gewartigen haben dürften. Auch an den durchaus neuen und stylrichtig entworfenen
Illustrationen der alten Bauten ist nichts auszusetzen; die modernen, im seinsolleaden
Charakter des Rococo etc. gehaltenen Titel, Vignetten etc. aber nehmen sich daneben
wenig gediegen aus. Man sieht, hinsichtlich der Imitation jener Spatstyle stehen unsere
heutigen Zeichner noch genau auf dem naiven Standpunkte, wie dereinst die Gothiker
in den Tagen des seligen Heideloif.
Einen ganz verschiedenen Charakter hat die Arbeit Ebe's. Der Verfasser ist
Architekt, Künstler, er verfügt nicht über eine geschichtliche Darstellungsweise]. sein
Werk ist mehr ein sehr reichhaltiger Katalog der in den Rahmen gehörigen Kunst-
schbpiungen, die er capitelweise zusammenfasst, nach geographischen und chronologischen
Gesichtspunkten gruppirt und mit einer Art allgemeiner Charaktetisirung versieht. Das
Gesammtprogramm Ebe's geht weiter als dasjenige des Gurlitfschen Werkes; er will
es nicht blos mit der Barocke und deren Nachfolgern zu thun haben, sondern widmet
seine Arbeit der Spatrenaissance, wie er es nennt. Damit kommen indess sehr ver-
schiedenartige Dinge in Einen Rahmen. Wir können uns mit dem Namen nicht ganz
befreunden. Die großen Theoretiker der italienischen Baukunst, Vignola, Palladio, ja
Correggio und Michelangelo, werden hier zur Spatrenaissance gerechnet, ebenso die
Schule von Fontainebleau, und derselbe Begriff soll aber auch Erscheinungen wie Fischer
von Erlach und Schlüter, ja auch Teniers und Ostade decken? Eine Eigenthümlichkeit
und Schwache des Verfassers ist die Methode endlosen Zusammenstellens von Stoff und
Facten, die aber in der Regel wenig verarbeitet, aus denen selten die letzten Schlüsse
gezogen werden. Dabei springt er oft ganz willkürlich von Ort zu Ort, wo er seine
Beispiele namhaft macht. Für Deutschland ist Ortwein's deutsche Renaissance fast seine
einzige Quelle. Die mangelhaftesten Partien bilden die Abhandlungen über die Maler,
wo eine dürftige Würdigung summt Verzeichniss der berühmtesten Bilder sich geradezu
a la Badeker ausnehmen. Ehe hat sich viel Mühe gegeben, um das Material reichlich
zu beschaEen, aber seine Kraft reicht sowohl vom Standpunkte des Kunsthistorikers als
des Aesthetikers nicht aus, dasselbe zu bewältigen und über die trockene Aufzählung
zu lebensvoller Darstellung des StoEes zu gelangen. Indessen glauben wir, dass er
besonders das Bedürfniss seiner Berufsgenossen im Auge hatte, welche zum Zwecke von
Reisen derlei praktische Aufzählungen suchen - dann ist die Bezeichnung: IKIIHSX-
geschichte der europäischen Länder von der Mitte des t6. bis Ende des 18. Jahr-
hunderts: aber wohl ein zu vollklingender Titel für das vorliegende Buch.
Wir können hier in's Einzelne nicht eingehen, müssen aber doch bemerken, dass
es uns um die Correctheit der Angaben Ebe's nicht immer ganz fest zu stehen scheint.
Als Probe eine Kritik seiner Angaben auf pag. 404, wo er von den Wiener Bauten
redet. Hier ist Alles voller Fehler; die Franciskanerkirche wurde nicht i6o3-16t4
erbaut, sondern nur an der Facade im Typus deutscher Renaissance modernisirt, der
Bau ist heute noch der alte gothische. Jene der Kapuziner ist künstlerisch ganz werthlos.
Die Bauzeit zum 1624: derjenigen von St. Theresia ist falsch. Die Universitatskirche
hat kein Kuppel- sondern ein Tonnengewolbe, das aber nicht auf 16 Marmorsaulen
ruht, sondern die I6 Stuccosaulen tragen nur den Architrav der Seitencapellen. Das
reichere Innere gehört nicht in die Zeit, welche Verf. pag. 404 behandelt, sondern in
den Anfang des 18. Jahrhunderts; die Lorenzkirche am Fleischmarkt, welche übrigens
nicht mehr existirt, gehört gar nicht hieher, denn sie war ein gothischer Bau. Den Leo-
poldinischen Tract der Hofburg lasst Ehe erst unter Maria Theresia entstehen, neben
Fischer von Erlach und Lucas Hildebrand nennt er als Hauptarchitekten Wiens - -wie
es die gesarnmte bisherige Literatur thut - Martinelli , der mit dieser Stadt gar nichts
zu thun hat, wie ich seinerzeit nachweisen werde, u. s. w. I.
a
Das neue Rathhaus in München, herausgegeben in 20 photogr. Bildern
mit Text, Aufriss und 4 Grundrissen vom Erbauer Georg Hauber-
risser. München, Autotypie-Verlag. Fol.
Hauberrissefs großes Werk, das neue Münchener Rathhaus, wird uns in dieser
Publication in seiner äußeren und inneren Erscheinung durch photographische Auf-
nahmen nach der Natur vorgeführt. Es ist jedoch nicht allein die bauliche Anlage und
Gestaltung, welche in meisterhaften Photographien zur Wiedergabe gelangt, sondern auch
die ganze innere Einrichtung, die Decoratinn des Vestibules, des Stiegenhauaes und der
Innenrlume aller Art, wodurch diese Publication zu einer vorwiegend kunstgewerhltchen