wenn er selbst nicht mehr die Zeit fand, sich in sie zu vertiefen zu
eigener Arbeit, so regte er andere an und förderte ihre Arbeiten und
half denselben zur Publicität. So entstanden die Quellenschriften zur
Kunstgeschichte. Seinen eigenen, schon früher gefassten Plan einer aus-
führlichen Monographie über die Marcuskirche in Venedig, dem er noch
iahrelang in der Zeit des Museums nachhing, konnte er nicht mehr zur
Ausführung bringen.
Mehr aber noch als die Literatur der Kunstgeschichte beschäftigte
ihn das Kunstleben in Oesterreich und in Wien insbesondere. Als Mit-
referent für Kunstangelegenheiten im Ministerium des Unterrichts hatte
er sich ein Recht erworben, in alle diese Dinge mitzureden; als Patriot,
als guter Oesterreicher war er bestrebt, hier, wie einen Sitz der Kunst-
industrie, so auch einen Sitz der hohen Kunst zu Schafen. An allem,
was auf diesem Gebiete geschah und in den letzten zwanzig Jahren
geschalfen worden ist, hatte er den lebhaftesten Antheil. Kein monu-
mentaler Bau kam zu Stande, ohne dass er nicht ratbend und fördernd
mitgewirkt hätte; dass sie mit Werken der Plastik oder mit Malereien
großen Styls einen würdigen Schmuck erhielten, war er unablässig
bemüht. Die Dinge der Akademie der Künste, wie die der einzelnen vor-
ragenden oder der werdenden und wachsenden Künstler lagen ihm
gleicherweise am Herzen.
Alles das und noch manches Andere, wie z. B. die Vermehrung der
Theater in Wien, beschäftigte seinen Geist fast bis zum letzten Athem-
zuge. Aber wie das von lange her schon in ihm liegende Siechthum
vorschritt und die Krankheit, stoBweise kommend, ihm die Kräfte nahm,
so musste er auch wohl Eines um das Andere seiner Hand entsinken
lassen. Der Geist blieb immer sorgend, aber das Vermögen zur Aus-
führung aller der Pläne, die in dieser Ruhelosigkeit emporstiegen, war
schon längst dahin.
Und in den meisten Fällen ist es wohl kaum schade darum, dass
sie nicht zur Ausführung gelangt sind. Eitelberger hatte nicht blos mit
seiner Persönlichkeit, sondern mit dem Museum selbst über das Ziel
hinausgegrißen, welches diesem, seiner eigentlichen Bestimmung nach,
gegeben war, und es ist heute vielleicht Zeit, zu demselben zurück-
zukehren. Die Aufgabe ist zwar mannigfach eine andere geworden, aber
sie ist darum nicht minder bedeutend und nothwendig. Jene fortgesetzte
Anregung der ersten Jahre, für welche Eitelbergefs Natur und Charakter
wie geschaffen waren, das Erwecken des Interesses, die Hast und Athem-
losigkeit im ewig Neuen, das Aufwirbeln der Ideen, das Entzünden der
Geister, das Alles ist kaum noch erforderlich. Das lnteresse ist ja längst
lebendig; die Industrie arbeitet mit neuen Formen, mit geläutertem Ge-
schmack; Museen, Kunstinstitute, Schulen für das ganze Kunstgewexbe
wie seine einzelnen Zweige sind gegründet, selbst wohl mehmMalsii-es