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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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Stockwerk oder es führt vom Dachboden eine Thür heraus. Auf der Brüstung des zierlich 
ausgeschnittenen Holzgeländers prangen Blumen, besonders die beliebten Nelkenstöcke mit 
den vollen dunkelrothen Blüten, daneben hängt Wäsche oder im Herbst am darüber 
angebrachten Gestänge Erbsen- und Bohnenstroh. Auch Samen, Obstschnitze oder was sonst 
an der Luft trocknen und dörren soll, gibt man auf langen Brettern auf das Ganggeländer. 
Über dem „Solder" unter dem First des weit vorspringenden Daches prangt der „Alm 
büschel", den die von der Alm heimkehrende „Stafelkuh" getragen hat. Er besteht im 
Oberinnthal aus einem Bündel von feingeschnittenen, sich lockenförmig aufrollenden Holz 
spänen, mit groben künstlichen Blumen und bunten Bändern geziert. Ihn überragt die 
„Palmlatte", die der Bub nach seiner Rückkehr von der Palmweihe durch eine Dachlucke 
herausgesteckt hat, damit durch die geweihten Zweige das Haus vor Blitz und sonstigem 
Unglück bewahrt bleibe. 
Die gemauerte Front oder Halbfront des Hauses schmücken häufig Madonnenbilder 
oder die Bilder von Heiligen, insbesondere bewährter Schutzpatrone. Manche Häuser sind 
von oben bis unten mit Gemälden überdeckt, so das hochinteressante Altwirthshaus in Ötz 
und das in ähnlicher Weise verzierte alte Gerichtsgebäude in Wenns am Eingang ins Pitz 
thal. Unter oder neben den Bildern, oft für sich allein steht der Hausspruch. Häufig findet 
er sich auch am Kranzbaum mit dem Namen des ersten Hausbesitzers und seiner Frau, 
sowie des betreffenden Zimmermanns nebst der Jahrzahl eingeschnitten und schwarz 
bemalt oder eingebrannt. 
Die Sprüche sind entweder religiösen Inhaltes, z. B.: 
Gott beschütze dieses Haus 
Und alle, die da gehen ein und aus. 
oder sie enthalten ernste und allgemeine Lebensregeln, die oft von ergreifender Schönheit 
und Tiefe sind, z. B.: 
Ich leb, weiß nicht wie lang, 
Ich sterb und weiß nicht wann, 
Ich fahr und weiß nicht wohin, 
Mich wundert, daß ich so fröhlich bin. 
Nicht selten finden sich auch Verse, welche der Kritisirsucht der Nachbarn Vorbeugen 
sollen, so die allbekannten: 
Wer will bauen an der Straßen, 
Muß die Leute reden lassen; 
Rede jeder, was er will, 
Ich wünsche jedem noch so viel. 
Zu dieser Ausschmückung der Außenseite des Hauses gehören auch die in die Scheune 
als Luftlöcher eingeschnittenen Zierrathen, als Herzen, Blätter, Ziffern, Buchstaben,
	        
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