MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

192 
oder die sich in alle ihre Lebensverhältnisse einmischende Orthodoxie von Byzanz. Der 
Bogumile brauchte keine Kirche; er kannte keine Hierarchie; die auserwählten Lehrer der 
Religion, die sogenannten Djeds oder Älteren, kamen ihnen wie Zauberer vor, die sie im 
Nothfalle anrufen und, wenn das nicht half, auch züchtigen durften; die Religion legte ihnen 
kein Hinderniß in den Weg, um ihren Gelüsten freien Lauf zu lassen. Nichts Abstoßendes 
war in dieser manichäischen Auffassung; gar bald paßten sie sich dieser Lehre an, und als 
im XII. Jahrhundert der ungarische Einfluß vereint mit dem Kreuze eindrang, fand er 
eine Bevölkerung, die sich bereits in die neue Religion eingelebt hatte. 
Nun begann der große Kampf zwischen dem Papstthum und dem Bogumilenthum 
und endete keineswegs mit dem vollständigen Siege der christlichen Idee. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn die große Macht, welche die ungarischen 
Ärpaden im XII. und XIII. Jahrhundert inne hatten, vereint mit der kräftigen katholischen 
Propaganda von Dalmatien aus zielbewußt die Ausrottung der Boguinilen ins Auge 
gefaßt hätte, diese unterlegen waren. Allein diese beiden Mächte verfolgten ihr Ziel von ver 
schiedenem Standpunkte aus, indem es dem Papstthume in erster Linie um die Verbreitung 
und den Sieg des Katholicismus zu thun war. Die ungarischen Könige hingegen, obzwar sie 
als gute Katholiken einsahen, daß die katholischen Interessen mit denen ihres Reiches sich 
deckten, bekämpften in erster Reihe den rebellischen Ban, den Vasallen, der sich gegen sie 
auslehnte. Daß dieser in ihren Augen auch ein Feind des Katholicismus war, verschärfte 
ihr Auftreten, aber leicht machten sie gegenüber der religiösen Propaganda Oppor- 
tunitütsgründe geltend, wonach man den Bogen nicht zu straff spannen sollte, damit 
die Bane nicht in die Opposition getrieben würden. Die Päpste hingegen, durch ihre 
Legaten unterrichtet, begnügten sich vollkommen mit dem religiösen Erfolge und trauten 
allzusehr dem Scheine, wenn der bogumilische Bosnjak, gedrängt von den ungarischen 
Herrschern, demüthig auf das Kreuz schwur und die Prediger gastlich aufnahm. Immer 
wiederholten die gewandten Bane diese Taktik, und immer hatte sie den gleichen Erfolg. 
Wenn die ungarischen Waffen einen Erfolg aufwiesen, wurden sie stets in Gottes Namen 
und um des Seelenheils so vieler zu bekehrenden Ungläubigen willen durch päpstliche 
Briefe aufgehalten, und so lebte der Bogumilismus schlecht und recht weiter. 
Zwischen diesen Machtsphären tritt die erste historisch bekannte Persönlichkeit Ban 
Kulin auf, der bis zum Jahre 1204 bald die Oberhoheit Ungarns anerkannte und den 
Katholicismus annahm, bald aber, der Mönche überdrüssig, als Bogumile lebte und sich 
durch Bündnisse mit Ragusa und seinen serbischen Nachbarn zu emancipireu suchte. 
Trotzdem hatte die ungarische Oberhoheit Wurzel gefaßt, weil in unmittelbarer Nähe die 
slavonischen Comitate an der Save, von ungarischen Geschlechtern als Gutsherren 
vertheidigt, immer zur Verfügung der Könige standen. Anderseits aber hatte auch der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.