zu bieten, was ihm 
Noth that? Es blieb also, sollte rasch zugegriffen und rasch geholfen 
werden, kein anderer Weg übrig als leihweise ein Museum zusammen- 
zustellen, den eigenen Erwerb der Zukunft überlassend. Und dieser Weg 
konnte mit Erfolg betreten werden, nachdem Se. Majestät der Kaiser mit 
erhabenem Beispiel vorangegangen war und alle seine Sammlungen leih- 
weise der neuen Anstalt zur Verfügung gestellt hatte. Wir brauchten nicht 
zu fürchten an verschlossene Thüren anzuklopfen. Kirchen, Klöster, Rath- 
häuser, öffentliche Sammlungen, die Kunstfreunde vor allen stellten willig 
im Museum aus, was von uns verlangt wurde. 
So konnten wir in den ersten Tagen des Mai 1864. mit zweitausend 
allerdings geliehenen Gegenständen das österreichische Museum für Kunst 
und Industrie in den von uns erweiterten Räumen des Ballhauses eröffnen. 
Die Gegenstände standen nun wohl da, eine Reihe der edelsten und 
kostbarsten Werke umfassend, und es fehlte ihnen auch nicht an Be- 
suchern in den engen, ausgefüllten Räumen. Allein, wenn auch wechselnd 
von Zeit zu Zeit, würden sie doch, wie alle anderen bisherigen Samm- 
lungen, für das Gewerbe und die Hebung des Geschmackes todt geblieben 
sein, wenn sich nicht die Lehre, das lebendige Wort ihnen hinzugesellt 
hätte. Obwohl Eitelberger Anfangs zwischen einem reinen Institut für die 
Kunstindustrie und einem allgemeinen Kunstmuseum schwankte - es 
stand das neue Museum in Berlin im Hintergrunde seiner Ideen -, so 
hielt er doch an dem Einen unverrückbar fest ein großes Bildungsinstitut 
nicht blos für das Gewerbe, sondern für das Volk, für alle Kreise zu 
schaden. Von diesem Gedanken dachte er weit vor und umfassend in die 
Zukunft, und von diesem Gedanken aus sah er wohl ein, dass die Gegen- 
stände, sich allein überlassen, der Aufgabe nicht genügen konnten. So 
wurde eineZeitschrift gegründet, die Mittheilungen des OesternMuseums, die 
freilich über die intimen Kreise nicht hinausgedrungen ist, doch gerade 
in diesen von solchem Einfluss und solcher Bedeutung war, dass sie als 
volle Autorität galt. Zum Zweiten wurde der Cyclus der öffentlichen 
Wintervorlesungen eingerichtet und unverdrossen in den unzulänglichen 
Räumen des Ballhauses fortgeführt, obwohl zu jeder Vorlesung zwei 
Gemächer ausgeräumt werden mussten. In diesen Vorlesungen wurden 
zum ersten Male die Principien ausgesprochen, welche sich seitdem ein 
gut Theil der Welt erobert und ein Stück moderner Cultur umgeschaifen 
haben. Zum Dritten - und auch dieser Gedanke Eitelbergefs erwies sich 
nach und nach von eminenter Bedeutung - wurde ein Atelier für Gyps- 
gießerei eingerichtet, das zunächst die Bestimmung hatte, die im Museum 
nur leihweise ausgestellten Gegenstände zu vervielfältigen und dadurch 
dem Wohnhause einen edlen und billigen Schmuck zuzuführen und dem 
Museum selber zu bewahren, was es seinem Besitzer wieder zurück 
erstatten musste. Bald aber trat ein Anderes hinzu. Diese Gypsabgüsse,
	        
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