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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 3)

Mähren, von den Museen aus Olmütz und Brünn; desgleichen sendet 
Agram außer den schönen kirchlichen Stickereien, welche ad der Aus- 
stellung in Pest viel bewundert wurden, auch  nationaler 
Hausstickereien. Die ungarische Abtheilung, geleitetwvurrFrau Sectionsräthin 
Herich in Pest, wird ebensowohl aus Hausindustrie wie aus Damen- 
arbeiten bestehen. Die Aufnahms-Jury wird gebildet von den Damen Frau 
Hoftäthin v. Eitelbe r ger, Frau Emilie Bach, Directrice der Fachsehule 
für Kunststickerei, Fräulein Therese Mirani, Lehrerin derselben Schule, 
Frau Pauline Kabilka, Kunststickerin, Herrn Franz Bollarth, Hof- 
lieferant, Herrn Prof. Oscar Beyer, Lehrer der Kunstgewerbeschule, 
Dr. Alois Riegl, Custos-Adjunct und Vorstand der Textilsarnmlugmm 
Oesterr. Museum. Die Liste der Anmeldungen ist geschlossen; neuwßul 
meldungen können so wenig angenommen werden wie Sendungen, welche 
nicht vorher angemeldet werden. Die Ausstellung wird Sonntag den 
12. März erötfnet werden. 
(Neu ausgestellt.) Eine kleine, aber sehr werthvolle Collection von älteren 
Erzeugnissen der Textilindustrie, meist der besten Zeit des 16. Jahrhundertes 
angehörig, hat Baron Alfred Springer im Saale IV des Oesterr. Museums zur zeitweiligen 
Ausstellung gebracht. Das vornehmste Interesse nehmen zwei gestickt: Panneaux in 
Anspruch, wahrscheinlich Ueberreste einer einstigen Rückwandverkleidung, die in der 
Technik der sogenannten burgundiscben Gewander gestickt sind. Bekanntlich herrschte 
in den Sechziger Jahren einige Zeit lebhafter Streit darüber, ob diese in der kaiserlichen 
Schatzkammer verwahrten Meßgewander des goldenen Vließes gestickt oder gewebt 
seien. Eine aus Fachmannern zusammengesetzte Commission stellte damals als Resultat 
eingehender Prüfung fest, dass man es mit Stickerei zu thun habe, die-in der Weise 
hergestellt wurde, dass man den Leinengrund völlig mit dicht nebeneinander gelegten 
Goldfätien bedeckte, über welche die Zeichnung in bunter Seide, in Gobelin-Manier 
gestickt wurde. Das gegenwärtig im Museum ausgestellte Specimcn dieser auf dem Hohe- 
punkte der Sticlrkunst stehenden Technik zeigt die Seidenfäden in Webestich stets über 
je zwei Goldfaden geführt, so dass sich Goldgrund und Seidenstickerei zu einander ver- 
halten wie Kette und Einschlag. ln den lichteren Partien sind die Stiche weniger dicht 
gesetzt, so dass der goldige Grund durchleuchtet; auch die Farben - grün, roth und 
blau - zeigen mehrfache Abtonung. Das Motiv der Stickerei ist decorativ aus Delphinen 
und Rankenwerk zusammengesetzt und von vollendeter Schönheit, doch ist das Stück 
mindestens 50 Jahre jünger als die burgundischen Gewlnder, die man in die erste Halfte 
des 15. Jahrhundertes zu versetzen pflegt. im Laufe_der Jahre sind die Ueberfaugstiche 
an mehrfachen Stellen verschwunden und in Folge dessen die Goldfaden lose geworden; 
von unverstandiger Hand wurde eine Restauration versucht, die den Genuss, namentlich 
beim ersten Blicke, merklich beeinträchtigt. Auch sonst enthält die Collection Bemer- 
kenswerthes, so namentlich eine Suite von Stickereien in Gold und bunter Seide auf 
weißem, silberdtirchwirktem Fond: italienische Arbeit etwa aus der Mitte des I6. Jahr- 
hundertes. Ein Rothsammt mit dem Wappen von Leon und Castilien dürfte dem Reiche 
Karl V. angehört haben; ein Altarantipendium von rother Seide mit Granatapfelmusterung 
in Goldbrocat tragt das Wappen des Cardinales Montalto, eines Zeitgenossen Sixtus V. 
Eine Reihe von Platt- und Applications-Stickereien entstammt ebenfalls dem Cinquecento. 
- Die Anfertigung von Zeichnungen nach einigen der genannten Objecte fur die Zwecke 
der Kunstgewerbeschule hat der Besitzer in der zuvorkommendsten Weise gestattet. - 
Ferner sind neu ausgestellt: Zwei große Wandkasten des 17. Jahrhundertes aus Holstein 
mit reicher Schnitzerei; - 9 Stück verschiedene Schüsseln in Majolica und Fayence, 
sammtlich Eigenthum des Herrn Ernst Weyden; - chinesische Stickerei auf Seide, 
Eigenthum des Frauleins M. Strahleclt. 
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate 
Februar von 8x16, die Bibliothek von 2769, die Vorlesungen von 676 Personen 
besucht. 
(Geschenk au das Museum.) Die Bibliothek des Museums hat von der indischen 
Regierung ein Prachtwerk in 10 Banden: Cole, H. H., Monographs on aneient Monuments 
of lndia, published by order ot the governor general in council for the ofiice of curator 
of ancient monuments in India, zum Geschenke erhalten. 
(Papyrus Erzherzog Rainer.) Seit dem 8. Februar l. J. ist 
diese Sammlung in die von dem k. k. Unterrichtsrninisterium dafür
	        
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